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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Autoren: William Gibson
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geschah. Sie gingen beide zu Boden, und Rydell sah, wie die Chain Gun durch ein Loch fiel, das man für ein Bündel Abwasserschläuche in den Boden gesägt hatte. Er verkrampfte sich in Erwartung der Explosion, wenn das Ding unten aufschlug, aber sie blieb aus.
    »Schau«, sagte Chevette, rappelte sich auf und zeigte hin, »wir sind am Fuß von Skinners Turm. Versuchen wir, raufzukommen.«
    »Da kommen wir nicht mehr runter«, protestierte Rydell. Seine Seite brachte ihn um, als er aufstand.
    »Da gibt’s aber auch nichts, was brennen könnte«, sagte sie, »sobald man an dem Hydrokulturladen vorbei ist.«
    »Und was ist mit dem Rauch?«
    »Das kann man nicht wissen«, erwiderte sie, »aber hier unten erwischt er uns garantiert.« Sie sah ihn an. »Tut mir leid, Rydell.«
    »Was?«
    »Dass ich versucht hab, dir die Schuld an all dem zu geben.«
    »Hoff ich jedenfalls, dass es nicht meine Schuld ist«, sagte er.
    »Wie ist es dir ergangen?«

    Rydell grinste unwillkürlich, weil sie ihn das jetzt fragte.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte er.
    Sie zögerte. »Du mir auch.« Dann ergriff sie wieder seine Hand und steuerte auf die Plastikbahn um den Fuß des Kabelturms zu. Es sah aus, als hätte sich jemand den Weg herausgeschnitten. Chevette trat durch einen anderthalb Meter hohen Schlitz. Rydell bückte sich und folgte ihr. Hinein in warme Dschungelluft und Kunstdüngergeruch. Aber hier war ebenfalls Rauch, er wirbelte unter dem grellen Schein der Treibhauslampen. Chevette fing an zu husten. Schatten von Menschen auf der Flucht liefen über das durchscheinende Plastik. Chevette ging zu einer Leiter und begann hinaufzusteigen. Rydell stöhnte.
    »Was ist?« Sie hielt inne und schaute zurück.
    »Nichts«, sagte er und kletterte hinter ihr her, biss sich jedes Mal, wenn er die Arme heben musste, auf die Lippen.
    In der Ferne hörte er Sirenen, eine seltsame, anschwellende Kakophonie, Geräusche, die miteinander verschmolzen, sich verwoben und wieder trennten, wie ein Konzert von Roboterwölfen. Ob es in den Minuten nach dem Little Big One wohl auch so geklungen hatte?
    Er wusste wirklich nicht, wie weit er auf dieser Leiter kommen würde. Sie war aus Metall, mit diesem Superkleber, den sie hier benutzten, an die Wand gepappt, und als er hochschaute, sah er Chevettes plastikbesohlte Füße durch eine dreieckige Öffnung verschwinden.
    Und merkte, dass er lächelte, denn sie war es wirklich, das waren wirklich ihre Füße, und sie hatte gesagt, er habe ihr gefehlt. Der Rest des Weges kam ihm gar nicht mehr so schwer vor, aber als er durch das Loch oben kam und sich an den Rand setzte, um zu verschnaufen, sah er, dass sie angefangen hatte, den schrägen Träger hinaufzusteigen, wobei sie sich zu beiden Seiten der stumpfzahnigen Schiene festhielt, auf der die kleine Gondel fuhr, die er oben ausmachen konnte.

    »Du lieber Himmel«, entfuhr es Rydell, als er sich vorstellte, dass er ihr folgen musste.
    »Bleib da«, sagte sie über die Schulter hinweg, »ich versuch, sie runter zu bringen.« Rydell sah ihr nach und machte sich Sorgen wegen des Schmierfetts, aber sie kletterte immer weiter, und kurz darauf war sie oben und stieg in die Gondel, die von seiner Position aus wie einer der Müllcontainer hinter dem Lucky Dragon aussah, nur kleiner.
    Rydell hörte einen Elektromotor aufheulen. Mit einem knarrenden Geräusch setzte sich die kleine Gondel mit Chevette darin in Bewegung und kam herunter.
    Er stand auf, und der Rauch geriet ihm in die Lungen. Seine Seite stach jedes Mal, wenn er hustete.
    »Da oben war jemand«, sagte sie, als sie unten ankam. »Das sieht man am Schmierfett. Ich bin vorhin schon mal hier gewesen und hab mich umgeschaut, und da war Staub drauf.«
    »Wahrscheinlich wohnt da jemand«, sagte Rydell und ließ den Blick über die dunklen, dünnen Wände schweifen, die den Turm von der Plattform aus, auf der er stand, bis auf dreieinhalb Meter Höhe umschlossen. Er stieg in die Gondel, und Chevette drückte auf einen Knopf. Die Gondel ächzte und knarrte und setzte sich am Träger aufwärts in Bewegung.
    Das Erste, worauf Rydell nicht vorbereitet war, als sie über die abschirmende Wand hinauskamen, war das Ausmaß des Brandes. Es sah aus, als stünde das Ende an der Bryant komplett in Flammen; riesige schwarze Rauchwolken stiegen in den Nachthimmel auf. Durch sie hindurch sah er die Lichter von Rettungswagen – es waren Dutzende, wie es schien –, und über dem Knarren des Zahnrads hörte er immer noch das
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