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Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Titel: Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Autoren: Nortrud Boge-Erli
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Ohne Pia.
    Nur ich und mein Fahrrad. Und er kommt mir auf seinem Roller entgegen.
    Der Weg ist breit genug. Wir könnten aneinander vorbeifahren. Aber wie auf Kommando halten wir. Steigen nicht ab.
    Er schaut mich mit seinen blaugrünen Augen an. Wir stehen voreinander, halten die Lenker fest und es ist … es ist einfach magisch.
    Oder was wäre, wenn wir uns am Sonntag auf der Gartenschau begegnen? Er mit seinen Kumpels und ich mit meinen Freunden. Und die ganzen Beete und Pflanzen um uns herum.
    Wir lassen die anderen weitergehen.
    Sie merken es nicht. Wir sprechen kein Wort. Leander spürt, was ich denke. Und umgekehrt ist es genauso.
    Plötzlich sitzen wir ganz allein in einem Pavillon. Und umarmen uns.
    Was wäre, wenn er mich küsst?
    Ganz zärtlich.
    Es wäre WOW !

    Bisher hab ich Leander leider nie allein getroffen. Es ist in Wirklichkeit nichts, aber auch gar nichts Aufregendes passiert.
    Nur im Pausenhof gucke ich ihn heimlich an.
    Manchmal, morgens, trödle ich extra bei den Fahrradständern. Pia nervt dann und drängelt, damit wir nicht zu spät zum Unterricht kommen.
    Leander düst immer erst in letzter Minute zum Stellplatz der Roller. Ich höre das Geräusch, das sein Roller beim Bremsen macht, aus hundert anderen heraus!
    Manchmal klappt es und wir sind noch bei den Rädern. Dann wird es ein super Tag für mich.
    Am Dienstag war so ein Tag.
    Ich hab mich umgedreht und ihm zugenickt.
    So ganz beiläufig.
    Als ob er mich nicht wirklich interessiert.
    Er hat zwar geguckt, aber nichts gesagt.
    Dafür ein bisschen mit drei Fingern gewunken.
    Den Rest der Woche war Regenwetter.
    Wir konnten nicht auf den Hof hinausgehen und die Schüler vom Real- und Hauptschulzweig haben eigene Pausenhallen. Und darum habe ich ihn seit drei Tagen nicht mehr gesehen!
    1 Abdruck aus „Das Spiel ist aus“ in: Ingeborg Bachmann: Werke, Bd. 1. Gedichte © 1978 Piper Verlag GmbH, München mit freundlicher Genehmigung des Piper Verlags.

3. Spionage
    Es ist Samstag und die Sonne scheint endlich wieder.
    â€žAlso los, Maylin, sei kein Feigling“, krächzt Pia. Sie ist erkältet und ihre Stimme klingt noch rauer als sonst. Aber sie ist unternehmungslustig wie immer.
    â€žAli hat mir verraten, wo Mister Wollschaf wohnt. Ist ganz schön weit draußen in so ’nem Kaff.“
    â€žOch, ich weiß nicht, Pia. Was soll ich denn dort?“
    â€žIch weiß es aber! Du bist ja schon voll auf Entzug, weil du ihn drei Tage lang nicht mehr im Pausenhof anstarren konntest.“
    Pia hustet und zieht den Schal mit den türkisfarbenen Bommeln enger um den Hals.
    Fast alle in der Klasse husten und schniefen.
    Mich hat es zum Glück nicht erwischt.
    Aber ja, es stimmt, ich vermisse Leander total.
    Und neugierig bin ich auch, wie er wohl wohnt.
    Also gut. Ich geb nach und schwinge mich aufs Rad.

    Es ist warm. Haufenwolken segeln am Himmel.
    Wir fahren vorbei an knallgelben Rapsfeldern und seidengrünem Getreide, das sich wie Wasser wellt. Wahnsinn!
    Und der Wind duftet nach tausend Kräutern.
    Wir lassen die Siedlung mit den ostereierbunten Fertighäusern hinter uns. Pia und ich wohnen am Stadtrand. Unsere Eltern haben damals gleichzeitig gebaut. Seither sind wir Nachbarn.
    Und beste Freundinnen.
    Der Weg führt bergauf.
    Ich keuche hinter Pia her. Trotz ihrer Erkältung tritt sie wie ein Radprofi in die Pedalen.
    Kunststück mit den langen Beinen!
    Ich schalte in den ersten Gang und gebe mein Bestes.
    Auf dem Hügel tauchen wir ins Buchenwäldchen ein. Unglaublich hellgrünes Licht scheint durch die Baumkronen. Wir radeln die Straße entlang und nach der großen Kehre rollen wir aus dem Waldtunnel wieder in die Sonne.
    Vor uns das Kaff: vergammelte Bauernhöfe, dazwischen frisch renovierte Fachwerkhäuser.
    Vor dem popeligen Supermarkt stehen ein paar Rentner herum und quasseln.
    An der Bushaltestelle bremst Pia.
    â€žDas blaue Haus da vorn muss es sein.“
    Mein Herz bollert plötzlich wie verrückt.
    Und was jetzt?
    Pia stellt ihr Rad hinterm Wartehäuschen ab.
    Mit zittrigen Knien mache ich es ihr nach.
    Wie schrecklich, wenn Leander plötzlich aus der Haustür käme und uns sieht!
    Ich würde keinen Ton rausbringen.
    Drei Motorradfahrer düsen wie wilde Hummeln die Straße entlang. Ich zucke zusammen.
    Da sind sie schon an uns vorbei. Warum bin ich nur so schreckhaft?
    Ich fühle mich wie ein
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