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Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Titel: Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Autoren: Nortrud Boge-Erli
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wie aus Eis, trotz zwei Paar Socken übereinander.
    Wir kriechen in die Schlafsäcke.
    Leander breitet außerdem eine dicke Wolldecke über uns beide. Meine Nase erstarrt langsam zum Eisklumpen, aber Leanders Hand auf meiner Stirn wärmt herrlich.
    Kaum liege ich, schlafe ich auch schon ein.

    Wo um alles in der Welt bin ich?
    Es ist stockdunkel!
    Irgendwo raschelt und trappelt es unheimlich.
    Hab geträumt, dass ich in der Schultoilette wäre, aber es gab keine Türen zwischen den einzelnen Kabinen und die Kloschüsseln hatte ein Monster mit riesigen Zähnen und grausamen Krallen abgerissen.
    Langsam werde ich wach.
    Ach ja, wir sind im Jippi.
    Irgendein Tier tappt übers Autodach.
    Jetzt ist es weg. Ich muss wirklich mal.
    Neben mir schnarcht Leander.
    Ich rüttle ihn. Er ist sofort wach.
    â€žDu, ich muss mal!“
    â€žKein Problem“, murmelt er, greift nach der Taschenlampe, beleuchtet die Türen und entriegelt sie.
    â€žNimm meine Crocs, die stehen draußen.“
    Ich wühle mich aus der kuscheligen Wärme. Eiskalte Luft schlägt mir entgegen.
    Schnell in die Riesenlatschen und hinter den nächsten Felsbrocken gehockt.
    Es ist gar nicht finster hier draußen.
    Ãœber mir der funkelnde Sternenhimmel.
    Leander steigt auch aus.
    â€žSiehst du die Milchstraße? Und da, den Großen Wagen!“
    Die Köpfe im Nacken, halten wir uns fest und warm. So fliegen wir durch alle Sterne des Universums.

    Morgens Kirschenküsse.
    Dann heißes Wasser dank Leanders Mini-Gaskocher.
    Abwechselnd trinken wir Schlückchen pechschwarzen, bittersüßen Pulverkaffee aus der blau getüpfelten Emailletasse.
    Dazu knabbern wir Butterkekse.
    Leander hat wirklich an alles gedacht.
    Nur nicht an die Bremsen.

15. Passfahrt
    Keuchend biegt der Jippi um die letzte Kehre. Wolken liegen wie Nebel über einem Gebäude aus grauen Feldsteinen und schweben überm See.
    Eine bunte Reihe aus Pkws parkt hier oben und die Biker sind tatsächlich auch schon startbereit. Fußgänger laufen wie blinde Schafe vor uns über die Straße.
    Leander bremst hart.
    Der Jippi klingt nicht nur wie ein landendes Flugzeug, sondern mindestens wie zwei!
    Allmählich krieg ich Angst.
    â€žShit“, knurrt Leander. „Die hinteren Bremsen sind im A…“
    â€žUnd was heißt das?“ Ich beiße mir auf die Zunge. Gleich geht es grausam steil bergab!
    Schon bergauf sind wir mehrmals höllenscharf am Abgrund entlanggestreift, wenn wir ausweichen mussten.
    Ich hab die Luft angehalten und nichts gesagt und es ging auch gut. Bis jetzt.
    â€žKeine Angst, Maylin.“ Leander klingt gelassen.
    â€žWir haben eine Motorbremse.“
    Er holt in der Haarnadelkurve weit aus.
    Bis zum linken Straßenrand.
    NEIN !!!
    In Zeitlupe sehe ich das Motorrad auf uns zukommen. Es wird – in der nächsten Sekunde – auf uns fliegen! Ich kneife beide Augen zu. Jetzt, gleich, sind wir tot!
    Der Jippi kreischt schrill, rüttelt, hoppelt und … steht. Dicht an dicht surren die Biker an uns vorüber!
    Mein Herz hat ausgesetzt. Nun pumpt es eine Monsterwelle aus Blut in meine Schläfen zurück.
    â€žKnapp“, murmelt Leander, den Kopf auf dem Lenkrad. „Verdammt knapp!“
    Ich trau mich erst jetzt, genauer hinzugucken.
    Ein Skiparkplatz! Mit Liftstation. Leander hat links in den leeren Parkplatz gelenkt!
    Im allerletzten Moment.
    â€žDu hast perfekt reagiert“, stottere ich.
    â€žBeinah wären wir hopsgegangen.
    Einfach weg und tot.“
    â€žGlück gehabt.“ Er wischt sich die lockigen Haare aus der Stirn. Schaut mich mit seinen großen graublauen Augen an. „Verdammtes Glück. Der Parkplatz war plötzlich da.
    Und ich hab den Lenker herumgerissen und drauf! Wenn ich den Parkplatz nicht gesehen hätte!“
    Er lacht, seine Zähne blitzen.
    â€žAber dieser bescheuerte Parkplatz WAR DA !
    Maylin, es ist nichts passiert! Nichts, gar nichts! Wir sind lebendig und lieben uns!“
    Er rutscht zu mir herüber, packt mich an den Schultern, zieht meinen Kopf an seine Brust.
    â€žHey, ist doch alles gut.“
    Aber mir laufen ganze Bäche aus den Augen und es schüttelt mich wie ein Erdbeben.
    â€žNie, nie schaffen wir es bis unten!“, heule ich.
    â€žDoch, wir schaffen das. Wir schaffen alles!“
    Er küsst meine Stirn und die Tränen von den Wangen.

16. Italia
    Und er behält Recht.
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