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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Autoren: William Gibson
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durch die Tür auf die Videosäule guckt, so dass er hinterher rausgehen und sich seine letzte russische Marlboro anzünden muss, um drüber nachzudenken: Als er sie an den Bildschirmen da vorbeigehen sieht, sieht er sie auf sämtlichen Bildschirmen aus jedem Lucky Dragon der Welt kommen, mit dem gleichen Lächeln im Gesicht.
    Boomzilla denkt immer noch drüber nach, als seine Marlboro alle ist, aber er findet, jetzt war ’n Lucky-Dragon-Muff-Lette
aus der Mikrowelle angesagt, das betrachtet er als sein Business-Frühstück, die Kohle dafür hat er, aber als er wieder reingeht, ist keins mehr da, die Scheiß-Feuerwehrleute habens alles aufgefressen.
    »Ich glaub, es hackt«, erklärt er ihnen. »Warum faxt ihr mir nicht einfach eins aus Paris, verdammte Hühnerkacke?«
    Tja, und da werfen die Privatbullen ihn raus.

69 ALLES DAUERT EWIG
    Rydell erwacht unter Schmerzen in diesem wundersam trockenen, brandneuen, absoluten High-Tech-Schlafsack — für ihn fast der Himmel auf Erden –, liegt mit brennenden Rippen zusammengerollt neben Chevette, horcht auf die Hubschrauber, die wie Libellen herumschwärmen, und fragt sich, ob vielleicht irgendwas Schädliches in dem Klebstoff am Klebeband ist.
    Sie haben diesen Schlafsack in seinem hermetisch verschlossenen Beutel nach der Flut gefunden; er hing an einem der Nägel, mit denen der Hanggleiter des Schals am Dach vertäut war.
    Es hätte keinen willkommeneren Fund geben können, um aus den nassen Sachen raus und in was Warmes und Trockenes reinzukommen, und außerdem war der Boden des Schlafsacks wasserdicht und wahrscheinlich auch kugelsicher, ein sehr teures Teil aus dem Militärarsenal. Und dann lagen sie da und sahen zu, wie zwei weitere Zeppeline kamen, riesige, langsame Frachtdrohnen, die, wie sich später herausstellen wird, nach einem etliche Jahre zuvor von einem Team nordkalifornischer Notfallplaner ausgearbeiteten Plan umgeleitet worden waren, um noch mehr Wasser abzuwerfen, den Brand auf der Treasure-Seite zu löschen und auch den zentralen Brückenbogen feucht zu machen, und anschließend in einer Art unbeholfenem, elefantösem Ballett sofort wieder hochstiegen, entleert und schlaff, frei von Ballast.
    Und hielten einander dort oben bis in die Morgendämmerung hinein in den Armen, als die Meeresbrise den Brandgeruch langsam forttrug.

    Jetzt liegt Rydell wach, betrachtet Chevettes nackte Schulter und denkt nicht viel, obwohl ihm nach einer Weile doch der Sinn nach Frühstück steht, aber er kann warten.
    »Chevette?« Eine Stimme aus einem blechernen kleinen Lautsprecher. Er blickt auf und sieht einen silbernen Mylar-Ballon an einer straff gespannten Leine. Das Kameraauge späht zu ihnen herüber.
    Chevette bewegt sich. »Tessa?«
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, sagt sie mit schläfriger Stimme. »Und wie sieht’s bei dir aus?«
    »Neunzig Minuten«, sagt die Stimme aus dem Ballon. »Action. Großes Budget. Ich hab Bilder, das glaubst du nicht.«
    »Was heißt das, neunzig Minuten?«
    »Ich hab ’nen Vertrag für ’ne große Reportage. Sie sind heute früh hergeflogen. Was machst du da oben?«
    »Ich versuch zu schlafen«, sagt Chevette, rollt sich herum und zieht sich den Schlafsack über den Kopf.
    Rydell liegt da und sieht zu, wie der Ballon an der Leine tanzt, bis er schließlich zurückgezogen wird.
    Er setzt sich auf und reibt sich das Gesicht. Rollt sich aus dem Schlafsack und steht steif auf, ein nackter Mann mit einem großen Verband aus silbernem Klebeband auf den Rippen, der sich fragt, auf wie vielen Fernsehschirmen er in diesem Moment erscheint. Er humpelt zur Luke hinüber und klettert in die Dunkelheit hinab, wo er sich an einer Wand erleichtert.
    »Rydell?«
    Rydell zuckt zusammen und macht sich den Knöchel nass. Es ist Creedmore. Er sitzt mit angezogenen Knien auf dem Boden, den Kopf mit den feucht glänzenden Haaren zwischen den Händen. »Rydell«, sagt Creedmore, »hast du was zu trinken?«
    »Was machst du denn hier oben, Buell?«

    »Bin in das Treibhausding da unten rein. Dachte, da gäb’s vielleicht Wasser. Dann dachte ich, mein Arsch würde wie ’n verdammter Wels kochen, deshalb bin ich hier raufgeklettert. Arschgeigen.«
    »Wer?«
    »Ich bin im Arsch«, sagt Creedmore und ignoriert die Frage. »Randy hat meinen Vertrag gelöst, und die gottverdammte Brücke ist abgebrannt. Tolles Debüt, was? Lieber Himmel.«
    »Du könntest vielleicht ’nen Song drüber schreiben.«
    Creedmore blickt völlig verzweifelt zu ihm auf.
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