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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal
Autoren: Hans Baumann
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den Wegrand! Noch besser, du legst dich hin und hältst dich ruhig, wie Silenos es dir geraten hat. Silenos! Er hat dich und mich immer verstanden. Er gehört zu uns, nicht zu Hannibal, auch wenn er jetzt in Hannibals Zelt ist.
    Ich trat beiseite, taumelte und blieb dann in einer Mulde am Wegrand liegen.   – Bleib ruhig hier und sieh zu, dass du wieder auf die Beine kommst! Es ist wie am Pass: Du musst drüber wegkommen. Ich weiß, dass du es schaffen wirst, ich kenne dich doch! Wir haben zu viel miteinander durchgemacht. Du wirst durchkommen. Bald bin ich wieder bei dir.
    Gewaltig schob er sich an mir vorbei. Der Himmel wurde dunkler, Suru trug die Sterne mit sich davon.

34
    Als ich erwachte, war es nicht mehr Nacht. Ich hörte Hufgetrappel und Klirren   – davon war ich wach geworden. Ich fand mich nicht gleich zurecht, mein Kopf war benommen und mein erster Gedanke war: Nun fängt es wieder an, das Getrappel der Nachhut, der Römerlegionen und der Berserkerlärm. Die Falle ist wieder gestellt   … Aber dann dachte ich weiter: Die Römer sind doch erschlagen oder gesiebt und zu Sklaven gemacht, »wie sie es verdienen«. Mit Schrecken dachte ich diese Gedanken und duckte mich in die Mulde, um nichts zu sehen.
    Klirren und Hufgetrappel hielten an, beides war ganz nahe, und dann hörte ich einen Mann fluchen. Da fuhr ich auf.
    Keine fünf Schritte von mir entfernt sah ich einen Mann mit zwei Eseln. Die Esel waren scheu geworden und der Mann, der sie an langen Zügeln hielt, versuchte sie zur Ruhe zu bringen. Jeder Esel trug zwei Kessel, die über die ganze Wölbung schwarz waren und nur an den Rändern glänzten. Noch einige Male kamen sich die beiden aufgeregten Tragtiere so nahe, dass Kessel aneinander schlugen. Schließlich beruhigten sich die Esel.
    Da rief mir der Mann Worte zu, die unfreundlich waren, wie sein Gesicht verriet. Ich verstand ihn nicht. Er versuchte es in einer anderen Sprache, was daran zu merken war, dass er nun stockend sprach. Und dann fluchte er Römisch, und als er sah, dass ich ihn verstand, warf er mir vor: »Deinetwegen sind dieEsel erschrocken! Wie kommst du dazu, hier zu liegen?«
    Ich gab keine Antwort   – was hätte ich sagen sollen? Mein Blick ging vom Mann zu den beiden Eseln. Ich hatte Esel gesehen, die Körbe auf dem Rücken hatten oder Krüge; aber Esel mit schwarzen Kesseln   –?
    Der Mann sah, dass ich mir Gedanken machte. »Ich bin Koch«, erklärte er mir, »und das ist meine Küche. Sie geht mit mir, wohin ich gehe. Ich habe schon für viele gekocht   – zuletzt für Römer. Aber nun ist es mit ihnen aus, dieser Hannibal hat die armen Teufel gesiebt. Mich ließ er laufen, weil ich kein Römer bin. Im Augenblick möchte ich dir nicht raten, Römer zu sein.« Der Mann sprach ein Kauderwelsch, aber da er auch mit den Händen redete und sein Gesicht viel verriet, konnte ich ihm folgen.
    »Und du?«, fragte er. Er kam ein paar Schritte näher. »Oh, dich hat es erwischt!« Nun band er die Esel an einem Baum fest und sah mich genauer an.
    »Tut es weh?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Fast immer sieht’s schlimmer aus, als es ist«, tröstete er mich. »Dir seh ich an, dass du durchkommst. Ich seh es jedem an.   – Woher bist du?«
    »Aus Sagunt«, sagte ich.
    Er runzelte die Stirne. »Sagunt, wo ist das?« Er hatte noch nie von Sagunt gehört.
    »Wegen Sagunt ist Krieg«, klärte ich ihn auf.
    Der Koch war erstaunt. »Mir hat man gesagt: weil die Karthager ganz Rom haben wollen, die ganze Welt.« Er musterte mich genauer. »Bist du ein Karthager? Mir kannst du es sagen.«
    »Sie nahmen mich mit«, sagte ich ihm, »aber nun lief ich ihnen davon.«
    Er setzte eine bedenkliche Miene auf. »Dann lass dich nur nicht von ihnen erwischen.« Er dachte angestrengt nach. Plötzlich wurde er stutzig. »Wie bist du überhaupt angezogen? Was hast du bei den Karthagern gemacht?«
    »Ich war bei den Elefanten«, sagte ich.
    Der Mann erschrak.
    »Die Elefanten sind alle tot«, beruhigte ich ihn, »und fast alle Treiber, von denen jeder seinen Elefanten hatte   – ich Suru.«
    »Du Suru?«, fragte er erfreut. »Ich Dukar«, stellte er sich vor. Er holte ein Stück Brot aus seiner Tasche und gab es mir. »Da, iss, kleiner Suru!«, forderte er mich auf. »Was mache ich nur mit dir? Wo willst du überhaupt hin?«
    »Nach Sagunt«, sagte ich.
    »Ist das weit?«, erkundigte er sich.
    »Es liegt in Iberien, am Meer.«
    Da sah er mich ungläubig an. »So weit? Da sind doch Berge
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