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Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Titel: Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Autoren: Nortrud Boge-Erli
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euch in dieses Nest verschlagen?“ Gina hockt sich neben mich.
    â€žZufall“, behauptet Leander. „Einfach on the road .“
    â€žNee, kaputte Bremsen!“, widerspreche ich.
    Dass er mich als seine Schwester vorgestellt hat, ärgert mich total. „Kennt ihr hier eine Autowerkstatt?“
    â€žAch, hör auf damit, May!“ Leander tut großbrüderlich. „Die Trommeln hinten laufen nicht mehr ganz rund. Aber das passt schon.“
    â€žPasst überhaupt nicht!“ Ich sehe Gina Hilfe suchend an.
    Ihr schweigsamer Bruder macht endlich den Mund auf. „Giuseppe hat immer Schrottautos aufm Hof. Steig mal auf.“
    â€žGiuseppe ist unser Cousin. Hier hockt die ganze Sippe“, erklärt Gina und verzieht wieder so spöttisch ihre Lippen.
    Die Jungs knattern davon.
    â€žSchlaft ihr dadrin?“
    Sie begutachtet unser kuscheliges Nest.
    Sie äugt auch in den Suppentopf.
    Graue Schlieren von kalter Spargelpampe lagern auf dem Grund. Zu Hause würde ich so was zum Speien finden.
    â€žBrüder!“ Gina lacht. „Mit denen ist nicht gut Kirschen klauen.“
    Ich denke an die verbotenen Kirschenküsse
    und würge an meiner Enttäuschung.
    Wie kann Leander mich als kleine Schwester ausgeben?
    â€žIch bin überhaupt nicht seine Schwester“,
    platze ich heraus. „Der sagt das nur, weil ich erst dreizehn bin.“
    Ginas schwarze Augen kullern fast heraus.
    â€žO – ber – geil“, sagt sie. „Und deine Eltern haben dir nicht erlaubt, mit ihm einfach so …“
    Ich schüttle den Kopf.
    â€žWow, heftig. Du bist voll verknallt in den?“
    Tränen, bescheuerte Tränen drücken hinter meinen Augen. Ich blinzle sie weg, aber es hilft nicht, sie laufen schon.
    Gina legt den Arm um mich. „He, he, ich hätte dich auf fünfzehn geschätzt, falls dich das tröstet.“
    Ich muss noch mehr heulen. Gina fummelt ein Taschentuch aus ihrer Jeans und reicht es mir.
    Sie ist so lieb. Sie ist wie Pia. Und da muss ich erst recht schluchzen und schniefen, weil Pia mich vielleicht gar nicht mehr mag.
    Ich hab ihr nicht mal Tschüss gesagt.
    Und ich hab solche Sehnsucht nach ihrer rauen Stimme und überhaupt …

18. Gesucht
    â€žUnd warum hast du behauptet, ich wäre deine Schwester?“
    â€žHab ich das?“ Leander grinst vor sich hin.
    Pfeift die Melodie mit, die aus den Lautsprecherboxen dröhnt. Er ist total gut drauf.
    Für praktisch nix haben Mario und er Bremstrommeln aus einem Fiat mit Totalschaden aus- und in den Jippi eingebaut.
    Ich durfte unterdessen bei Gina duschen und ihre Mama hat mir superleckere Spaghetti gekocht.
    Verraten hat Gina mich nicht.
    Aber ich soll unbedingt meine Eltern anrufen, hat sie mir eingeschärft.
    â€žWenn Leander nicht mitmacht, steig in den nächsten Zug. Deine Eltern können ihn anzeigen, wenn ihr euch nicht meldet.
    Dann kriegt er mächtig Ärger.“
    Ich glaub nicht, dass meine Eltern Leander anzeigen würden. Ich kenn sie doch. Die machen sich vielleicht Sorgen, die tun streng, meckern rum. Aber mehr auch nicht.
    Und bald bin ich ja vierzehn.
    Aber ich bin sauer auf Leander, weil er mich als Schwester ausgegeben hat. Und er kapiert nicht mal, wie gemein das ist!
    Wir brettern schon den Passo del Cerreto hoch. Erst durch viele Tunnel, dann geht es in Haarnadelkurven weiter.
    Beim Restaurant auf der Passhöhe halten wir an und steigen aus. Wind zerrt an den Fahnen und an meinen Haaren.
    Ein Typ in Anzug mit Schlips (wie mein Pa, wenn er zur Arbeit fährt) guckt neugierig unser Nummernschild an.
    â€ž Signore “, sagt er zu Leander. „Sie werden gesucht!“
    Mir fährt der Schrecken in die Glieder.
    Jetzt ist es passiert!
    Leander reagiert cool. „Das kann nicht sein.“
    Aber der Typ, der etwas Deutsch spricht, wiederholt: „In Radio habe ich gehört Autonummer. Parenti suchen ragazzo und kleine ragazza . Du musst rufen zu Hause an, oggi stesso .“ Er lächelt. Macht mit den Fingern das Zeichen für Telefonieren. Winkt zum Abschied. „ Ciao! “
    â€žOh, mille grazie , danke vielmals“, ruft Leander ihm nach. Rasch steigen wir ein.
    Ohne Schleifgekreische rollen wir abwärts.
    Alles könnte so schön sein. Meine Bauchkrämpfe sind auch weg. Aber wenn ich nur an mein Handy denke, wird mir schlecht.
    Leander schweigt. Er grinst nicht mehr still vor sich hin.
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