Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal
Autoren: Hans Baumann
Vom Netzwerk:
dazwischen! Aber schließlich musst du ja heim zu Vater und Mutter.«
    »Sie sind tot«, sagte ich. »Ich habe niemanden mehr.«
    »Und du willst trotzdem zurück?« Er schüttelte entschieden den Kopf. Sein Entschluss war gefasst. »Du kommst mit mir«, sagte er. »Ich werde einen Koch aus dir machen. Du siehst, wie weit du als Elefantentreiber gekommen bist. Ob Söldner, ob Reiter   – alles, was mit dem Krieg zu tun hat, das ist nichts. Die müssen alle einmal vorn hin, wo einer den anderntotschlägt. Mit einem Koch ist das anders. Den hält man möglichst weit hinten. Alle passen auf, dass ihm nichts zustößt; denn essen wollen sie alle, auch wenn sie zuvor andere umgebracht haben. Warum kam ich durch? Weil ich Koch bin. Werde Koch, sage ich dir, das ist immer gut, ob im Frieden oder Krieg. Ich bring dir bei, wie man kocht«, bot er an. »Von mir lernst du es im Handumdrehen.«
    Ich hatte mich aufgesetzt und nun stand ich auf und machte ein paar Schritte.
    »Es geht ja«, rief Dukar erfreut. »Und zum Glück haben wir’s bis zu mir nach Hause nicht weit. Jedenfalls nicht so weit wie nach diesem   –«
    »Sagunt«, sagte ich.
    »Ich kann es mir einfach nicht merken«, entschuldigte er sich. »Also los, gehen wir!«
    Ich stand unschlüssig. Dukar schien mir kein schlechter Mann. Warum sollte ich nicht mit ihm gehen? Warum mir nicht von ihm das Kochen beibringen lassen? Aber irgendetwas hielt mich zurück.
    »Willst du nicht mit?« Er sah mich enttäuscht an.
    »Was werden sie bei dir zu Hause sagen, wenn du mich mitbringst?«, fragte ich ihn.
    Er warf sich in die Brust. »Was immer sie sagt   – nun sind wir zwei.«
    »Ich verstehe dich nicht ganz«, sagte ich.
    Da rückte er mit einem Geständnis heraus. »Du musst mitkommen«, erklärte er mit flehender Miene. »Du kannst mich nicht im Stich lassen. Ich allein werde einfach nicht fertig mit ihr.« Auf meinen erstaunten Blick setzte er mir auseinander, dass erAngst habe, nach Hause zurückzukehren. »Sie versteht nichts vom Kochen«, eröffnete er mir, »aber sie bildet sich ein, besser zu kochen als ich. Vom ersten Tag an gab es deswegen nichts als Streit zwischen uns. Ich hätte sie nicht zum Weib nehmen sollen   – aber wer konnte das voraussehen! Sie hat ein Gesicht, das sich sehen lassen kann, sie ist auch sonst nicht übel, sie hat sogar ein Herz   – aber sie hat verflucht harte Fäuste.« Dukar beteuerte: »Im ganzen Krieg hatte ich nicht so viele blaue Flecken auf meinem Rücken wie zu Hause in einer Woche. Das muss anders werden! Wir zwei werden sie zur Vernunft bringen.« Er band einen Esel los. »Nimm ihn!«, erklärte er feierlich. »Er gehört dir, wenn du mitkommst, samt den zwei Kesseln!« Er hob einen Kessel so weit vom Sattel ab, dass ich ins Innere sehen konnte. Innen funkelte er. Da ging ich mit.
    Wir zogen einen halben Tag lang auf abgelegenen Wegen. Dann rasteten wir. Dukar kochte; er hatte noch einige Vorräte mit, und was er zu Stande brachte, schmeckte mir besser als alles, was ich seit einem Jahr zu essen bekommen hatte. Gehöfte umgingen wir. Dukar wusste genau, an welche Wege er sich halten musste.
    »Wir müssen uns möglichst rasch aus dieser Gegend verziehen«, meinte er, »dass du nicht den Karthagern in die Hände fällst. An deinem verdammten Gewand erkennen sie dich von weitem.«
    Es ging auf den Abend zu, als wir eilige Hufschläge hinter uns hörten. Reiter waren hinter uns her. Wir blieben hinter unseren Eseln stehen und sahen die Reiter näherkommen.
    »Dein verdammtes Gewand«, murmelte Dukar. »Das zieht uns Karthager auf den Hals.«
    Ich sah unverwandt hin. »Es sind keine Karthager«, sagte ich, als ich ganz sicher war.
    »Du hast Recht«, sagte Dukar, »es sind versprengte Römer.« Und nun geriet er außer sich. »Reiß dein verdammtes Gewand in Stücke!«
    Da hatten uns die Reiter schon eingeholt. Es waren sechs. Zwei stiegen von den Pferden und traten so ungestüm auf uns zu, dass die Esel scheuten.
    »Was hast du da?«, herrschten sie Dukar an. Sie klopften auf die Kessel.
    »Ich bin Koch«, erklärte ihnen Dukar. Er nannte den Namen der Manipel, für die er gekocht hatte. »Die Manipel gibt es nicht mehr.«
    »Aber uns«, sagte der Anführer. Er wechselte Blicke mit den anderen Reitern. »Den können wir brauchen«, sagte einer von ihnen.
    Dukars Blick ging betroffen von Esel zu Esel.
    »Und der da?« Der Anführer deutete auf mich.
    »Mein Gehilfe«, sagte Dukar verlegen.
    »Seit wann?« Der Anführer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher