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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name
Autoren: Sara Paretsky
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ausgestellt, und zwar, genau wie Isaiah gesagt hatte, schon vor etwa dreißig Jahren. Die Verbindung zur Ajax-Versicherung würde mir helfen, weil ich einmal mit dem Mann liiert gewesen war, der jetzt die Leistungsabteilung bei der Ajax leitete. Zwar hatte ich ihn schon etliche Jahre nicht mehr gesehen, aber vermutlich wäre er bereit, sich mit mir zu unterhalten. »In dem Punkt hier«, sagte Margaret Sommers, »heißt es, daß Sie das Geld nicht zurückerstatten, wenn wir die gewünschten Ergebnisse nicht erhalten. Habe ich das richtig verstanden?« »Ja. Aber Sie können mir jederzeit sagen, daß ich mit den Nachforschungen aufhören soll. Außerdem werde ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen, sobald ich etwas herausgefunden habe, und wenn ich das Gefühl habe, daß ich damit nicht weiterkommen werde, sage ich Ihnen das offen. Das ist auch der Grund für die Fünfhundert-Dollar-Minimum-Klausel: Wenn ich mit meinen Nachforschungen beginne und damit auf keinen grünen Zweig komme, weigern sich manche Leute zu zahlen.«
    »Hmm«, sagte sie. »Richtig finde ich das nicht, wenn Sie Geld verlangen und nichts dafür bieten.«
    »Keine Angst, ich habe meistens Erfolg.« Es kostete mich Mühe, aus Müdigkeit nicht unfreundlich zu werden, aber auf diesen Punkt hatten mich schon mehr Leute angesprochen. »Allerdings muß ich gestehen, daß es mir nicht immer gelingt, das herauszufinden, was die Leute hören wollen. Nach den ersten Nachforschungen kann ich abschätzen, wie lange ich brauchen werde, um den Fall abzuschließen. Manchmal wollen die Leute nicht so viel Geld investieren. Doch auch darüber können Sie frei entscheiden.«
    »Aber die fünfhundert Dollar von Isaiah behalten Sie auf jeden Fall.«
    »Ja. Das ist die Bezahlung für mein Fachwissen. Es ist ganz ähnlich wie bei einem Arzt. Auch der bekommt sein Geld, selbst wenn er Sie nicht heilen kann.« Ich habe Jahre gebraucht, so hartherzig - vielleicht auch nur so nüchtern - zu werden, daß ich ohne Verlegenheit Geld fordern kann. Ich erklärte ihnen, wenn sie die Sache noch miteinander besprechen wollten, könnten sie mich anrufen, sobald sie eine Entscheidung getroffen hätten. Ich würde aber die Police des Onkels erst dann mitnehmen und erst dann irgendwelche Telefonate führen, wenn sie meinen Vertrag unterzeichnet hätten. Isaiah Sommers sagte, er brauche keine Bedenkzeit mehr, Camilla Rawlings, die Nachbarin seiner Cousine, habe für mich gebürgt, und das reiche ihm. Margaret Sommers verschränkte die Arme vor der Brust und verkündete, solange Isaiah sein eigenes Geld für die Sache ausgebe, könne er tun, was er wolle; sie mache nicht die Buchhaltung für diesen geizigen alten Juden Rubioff, damit Isaiah ihre hartverdienten Dollars für seine nichtsnutzige Familie zum Fenster rauswerfe.
    Isaiah sah sie mit strafendem Blick an, unterzeichnete aber beide Exemplare des Vertrags und holte eine Rolle Geldscheine aus seiner Hosentasche. Er zählte fünfhundert Dollar in Zwanzigern ab und ließ mich nicht aus den Augen, während ich die Quittung ausstellte. Dann unterschrieb ich meinerseits die Verträge, gab einen Isaiah und steckte den anderen zusammen mit der Police in meine Aktentasche. Schließlich notierte ich mir die Adresse und Telefonnummer seiner Tante sowie die Angaben zu dem Bestattungsinstitut und erhob mich, um zu gehen.
    Isaiah Sommers begleitete mich zur Tür, aber bevor er sie hinter mir schloß, hörte ich Margaret Sommers noch sagen: »Ich hoffe bloß, daß du nicht zu mir gekrochen kommst, wenn du feststellst, daß du dein Geld sinnlos verschleudert hast.«
    Als er ihr eine wütende Antwort gab, war ich schon auf dem Weg zum Auto. In letzter Zeit hatte ich ein bißchen zuviel mit Verbitterung zu tun, zuerst bei den Streitereien zwischen Lotty und Max und jetzt bei der Auseinandersetzung zwischen Isaiah und Margaret Sommers. Bei ihnen schien der unfreundliche Tonfall ein Teil der Beziehung zu sein; allzuviel Kontakt mit ihnen wollte ich nicht haben. Ich fragte mich, ob sie Freunde hatten und wie diese Freunde sich verhielten, wenn die beiden aufeinander einzuhacken begannen. Hoffentlich entwickelten sich Max' und Lottys Scharmützel nicht in die gleiche Richtung.
    Mrs. Sommers' überflüssige Bemerkung über den geizigen alten Juden, für den sie arbeitete, hatte mich ebenfalls hart getroffen, weil sie mich an Max' und Lottys Streit darüber erinnerte, ob er bei der Konferenz der Birnbaum Foundation sprechen sollte. Was würde Margaret
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