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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Autoren: William Gibson
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noch immer die Waffe in der Hand, aber sie war nicht mehr auf Rydell gerichtet.
    Sie konnte den festgetrockneten Asphalt auf dem Dach riechen, und ihr fiel wieder ein, wie sie ihn mit Skinner an einem heißen, windstillen Tag aufgetragen hatte, wie sie den Metalleimer mit Teer darin auf einem Propangaskocher erhitzt hatten.
    Die Welt, die Skinner mit erbaut hatte, brannte jetzt, und sie und Rydell würden vielleicht mit ihr verbrennen, aber der Junge mit den ausrasierten Schläfen war abflugbereit.
    »Kommst du damit bis zum Embarcadero?«
    »Locker«, sagte er. Sie sah, wie er die Schusswaffe in die Tasche seiner schwarzen Jacke steckte, mit beiden Händen die Stange packte und den Gleiter hochhob, der sofort von der Brise erfasst wurde. Er trat in den Wind und erinnerte sie dabei irgendwie an eine dahinstolzierende Krähe, einen dieser großen Rabenvögel, die sie in ihrer Kindheit in Oregon gesehen hatte. Jetzt war er nur noch ein, zwei Meter vom Rand entfernt, auf der Seite von Skinners Bude, die zum China Creek hin lag. »Du und dein Freund hier, ihr habt mir einen Haufen Schwierigkeiten bereitet«, sagte er, »aber jetzt werdet ihr entweder verbrennen oder ersticken,
also sind wir wohl quitt.« Er schaute geradeaus und machte einen Schritt nach vorn.
    Und Chevette war auf den Beinen, ohne auch nur im Geringsten eine bewusste Entscheidung getroffen zu haben, und zog im Laufen das Messer, das Skinner ihr hinterlassen hatte. Und ließ es herabsausen, als er sich vom Rand abstieß, durchtrennte das schwarze Gewebe in einem Dreiviertelschnitt fast vom Mittelpunkt aus geradewegs durch den hinteren Rand.
    Er gab keinen Laut von sich, als er flatternd in die Tiefe stürzte, immer schneller, wie ein Blatt kreiselnd, bis er gegen etwas prallte und verschwand.
    Sie merkte, dass sie ganz am Rand stand, mit den Schuhspitzen über dem Abgrund, und trat einen Schritt zurück. Sie betrachtete das Messer in ihrer Hand, das von den gehämmerten Gliedern der Motorradkette darin eingeschlossene Muster. Dann warf sie es über den Rand, drehte sich um und kniete sich neben Rydell. Sein Kopf blutete aus einer Wunde irgendwo oberhalb des Haaransatzes. Er hatte die Augen offen, schien aber Schwierigkeiten zu haben, seinen Blick zu fokussieren.
    »Wo ist er?«, fragte Rydell.
    »Nicht den Kopf bewegen«, sagte sie. »Er ist weg.«
    Der Wind drehte und trug so dicken Rauch heran, dass die Stadt verschwand. Sie mussten beide husten.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, brachte Rydell heraus und drehte mühsam den Hals.
    Sie glaubte, es wäre das Geräusch des Feuers, aber dann wurde es zu einem stetigen Brummen, und sie hob den Blick und sah genau auf gleicher Höhe mit ihr, wie es schien, die häuserblockgroße, unförmige Nase eines schmieriggrauen Frachtzeppelins, OMAHA TRANSFER stand in zehn Meter hohen Lettern darauf. »Ach du Scheiße«, hauchte sie, als das Ding über ihnen war, sein glatter, unglaublich riesiger Rumpf so nah, dass sie ihn hätte berühren können.

    Und dann warf er seine Ladung ab, an die acht Millionen Liter reines Eiswasser, die für die Städte südlich von Los Angeles bestimmt gewesen waren, und ihr blieb nichts anderes übrig, als sich an Rydell festzuklammern und den Mund gegen das Gewicht und den Druck des Wassers zu schließen, und dann war sie irgendwo anders und trieb dahin, und es schien so lange, so endlos lange her zu sein, dass sie geschlafen hatte.

67 DAS SILBERNE SCHLOSS
    In den grauen Feldern findet Silencio ein silbernes Schloss, das leer ist und irgendwie neu. Es sind keine Menschen da, nur leere Flure, und er fragt sich, warum jemand wohl so etwas baut.
    Das Armbanduhrensystem führt ihn tiefer hinein, tief ins Innere; jeder Flur gleicht dem vorherigen, und es macht ihm keinen Spaß mehr, aber die Futurematic ist immer noch dort, und er wird sie finden.
    Und als er sie endlich findet, in einem sehr kleinen Raum am Grund der silbernen Welt, stellt er fest, dass er nicht allein ist.
    Da ist ein Mann, und der Mann sieht Silencio an und glaubt nicht, dass Silencio da ist, und die Augen des Mannes füllen sich mit einer Furcht, die seine eigene Furcht widerspiegeln muss, denkt Silencio, und er möchte dem Mann sagen, dass er nur hergekommen ist, um die Uhr zu finden, weil sie zu dem System von Zeigern und Zifferblättern und aufgelegten Zahlen gehört, und Silencio will ihm nichts tun, aber die Augen des Mannes sind wie die Augen derjenigen, denen Raton das Messer zeigt, und dann hustet jemand
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