Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

wenig Zeit, lasst uns langsam vorangehen.«
    Ruth Cohn
    Ich frage Klienten, die sich auf die Suche nach einem neuen Job begeben, immer, wann sie ihr Ziel erreicht haben wollen. Die beiden häufigsten Antworten sind: »Ich habe keine Zeit mehr! In zwei oder drei Wochen muss ich eine Entscheidung treffen« oder »Wie kann ich das sagen? Ich habe doch keine Ahnung, welcher Zeitpunkt realistisch ist«.
    Wenn jemand sehr unzufrieden ist und schon lange ohne Ergebnis über berufliche Veränderungen nachdenkt, kann ich seine Ungeduld verstehen und seinen Drang, möglichst sofort eine Entscheidung zu treffen. Wenn er sich aber heute endlich Unterstützung holt und konstruktiver als bisher vorgehen möchte, wäre es doch dumm, sich ausgerechnet jetzt die Daumenschrauben anzulegen! Denn gerade, weil diese strukturierte Vorgehensweise für die meisten Menschen ungewohnt ist, brauchen sie ausreichend Zeit.
    Selbstverständlich kann es geschehen, dass jemand sehr schnell, vielleicht schon durch das Lesen dieses Buches, auf eine richtig gute Jobidee kommt. Das ist natürlich toll – aber wohl eher die Ausnahme. Meistens dauert so ein intensiver Suchprozess, wie ich ihn im Coaching |221| anleite, mehrere Monate. Verspüren Sie auch den inneren Druck, dass möglichst sofort etwas geschehen muss? Dann bedenken Sie doch bitte, dass Sie den Job, der wirklich zu Ihnen passt und der Sie erfüllt, wahrscheinlich viele Jahre ausüben werden. Ist es dafür nicht sinnvoll, sich heute die Zeit zu nehmen, die es braucht?
    Menschen geraten immer wieder in dieselben unbefriedigenden beruflichen Situationen, weil sie sich zu schnell entschieden haben. Und leider haben viele die Neigung, diesen Fehler immer wieder zu begehen – weil sie ganz schnell eine Veränderung wollen. Wenn Ihr Ziel ist, eine grundlegende Entscheidung über Ihren weiteren beruflichen Weg zu treffen, und wenn Sie bei der Lektüre dieses Buches gemerkt haben, dass dafür noch einige Aufgaben zu erledigen sind: Nehmen Sie sich bitte mindestens drei Monate Zeit für dieses Projekt.
    Vielleicht denken Sie aber auch, dass Sie erst einmal loslegen können und es vielleicht ja doch schneller geht? Diese Herangehensweise hat einen Haken: Ihre Ungeduld wird sich nämlich oft und gern bei Ihnen melden und von Ihnen fordern, doch endlich eine Entscheidung zu treffen. Und dieser permanente Druck wäre nicht sehr konstruktiv! Wenn Sie sich aber auf einen Entscheidungszeitpunkt festlegen, können Sie Ihre Ungeduld leicht vertrösten, weil dieser Schritt erst am Tag X ansteht. Glauben Sie mir: Auf diese Weise wirkt ein Zeitplan mit einem definierten Zieldatum sehr entlastend.
    Folgende Punkte sollten Sie bei Ihrem Projektzeitplan berücksichtigen:
Visualisieren Sie Ihren Zeitplan. Hilfreich ist eine Tafel oder ein Whiteboard, sodass Sie Veränderungen leicht vornehmen können. Oder verwenden Sie kleine Karten auf einer Pinnwand, die Sie schnell umstecken können. Wichtig ist, dass der Plan gut sichtbar ist und Sie Ihr Projekt wirklich nicht »aus den Augen« verlieren können. Er soll Ihnen und dem Projekt schließlich Struktur und mentale Orientierung geben.
Tragen Sie als – vorläufigen – Endpunkt den Tag Ihrer Entscheidung ein. Alle vier Wochen sollten Sie sich einen Kontrolltermin vermerken, an dem Sie den Stand Ihres Projekts überprüfen.
|222| Überlegen Sie, welche Arbeitsphasen wie viel Zeit brauchen könnten, und tragen Sie diese in den Plan ein – auch wenn das nur auf ungefähren Schätzungen beruht.
Selbstverständlich können alle Eintragungen und Termine verändert werden, wenn es Ihnen notwendig erscheint. Wichtig ist nur, dass der Plan immer auf dem neusten Stand ist – sonst nehmen Sie ihn nicht mehr ernst, und er verliert seine Funktion.
Tragen Sie auch gern kleine Termine und Vorhaben ein – denn je mehr Punkte Sie erreichen und abhaken können, desto größer wird Ihre Motivation sein.
    Schließlich bleibt noch die wichtige Frage: Wie viel Zeit wollen und können Sie in einer normalen Arbeitswoche für Ihr Projekt investieren? Sie sollten mindestens einen, besser zwei feste Projekttermine von einer oder mehr Stunden pro Woche einplanen, an denen Sie ungestört dieser Arbeit nachgehen können. Je weniger Zeit Sie wöchentlich haben, desto länger wird das Projekt wahrscheinlich dauern – und desto größer wird das Risiko, dass Sie die Lust oder den Faden verlieren.
    Können Sie sich unmöglich vorstellen, so viel Zeit zur Verfügung zu haben? Dann sollten Sie