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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name
Autoren: Sara Paretsky
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manövrierte, wenn er sich öffentlich Durhams Forderung widersetzte, aus der Resolution einen rechtskräftigen Beschluß zu machen.
    So interessant diese politische Frage auch war, im Augenblick konnte ich mich nicht damit auseinandersetzen, denn allmählich begannen meine Arme, sich gegen Calias Gewicht zu wehren. Außerdem wollte einer von Judsons Leuten unbedingt mit ihm reden. Also erklärte ich Al schnell die Sache mit Calia und Max. Er sagte etwas in sein Funkgerät, und schon wenige Minuten später tauchte eine junge Frau vom Sicherheitsdienst des Hotels zusammen mit Max auf, der mir Calia abnahm. Sie wachte auf und begann zu weinen. Max und ich hatten nur noch Zeit für ein paar geflüsterte Worte über die Diskussion, das Chaos vor den Hoteltüren und Calias Tag, bevor ich ihm die undankbare Aufgabe überließ, Calia zu beruhigen und sie zu seinem Wagen zu bringen. Während ich mich wieder im Schrittempo an den Demonstranten vorbei in Richtung Lake Shore Drive bewegte, nickte ich ein paarmal ein. Als ich schließlich Isaiah Sommers' Haus am Avalon Park erreichte, war ich zwanzig Minuten zu spät dran und unendlich müde. Er schluckte seine Verärgerung hinunter, und ich mußte mich sehr zusammenreißen, um nicht in seiner Gegenwart einzuschlafen.

2
    Bares für den Sarg
    »Wann hat Ihre Tante dem Bestattungsinstitut die Police gegeben?« Der schwarze Plastikschutz über dem Polster warf Wellen, als ich mich auf der Couch bewegte.
    »Am Mittwoch. Mein Onkel ist am Dienstag gestorben. Sie wollten ihn am Vormittag abholen, aber zuerst einen Nachweis sehen, daß sie das Geld für die Beisetzung hat, die am Samstag stattfinden sollte. Meine Mutter war bei meiner Tante und hat die Police unter Onkel Aarons Papieren gefunden, wo wir sie auch vermutet hatten. Er war in allen Dingen, den großen wie den kleinen, sehr genau. Das galt auch für seine Dokumente.«
    Sommers massierte seinen Nacken mit den großen Händen. Er war Dreher bei Docherty Engineering Works; von der täglichen Arbeit an der Maschine hatte er kräftige Nacken- und Schultermuskeln. »Tja, und dann haben sie meiner Tante, als sie am Samstag in die Kirche gekommen ist, gesagt, daß sie erst mit der Beisetzung anfangen, wenn sie ihnen das Geld gibt. Aber das habe ich Ihnen ja schon erzählt.«
    »Die Leute vom Bestattungsinstitut haben Ihren Onkel am Mittwoch abgeholt. Danach müssen sie der Versicherung die Policennummer durchgegeben haben, und die hat ihnen gesagt, daß die Versicherung schon ausbezahlt worden ist. Wie schrecklich für Sie alle. Wußte der Leiter des Bestattungsinstituts denn, an wen das Geld gezahlt worden war?«
    »Das ist ja genau der Punkt.« Sommers schlug sich mit der Faust aufs Knie. »Die haben behauptet, an meine Tante. Und sie wollten die Beisetzung nicht machen. Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt.«
    »Und wie haben Sie's dann angestellt, daß sie Ihren Onkel doch noch beigesetzt haben? Sie haben's doch geschafft, oder?« Ich stellte mir vor, wie Aaron Sommers in irgendeinem gekühlten Raum lag, bis die Familie dreitausend Dollar herausrückte.
    »Ich habe das Geld bezahlt.« Isaiah sah mit nachdenklichem Blick zum Flur hinüber: Seine Frau, die mich hereingelassen hatte, war in der Mißbilligung seiner Bemühungen für die Witwe seines Onkels ganz offen gewesen. »Glauben Sie mir, das war gar nicht so einfach. Aber machen Sie sich keine Sorgen um Ihr Honorar, das kriegen Sie. Und wenn Sie rausfinden, wer sich das Geld unter den Nagel gerissen hat, bekommen wir's ja vielleicht wieder zurück. Wir würden Ihnen sogar einen Finderlohn zahlen. Die Police war zehntausend Dollar wert.«
    »Einen Finderlohn brauchen Sie mir nicht zu geben, aber ich würde gern die Police sehen.«
    Er nahm ein Freiexemplar von Roots vom Beistelltischchen, unter dem sorgfältig gefaltet die Police lag.
    »Haben Sie eine Fotokopie davon?« fragte ich. »Nein? Dann schicke ich Ihnen die morgen zu. Sie wissen, daß mein Honorar hundert Dollar pro Stunde beträgt mit einem Minimum von fünf Arbeitsstunden, ja? Außerdem stelle ich sämtliche Spesen in Rechnung.«
    Als er zustimmend nickte, holte ich zwei Exemplare meines Standardvertrags aus meiner Tasche. Seine Frau, die offenbar direkt vor der Tür gewartet hatte, kam herein und las sie zusammen mit ihm durch. Während sie sich jeden Punkt einzeln ansahen, warf ich einen Blick auf die Police. Sie war von der Midway Insurance Agency im Auftrag der Ajax Life Insurance auf Aaron Sommers
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