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Idoru

Idoru

Titel: Idoru
Autoren: William Gibson
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    »Wohin?« fragte der Fahrer, ein Schwarzer mit einer weiten -23—
    Nylonjacke und einer schlichten Stoffmütze.
    »SeaTac«, sagte Chia und drückte die Schultern in den Sitz.
    Beim Wegfahren kamen sie an dem alten Lexus vorbei, den die Nachbarn auf Betonblöcken in der Auffahrt stehen hatten.
     
    Flughäfen waren frühmorgens unheimlich. Sie hatten etwas Hohles, das sich auf einen herabsenken konnte, etwas Trauriges und Leeres. Korridore und Menschen, die in sie hineingingen. Chia stand in der Schlange hinter Leuten, die sie noch nie gesehen hatte und nie wiedersehen würde, Tasche über der Schulter, Paß und Ticket in der Hand. Sie hätte gern noch eine Tasse Kaffee getrunken. In ihrem Zimmer war eine, in der Espressomatic. Die hätte sie ausleeren und saubermachen sollen, denn jetzt würde es da drin schimmeln, während sie weg war.
    »Ja?« Der Mann hinter dem Tresen trug ein gestreiftes Hemd, eine Krawatte, auf der sich in diagonalen Zeilen das Air-Magellan-Logo wiederholte, und einen grünen Jadeknopf in der Lippe. Chia fragte sich, wie seine Unterlippe aussah, wenn er ihn rausnahm. Würde sie nie tun, dachte sie, wenn sie so einen hätte. Sie gab ihm ihr Ticket. Er nahm es seufzend aus der Mappe und signalisierte ihr damit, daß das eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre.
    Sie sah zu, wie er mit einem Scanner über das Ticket fuhr.
    »Air Magellan Einsnullfünf nach Narita, Touristenklasse, mit Rückflug.«
    »Stimmt«, sagte Chia in dem Versuch, ihm behilflich zu sein.
    Er wirkte nicht erfreut.
    »Reisedokument.«
    Chia gab ihm ihren Paß. Er sah ihn an, als hätte er noch nie einen gesehen, seufzte und steckte ihn in einen Schlitz auf seinem Tresen. Die Aluminiumränder des Schlitzes waren -24—
    ramponiert, und jemand hatte sie mit transparentem Klebeband abgedeckt, das mittlerweile schmutzig war und sich ablöste.
    Der Mann schaute auf einen Monitor, den Chia nicht sehen konnte. Vielleicht würde er ihr mitteilen, daß sie nicht fliegen könne. Sie dachte an den Kaffee in ihrer Espressomatic. Er würde noch warm sein.
    »Dreiundzwanzig D«, sagte er, während sich eine Bordkarte aus einem anderen Schlitz schob. Er zog ihren Paß heraus und gab ihn ihr zusammen mit dem Ticket und der Bordkarte.
    »Flugsteig 53, Halle Blau. Irgendwas anzumelden?«
    »Nein.«
    »Flugreisenden kann nach dem Sicherheitscheck auf noninvasive Weise eine DNA-Probe entnommen werden«, sagte er, wobei die Worte alle miteinander verschmolzen, da er es nur sagte, weil das Gesetz es so verlangte.
    Sie steckte Paß und Ticket in die Spezialtasche in ihrem Parka. Die Bordkarte behielt sie in der Hand. Sie machte sich auf die Suche nach der Halle Blau. Dazu mußte sie nach unten und einen der Züge nehmen, die Ähnlichkeit mit einem waagrecht fahrenden Aufzug hatten. Eine halbe Stunde später hatte sie eingecheckt und betrachtete die Siegel, mit denen man die Reißverschlüsse ihres Handgepäcks versehen hatte. Sie sahen wie gummiartige, rote Bonbonringe aus. Chia hatte nicht damit gerechnet, daß sie das tun würden; sie hatte gedacht, sie könnte eine Zahlstation in der Abflughalle finden, sich anschließen und dem Club ein Update verpassen. Ihr Handgepäck wurde nie versiegelt, wenn sie zu ihrem Onkel nach Vancouver flog, aber seit dem Abkommen war das ja kein richtiges Ausland mehr.
    Sie fuhr auf einem Gummilaufband zum Flugsteig 53, als sie weiter vorn das Blaulicht blinken sah. Soldaten, und eine kleine Sperre. Die Soldaten ließen die Leute in einer Reihe Aufstellung nehmen, als sie vom Laufband traten. Sie trugen -25—
    Kampfanzüge und wirkten nicht viel älter als die Jungs in ihrer letzten Schule. »Mist«, hörte sie die Frau vor ihr sagen, eine Blondine mit einem Wust von Haaren, in die offensichtlich Haarteile eingeflochten waren. Volle rote Lippen, mehrere Schichten Mascara, bis dorthinaus gepolsterte Schultern, winziges Röckchen, weiße Cowboystiefel. Wie diese Countrysängerin, die ihre Mutter mochte, Ashleigh Modine Carter. Irgendwie netzkappenmäßig, aber mit Kohle.
    Chia trat vom Ende des Laufbands herunter und reihte sich hinter der Frau ein, die wie Ashleigh Modine Carter aussah.
    Die Soldaten nahmen Haarproben und steckten die Pässe der Leute in einen Schlitz. Chia nahm an, daß sie auf diese Weise überprüfen wollten, ob man wirklich derjenige war, als der man sich ausgab, weil die DNA im Paß enthalten war, in eine Art Strichcode konvertiert.
    Das Prüfgerät war ein kleiner silberner
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