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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich
Autoren: Sebastian Fitzek
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Vorwort des Herausgebers
    Vorworte sind langweilig. Todlangweilig. Um genau zu sein, fast so schlimm wie Danksagungen, in denen man mit Namen traktiert wird, die man eh nicht kennt und die bei männlichen Autoren immer mit der Verbeugung vor der selbstlosen Ehefrau enden, die die Phase des Schreibens »geduldig ertragen hat« und die »trotz allem« noch mit einem zusammen ist. Als hätte ein Schriftsteller die ehebelastendste Tätigkeit der Welt, schlimmer noch als ein Pathologe, der seine Arbeit gern mit nach Hause nimmt …
    Dabei gibt es doch eigentlich nichts Schöneres als einen Lebenspartner, der völlig selbstvergessen stundenlang auf einen Computermonitor starrt und der es nicht bemerken würde, wenn man mal kurz (also für ein halbes Jahr etwa) mit Freunden in den Urlaub fährt.
    Es gibt nur eine Situation, in der eine Autorin oder ein Autor wirklich zu einer Belastung für seine Umwelt wird. Dann, wenn er mitten in seinem neuen Buch steckt und den Anruf eines Kollegen bekommt: »Sag mal, hast du nicht Lust, was für meine Anthologie zu schreiben? Ich weiß, du bist zeitlich dicht, aber ist ja nur eine Kurzgeschichte …«
    Nur eine Kurzgeschichte.
Was für ein Widerspruch in sich.
    Es gibt in meinen Augen keinen schlechteren Rat, den man Anfängern geben kann, als es »erst einmal« mit einer Short Story zu versuchen. Denn diese braucht alles, was ein Leser von einem großen Thriller verlangt: eine aufregende Handlung, interessante Figuren, einen unverwechselbaren Stil und eine überraschende Pointe. Und, im Gegensatz zum Roman, benötigt die Kurzgeschichte sogar noch mehr: Auf 500 Seiten können Sie sich einige Längen erlauben, Unstimmigkeiten abschleifen und vielleicht sogar Fehler vertuschen. Bei einer Short Story fahren Sie damit gnadenlos vor die Wand. Hier muss jeder Satz, am besten jedes Wort, stimmen.
    Ein kluger Kopf schloss einen elend langen Brief einst mit den Worten: »Es tut mir leid, ich hatte keine Zeit, mich kurz zu fassen.« Die Autorinnen und Autoren, die ich fragte, ob sie einen Beitrag zu
P.S. Ich töte dich
beisteuern wollen, können diesen Satz nur unterstreichen. Sie wissen aus langjähriger Erfahrung, dass sich gute Geschichten nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln lassen. Umso erstaunter war ich, wie viele von ihnen auf meine schamlosen Überredungskünste reingefallen sind, wofür ich allen ganz herzlich danke. Damit ich diese Sammlung kurzer Thriller nun nicht durch eine lange Vorrede verhunze, will ich schnell zum Punkt kommen und mich zum ersten Mal im Voraus bei Ihnen, den Leserinnen und Lesern, bedanken. Die lange Danksagung am Ende, die Sie von meinen Romanen gewöhnt sind, entfällt aus gegebenem Anlass. Dafür finden Sie dort etwas viel Besseres: nämlich einen Einblick in die Seele der jeweiligen Autoren. Allen Geschichten ist eine Original-Handschriftenprobe ihrer Verfasser vorangestellt. (Seien Sie froh, dass Sie mein klägliches Gekritzel nicht in voller Länge lesen müssen!) Anhand dieser Schriftproben hat die Graphologin Christiane Sarreiter psychologische Kurzgutachten erstellt, aus denen Sie nun ablesen können, was die Handschrift über das Innerste ihrer Urheber verrät.
    Nur so viel – bei mir stimmt jedes Wort …!
    Ich hoffe, Sie haben beim Lesen dieser Sammlung ebenso viel Spaß wie ich beim Zusammenstellen!
     
    Liebe Grüße, Ihr Sebastian Fitzek
    Berlin, im Juli 2010, bei gefühlten 50 Grad im Schatten

Nicht einschlafen
    Sebastian Fitzek

    U nter normalen Umständen hätte er sich nie vorstellen können, an einem Ort wie diesem Sex zu haben. Dabei war seine Vorstellungskraft weiß Gott nicht die schlechteste, wie sein Psychiater ihm unlängst bestätigt hatte. Allein der Gedanke, hier mit jemandem zu schlafen, war ebenso absurd wie die Umstände, die Martin Vahl in dieses Hotelzimmer geführt hatten. Niemand, der schon einmal eine Milbe unter dem Mikroskop gesehen hat, würde sich freiwillig auf diesem Laken wälzen, dessen Flecken an einen Mix aus Essensresten und Körperflüssigkeiten erinnerten; nicht die einzige Hinterlassenschaft der unzähligen Gäste, die vor ihm hier genächtigt hatten. Die Wände waren mit fettigen Fingerabdrücken übersät; auf dem Boden lag ein zerschlissener Teppich, und man hätte gut und gerne eine Stunde damit verbringen können, all seine Brandlöcher zu zählen. Und die Putzfrau, wenn es denn eine gab, hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die ausgetretene Zigarette vor der Heizung vom Fußboden zu
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