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Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Titel: Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Autoren: Nortrud Boge-Erli
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einer Hotelruine mit zerbrochenen Fenstern, endet die Straße an Betonpollern. Dahinter geht nur ein Fußweg weiter.
    Zurück? Nein.
    Schwungvolle Landung in einer Parklücke! Vor uns baden italienische Familien am steinigen Strand. Das Meer wirft kleine Glitzerwellen. Nicht mal das Parken kostet was. Null! Nada! Nichts.
    Zwei freundliche Schwarzhäutige in bunten Gewändern schleppen Strohtaschen über die Steine. Aus den Taschen wehen Tücher, baumelt Schmuck.
    Ein Eisverkäufer beschallt den Strand.
    Ich kaufe Waffeltüten mit Eisbällchen für mich und Lenni.
    Wir hocken auf zwei Betonklötzen. Schlecken.
    Sind wieder friedlich. Unter unseren Füßen murmeln die Steine.
    â€žWie lange brauchen wir bis nach Hause?“, frage ich vorsichtig.
    Leander schüttelt den Kopf. „Ich fahr nicht zurück. Das hab ich doch gesagt! Ich will die italienische Riviera entlang bis Nizza, dann in Frankreich weiter.“
    Mir fällt die Eistüte fast aus der Hand.
    â€žDas glaub ich jetzt nicht!“ Der Vulkan in mir kocht endgültig über. „Aber ICH will nach Hause. Und wie soll ich allein nach Hause kommen?“, kreische ich. Packe ihn an den Schultern.
    Schüttle ihn. „Du hättest mir gleich sagen müssen, dass du viele Wochen bleiben willst.“
    â€žDas hab ich gesagt. Aber du hast es mir nicht geglaubt.“
    â€žHab ich auch nicht. Du musst doch auch heim.
    Die Schule geht wieder los! Kapierst du denn nicht?“
    Er fasst meine Handgelenke und hält sie fest.
    â€žHör auf zu schreien! Ich wollte dich gar nicht mitnehmen. Du bist einfach mitgekommen.
    Du bist ja total hysterisch!“
    Ich reiße mich los, stolpere über die Steine.
    Wühle in meinem Umhängesack.
    Smartphone, na, los, wo bist du? Ah, hier.
    Pias Handynummer.
    Sie meldet sich sofort.
    â€žMay! Endlich! Seid ihr zurück?“
    Ihre liebe, süße, raue Stimme. In mir braut sich ein Tränen-Wolkenbruch zusammen.
    â€žWas? Immer noch in Italien? Pisa? Okay.
    Deine Eltern wollen einen Flug für dich buchen.
    He, das wird schon wieder. Die sind alle nur sauer auf Leander. Seine Eltern drehen total am Rad. Der Typ ist verrückt! May? Hörst du mich?“
    Ich drücke ihre Stimme weg.
    Pia! Was versteht sie schon von Liebe?
    Auf dem Display erscheint eine Nachricht:
    Marie-Helene, du nimmst den Flieger ab Pisa nach Stuttgart. Morgen 10.30 von Galileo Galilei aus.
    Wir haben den Flug für dich gebucht.
    Keine Ausreden. Es ist ernst!
    Mama und Papa.
    Okay. Ich schlucke alle Tränen hinunter und schreibe eine Antwort. Ich bin nicht hysterisch.
    Leander schließt den Jippi auf. „Tut mir leid, Maylin“, murmelt er.
    Ich schaue ihm direkt in die Augen. „Ich flieg morgen von Pisa aus heim. Ich will nicht, dass du noch mehr Ärger kriegst. Bringst du mich zum Flughafen?“

21. Fliegen und Abstürzen
    Wolken wie aus Watte unter mir. Innerlich bin ich voller Tränen. Es ist zu Ende.
    Leander hat mich vor dem Flughafen abgesetzt.
    Abgeladen. Ausgeladen wie ein Gepäckstück.
    Kein Küsschen rechts und links.
    â€žTschau, mach’s gut!“
    Weg war er. Ich hab meinen Rucksack zum Schalter geschleppt, an dem mein Ticket bereitlag.
    â€žIch flieg nur deinetwegen, Lenni!“ Ich hab es ihm hundertmal gesagt. Aber er hat sich nur stumm von mir weggedreht. Ich kenn keinen Menschen, der so verbockt schweigen kann.
    Der Flieger brummt gleichmäßig wie Papas Pkw auf der Autobahn.
    Seine Straße sind die Wolken. Durch sie stürze ich ab. Lenni hat mich aus seinem Leben geschmissen. Ich stürze ohne Fallschirm.
    Wenn ich unten ankomme, bin ich tot.
    Sie winken, sie lachen, sie rufen meinen Namen.
    Ich falle in ihre Arme. Gelandet. Hallo, Mami, hallo, Papi! Ich denke es nur. Sprechen kann ich nicht vor lauter Schluchzen.
    Dass sie so froh sind! Nur weil ich wieder bei ihnen bin!
    â€žDu machst Sachen!“ Pia fällt mir um den Hals. „Was meinst du, was hier los war? Du hast ja keine Ahnung!“
    Doch, hab ich. Aber ich kann nicht darüber reden. In meinen Ohren dröhnen die Stimmen meiner besorgten Eltern. Ihre langen Sätze, die vielen Wörter, hundert Millionen Fragen.
    Ich sehne mich nur nach Lenni. Wir hatten einen gemeinsamen Traum. Oder nicht? Wir hatten einander doch einfach nur lieb!
    Leanders Handy ist ausgeschaltet.
    Ich kann ihn nicht mehr erreichen.

    Die in meiner Klasse gucken
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