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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul
Autoren: Jason Dark
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sollten nicht mit einem Messer spielen.«
    Sie stand geduckt vor mir. Ihr Busen hob und senkte sich bei jedem Atemzug. Aus ihrer Haltung sprühte mir offene Feindschaft und Hass entgegen. »Das wirst du bereuen, verdammter Hund! Das war deine letzte Tat. Der Ghoul wird dich…«
    »Er wird gar nichts.« Ich wechselte das Thema. »Wolltest du nicht das Kreuz haben, Eve? Du kannst es dir holen.«
    Diesen Spott vertrug sie nicht. Kopfschüttelnd ging sie drei Schritte zurück. »Er wird kommen!« versprach sie mir, »und er wird dich vernichten, Sinclair!«
    »Ich warte auf ihn!«
    Eve Bennett drehte den Kopf nach rechts. Ich nahm an, dass in dieser Richtung auch das Grab ihrer Mutter liegen musste. Aber steckte auch dort der Ghoul?
    Von ihm war nichts zu sehen. Dabei hatte ich ihn als ein monströses Monstrum erlebt, für das es nicht so einfach war, ein Versteck zu finden. Andererseits konnte man die Ghouls auch als sehr variable Dämonen bezeichnen, die sich von der Gestalt her veränderten. Vielleicht hatte er sich ausgebreitet und klebte nun zwischen den kahlen Ästen oder den Gebüschen an der anderen Seite des Friedhofs.
    Es war alles möglich.
    Und es begann.
    Keiner von uns hatte daran gedreht. Der Ghoul musste bemerkt haben, dass es für ihn ins Finale ging. Ich jedenfalls nahm den penetranten und widerlichen Leichengeruch wahr, der wie ein unsichtbarer Schleier über den Friedhof wehte.
    Auch Eve hatte ihn gerochen. Sie war stehen geblieben, drehte den Kopf so heftig, dass ihre Haare flogen. Und plötzlich begann sie zu lachen.
    »Er kommt, er ist da, und dein Ende naht, Sinclair…«
    Sie hatte recht, er kam tatsächlich!
    Zuerst sah ich nur die feinen Streifen. Sie drangen aus der Erde. Wahrscheinlich dort, wo sich Martha Bennetts Grab befand. Demnach musste es sich der Ghoul auch als Versteck ausgesucht haben. Es war ein dünner Rauch, der aus dem Grab stieg und sehr schnell vom Wind zerflattert wurde. Eve Bennett beobachtete dies mit sichtlichem Vergnügen. Sie war sicher, dass ihr nichts mehr passieren konnte, aber ich wollte die Rückkehr des Ghouls schon im Keim ersticken. Wenn ich mich beeilte, konnte ich das Grab noch vor seiner Rückkehr weißmagisch versiegeln.
    Ich startete und lief über die weiche Friedhofserde, in der meine Schuhe fast versanken. Eve Bennett tat nichts, um mich aufzuhalten. Sie war sich ihrer Sache sicher, und das konnte sie auch sein, wie ich wenig später zu spüren bekam.
    Vielleicht trennten mich noch drei, vier Schritte von der Grabstätte, als diese aus der Tiefe her plötzlich einen immensen Druck bekam. Es war ähnlich wie in der Fabrikhalle, als die viereckige Abdeckplatte plötzlich wegflog. Hier brach das Grab auf!
    Zuerst sah ich nur die gewaltigen Brocken. Erde, Lehm und Sand fegten in die Luft, begleitet von einem gewaltigen Berg aus grüngelbem Schleim. Es war eine massige, ungewöhnliche Woge, die mich noch nicht erwischte, denn zuerst prallten die Grassoden und der Lehm gegen mich. Nasse Erde ist schwer, das stellte ich in diesem Moment fest, als ich fast von den Beinen gerissen wurde. Ich drehte mich nach rechts, schaute für einen Moment in das triumphierende Gesicht des Mädchens und wollte weglaufen.
    Die Schleimwoge war schneller. In dieser stinkenden widerlichen Ghoulmasse wurde ich von den Beinen gerissen und landete am Boden. Luft bekam ich kaum noch, überschlug mich und hatte das Gefühl, alles wäre aus.
    Dann hob man mich hoch. Wie ein Korken fegte es mich in die Luft. Ich hatte das Gefühl, von einer gewaltigen Faust gepackt zu werden, rollte mich zusammen, fiel wieder und prallte auf die Friedhofserde. Trotzdem schüttelte mich der Aufprall durch, so dass ich in den folgenden Sekunden ziemlich benommen war. Das nutzte Eve Bennett aus. Sie und der Ghoul waren ein eingespieltes Team. Bevor ich es verhindern konnte, hatte mich das Mädchen erreicht und warf sich über mich.
    Ich hörte sie sprechen und Drohungen ausstoßen. »Wenn ich jetzt mein Messer gehabt hätte, hätte ich dir die Kehle durchgeschnitten.« Während sie das sagte, untersuchte sie mich mit flinken Fingern, fand das Kreuz und nahm es mir ab.
    »Ich habe es!« brüllte sie. »Verdammt ich habe es! Endlich!« Sie lief von mir weg. Ich konnte sie nicht mehr halten und richtete mich - immer noch benommen - auf. Breitbeinig musste ich mich hinstellen. Dann sah ich den Ghoul! Er wuchs und wuchs!
    Schon einmal hatte ich ihn so gesehen. Überall auf dem Grund zog sich der Schleim zurück,
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