Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal
Autoren: Hans Baumann
Vom Netzwerk:
viel von dir und wissen nicht, wie du heißt.«
    »Ihr könnt ruhig Suru zu mir sagen«, meinte der Alte mit hintergründigem Lächeln. Er blinzelte. Da bemerkten sie, dass die Sonne da war. Die Mauer hinter dem Alten glänzte.
    »Nun ist es hell genug!«, rief er, »nun werden wir es drunten funkeln sehen. Wir wollen aufmachen.«
    Morik und Tana wollten dem Alten auf die Beine helfen. Er ließ es nicht zu und stützte sich an der kleinen Mauer auf, die er selbst gebaut hatte.
    »Da kommt wer«, sagte er, als er über die Mauer wegsah.
    »Das ist Vater«, sagte Tana.
    »Warum muss er jetzt kommen!«, murmelte Morik unwillig.
    Sie sahen ihm entgegen, ohne sich von der Stelle zu rühren. Er fand ein gespanntes Schweigen vor, als er ankam.
    »Ihr grabt ja gar nicht«, sagte er im Ton eines Vorwurfs.
    »Wir sind durch«, sagte der Alte freundlich.
    »Und ihr habt mich nicht geholt?« Der Vater musterte Morik und Tana misstrauisch.
    »Wir waren schon gestern so weit«, gab Morik zu, »nicht lange, nachdem es dunkel geworden war.«
    »Und was habt ihr die ganze Nacht getrieben?«
    »Suru hat uns seine Geschichte erzählt«, sagte Tana.
    »Warum das?«, fragte der Vater ungehalten, »wenn da unten etwas ist, warum dann erst Geschichten!«
    »Suru wollte, dass es glänzt, wenn wir aufmachen«, erklärte Tana.
    Da trat der Vater erregt auf den Alten zu. »Alter Mann«, sagte er, »du darfst nicht glauben, dass das da drunten dir allein gehört.«
    »Ich will es nicht für mich allein haben«, sagte der Alte gelassen. »Auch ihr werdet euren Teil bekommen.«
    »Wie viel?«, fragte der Vater einschüchternd.
    »So viel ihr wollt.«
    Der Vater bestand darauf, dass festgelegt wurde, wie viel jeder bekommen sollte. »Wir sind vier«, sagte er, »du bist nur einer. Aber lass uns die beiden Kinder zusammen für einen nehmen   – dann sind wir drei und du einer. Ein Viertel für dich, drei Viertel für uns, bist du einverstanden?«
    »Du nimmst es genau«, spottete der Alte.
    »Du hast nicht mehr lange zu leben, bedenk das!«, hielt ihm der Vater vor.
    »Schon gut«, sagte der alte Mann. »Aber dann könntet ihr mir wenigstens mein Haus bauen helfen.«
    »Das werden wir tun«, versprach der Vater und seine Augen glänzten, so freute es ihn, dass er dreiViertel für sich haben sollte. »Machen wir auf«, drängte er und stieg die Stufen hinab.
    »Der Schacht ist tief«, warnte der Alte.
    Da besann sich der Vater. »Wir brauchen einen Strick«, sagte er. »Hol einen!«, verlangte er von Morik.
    »Aber wartet so lange!«, machte Morik zur Bedingung und lief los.
    Er kam mit einem langen Strick wieder. Der Strick war gut zu brauchen, auch für das Anheben der Falltür. An ihr war ein schwerer verrosteter Ring. Durch den Ring schob Morik den Strick und dann zogen der Vater und Tana und er. Die Tür knarrte in den Angeln. Sie ging schwer auf, aber schließlich war sie so weit zurückgeschlagen, dass sie nicht mehr zufallen konnte. Alle beugten sich über den Rand des Schachtes und sahen hinab. Ein schwacher Glanz kam aus der Tiefe. Der Vater war so erregt, dass er nicht sprechen konnte.
    Da ließ sich der Alte den Strick und den Krug geben und band den Krug am Strick fest. Dann ließ er den Krug hinab. Sie horchten   – atemlos. Als es einen klatschenden Laut gab, fuhr der Vater auf.
    »Wasser!«, schrie er den Alten an. »Wenn es nun tief ist, wie kommen wir dann an den Schatz?«
    »Es ist tiefer, als ein Haus hoch ist«, sagte der alte Mann, während er den Krug hochzog.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte der Vater in großer Erregung.
    Der Krug kam zum Vorschein. Er war mit Wasser gefüllt. Der alte Mann trank. Sein Gesicht ließ erkennen, dass er bewegt war.
    »Trinkt«, sagte er, »nirgendwo auf der Welt gibt es besseres Wasser.«
    Der Vater begriff zuerst. »Willst du damit sagen, dass es ein gewöhnlicher Brunnen ist?«
    Der alte Mann sah ihn an. »Ist das nichts?«
    »Nun gut, ein Brunnen«, sagte der Vater mühsam beherrscht. »Ein Brunnen ist gut, aber wo ist der Schacht, in den sie die Schätze warfen? Wenn du den Brunnen gewusst hast, musst du doch auch den Schacht wissen.«
    »Ich weiß ihn genau«, sagte der alte Mann.
    »Gehen wir hin«, verlangte der Vater.
    Da warf ihm der Alte einen bedauernden Blick zu. »Vor uns war schon einer dort: Hannibal. Er ließ Sagunt plündern. Und was im Schacht war, ließ er für sich heraufholen, für seine Kriegskasse. Er hat Söldner damit gekauft.«
    »Hol ihn der Moloch!«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher