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Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Titel: Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Autoren: Nortrud Boge-Erli
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mich an, als hätten sie mich noch nie gesehen.
    Sie sagen: „Hi, Maylin.“ Dann grinsen sie verkrampft, drehen sich weg und reden über mich. Ich stummer Fisch krieg keine Luft.
    Fische atmen durch Kiemen. Sie brauchen Wasser. Meerwasser. Glitzerndes, blaues, weites Meer. Ich sehe es tief unter mir schimmern. Doch ich kann nicht eintauchen und schwimmen und atmen.
    Bei den Fahrrädern wird nie wieder Leanders Roller stehen. Nie wieder wird Leander seinen Helm abnehmen und die hellen Locken schütteln. Es gibt für mich kein Wollschaf mehr.

22. Liebe
    Warum mache ich das? Es ist Mittwoch, der dritte Schultag. Und blauer Spätsommer. Nach der Schule hab ich Pia Tschüss gesagt und ein klein bisschen gelogen und jetzt radle ich durch den Wald.
    Eigentlich muss ich nachmittags bei Pia sein.
    Damit meine Eltern beruhigt sind.
    Pia hat mich gleich skeptisch angeguckt.
    Sie hat mir nicht geglaubt. Sie muss mich bewachen, auf mich aufpassen.
    Heute aber ertrag ich nicht einmal Pia. Ich will zu Leander. Gucken, ob der Jippi im Hof steht.
    Auch wenn Leander mich hasst. Ich will wissen, ob er zurückgekommen ist. Ich hab so ein Gefühl.
    Vielleicht stimmt es ja.

    Der Bus, mit dem Klärchen vom Kindergarten gebracht wird, parkt in der Einfahrt. Sie hüpft aus dem Bus, ihre pinkfarbene Umhängetasche schwingt hin und her. Ihre Locken wehen.
    Sie entdeckt mich sofort und läuft auf mich zu und springt an mir hoch wie ein Hündchen.
    Sie jubelt und lacht und plappert drauflos.
    Ich lehne rasch das Rad an den Schuppen.
    Auch Leanders Oma winkt mir zu. Sie will Klärchen an der Hand nehmen. Aber Klärchen tobt wie ein Kobold.
    â€žIch muss erst der Maylin erzählen, was wir alles gespielt haben. Ich war nämlich heute das weiße Kaninchen bei Häschen in der Grube.“
    â€žSie hat dich sehr vermisst!“, sagt ihre Oma.
    Warum mache ich das nur? Ich beuge mich über Klärchen. Ich drücke und streichle sie.
    Endlich jemand, der mich einfach nur gernhat.
    Wir springen alle beide wie bescheuert im Hof herum.

    Als ich nach Hause fahre, radelt mir Pia entgegen.
    â€žWo warst du denn? Ich hab mir Sorgen gemacht!“
    â€žBrauchst du nicht, Pia. Mir geht’s gut. Ich hab mit Leanders kleiner Schwester gespielt.“
    â€žEcht?“
    â€žJa, ich hab sie total lieb.“
    Ich radle auch am Donnerstag durch die Felder und den Wald zu Klärchen. Und am Freitag.
    Ich weiß überhaupt nicht, was Lenni gegen seine Schwester hat. Sie ist niedlich und wild und gar nicht verwöhnt.
    Wenn sie aus dem Bus hüpft, laufen wir noch ein wenig die Dorfstraße entlang. Wir biegen bei der Linde in den Wiesenweg. Dann rennen wir um die Wette.
    Auf dem Rückweg singen wir: Weißt du, wie viel Sternlein steh-he-hen …
    Klärchen hat dieses Lied grad neu gelernt.

    Am Sonntag werde ich VIERZEHN .
    Dann bin ich kein Kind mehr, sondern eine JUGENDLICHE . Dann darf ich küssen, wen ich will.
    Aber Lenni ist nicht da.
    Mami und Papi fragen, ob ich Freunde einladen und eine Party machen will wie sonst auch.
    Aber ich will nicht. Ich radle lieber zu Klärchen.
    Als ich durch das Tor komme, bleibt mein Herz stehen. Der Jippi steht im Hof. Träume ich?
    Ein blond gelockter, braun gebrannter Leander schleppt soeben seine Schwester huckepack aus dem neuen Haus.
    Leander erstarrt. Klärchen jubelt.
    Ich lasse mein Rad fallen.
    Ich stürze auf beide zu.
    â€žHab’s nicht lange ausgehalten ohne dich“, knurrt Lenni. Er setzt Klärchen ab und nimmt mich fest in seine Arme.
    Klärchen drängelt sich natürlich zwischen uns.
    â€žSo ist die immer, diese höllische kleine Krabbe. Nie hat man Ruhe vor ihr!“
    Leander stemmt seine Schwester hoch, bis sie zappelt und kreischt, dass sie runter will.
    Abends gibt’s eine Überraschungsparty bei uns im Garten. Papi hat Lampions aufgehängt und Mami hat den Tisch auf der Terrasse gedeckt. Pia und ihre Eltern haben mitgeholfen.
    Pias Papa bewacht den Grill. Es duftet nach Kräutern und gegrillten Paprika und Soja-Würstchen. (Hab ich erzählt, dass Pia und ich schon lange keine toten Tiere mehr essen? Leider können wir unsere Eltern nicht davon abhalten, aber wir arbeiten dran.)
    Unsere alte Clique, Lucy, Eva, und Anne aus unserer Klasse, begrüßen mich strahlend. Dann rattert der Jippi vors Haus und Leander kommt mit seiner kleinen Schwester.
    Erst ist Klärchen etwas
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