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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal
Autoren: Hans Baumann
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weiterschieben.
    »Sehr viel«, behauptete Morik. »Er gräbt, wo er nichts zu suchen hat   – so nahe bei uns!«
    »Wir haben dort nie gegraben«, wendete Tana ein.
    »Eben«, sagte Morik hartnäckig, »dort müssen wir es erst noch tun.«
    »Vater will aber nicht mehr«, widersprach Tana. »Er findet, dass Fischen genug einbringt, seit er sich darauf verlegt hat. Geh weiter!«
    Morik bewegte sich nicht von der Stelle. Er beobachtete den Mann, der da grub, und auch Tana sah nun genauer hin. Sie sah, wie langsam der Mann sich bückte, wie schwer ihm jeder Stein, den er anfasste, wurde. Vom Widerschein der Sonne war sein Gesicht rot, auch der Bart. Es musste ein uralter Mann sein. Die Steine, die er aus dem Schutt zog, schaffte er ein paar Schritte auf die Seite und schichtete sie zu einer Mauer.
    »Er will ein Haus bauen«, sagte Tana, »ein so alter Mann!«
    Morik streifte sie mit einem bedauernden Blick. »Der tut nur so, als sei es ihm um die Steine zu tun. Der gräbt wie einer, der genau weiß, wo es sich lohnt. Wir dürfen es Vater nicht länger verheimlichen.«
    Tana versuchte ihn davon abzubringen. »Lass Vater damit in Frieden! Er hat sich ein Boot gemacht und will nicht mehr graben.«
    »Sobald er davon erfährt, fängt er wieder an«, versicherte Morik. Und nun lief er so rasch voraus, dass Tana Mühe hatte, ihm zu folgen. Weil er nicht näher an den alten Mann herankommen wollte, bog er ab vom Wege. Er umging die Anhöhe zwischen dem Ausgräber und dem Erdloch, in dem sie hausten.Nach ein paar hundert Schritten sahen sie Rauch; es konnte nur ihre Höhle sein, aus der er aufstieg. Es roch nach gebratenem Fisch.
    »Das gibt Durst«, sagte der Vater, als seine Kinder bei ihm ankamen. Er drehte zwei angesengte Ruten, an die er Fische gesteckt hatte. Vom Feuer war sein Gesicht viel heller als sonst.
    »Ihr kommt grade recht.« Er sah aus wie einer, der einen guten Fang gemacht hat, und die Mutter hob einen Eimer auf, in dem Fische glänzten.
    »Es steht nun fest«, sagte sie, »wir ziehen an die Küste. Vater hat eine Quelle gefunden, einen guten Platz für ein Haus.   – Fehlt dir etwas?« Sie sah Morik besorgt an.
    Morik wich ihrem Blick aus und sah ins Feuer.
    »Sag es nicht«, flüsterte Tana.
    »Was soll er nicht sagen?«, wollte der Vater nun wissen.
    »Es gräbt einer«, verriet Morik, »ganz nahe bei uns.«
    Da legte der Vater die Ruten, an denen die Fische brieten, so rasch weg, als habe er sich gebrannt. »Ist einer zurückgekommen?«
    »Es ist keiner von denen, die mit uns kamen«, berichtete Morik. »Es ist ein Fremder; er muss uralt sein und er gräbt am helllichten Tag, seit drei Tagen schon.«
    »Und davon habt ihr mir nichts gesagt?«, fuhr der Vater Tana und Morik an.
    Tana verteidigte sich. »Du wolltest doch nicht mehr graben.«
    »Wir sahen ihn nicht einmal kommen, er war einfach da«, sagte Morik, »und er gräbt ohne Eile wie einer, der weiß, wo es lohnt.«
    Der Vater wollte sofort hingehen. Die Mutter hielt ihn zurück. Sie deutete auf die Fische. »Es war ein guter Anfang.«
    »Wir werden auch am Meer nur so eben am Verhungern vorbeikommen«, sagte der Vater. »Wenn das so ist, dass einer gräbt, gehen wir nicht weg.« Er nahm Morik am Arm. »Ein alter Mann, sagst du?«
    »Er muss uralt sein«, wiederholte Morik.
    »Dann könnte er etwas wissen.« Das Gesicht des Vaters sah nun aus, als habe es Feuer gefangen. »Komm, Morik, wir gehen hin.«
    »Besser, Tana und ich gehen hin«, schlug Morik vor. »Dir wird er vormachen wollen, er baue ein Haus.«
    »Mit dem werde ich fertig«, sagte der Vater drohend. »Wie kommt er dazu, vor unserer Haustür zu graben!« Dann begann er zu überlegen, und als Tana zu bedenken gab: »Morik und ich kommen ihm womöglich gelegen; ich habe gesehen, wie schwer er sich tut«, willigte der Vater ein, dass die beiden hingehen sollten.
    »Aber lasst euch nicht hinters Licht führen!«, warnte er sie.
    Morik suchte im Winkel, in dem Grabgerät lag.
    »Esst erst«, verlangte die Mutter, »und wenn ihr schon hingeht, dann nehmt einen Krug mit; er hat sicher Durst.«
    Morik aß hastig. Auch Tana hielt sich nicht lange mit dem Essen auf. Als sie gingen, sagte Morik: »Macht euch keine Gedanken, wenn wir nicht gleich wiederkommen. Vielleicht gräbt auch er die Nacht durch, wie wir es oft taten.« In der einen Hand hatte er eine Hacke, in der anderen einen Tragkorb; Tananahm einen der beiden Krüge. Sie stiegen aus dem Erdloch. Wie auf dem Wege zum Brunnen ging
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