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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann
Autoren: authors_sort
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Verrücktheit begehen.
    »Hier hab' ich was, danach wirst du dich gleich besser fühlen«, versicherte Beth und fischte in ihrer Handtasche nach, wie Lilian annahm, einer anderen Sorte Tabletten. Doch was sie ihr in die ausgestreckte Hand legte, waren keineswegs Pillen, es war ein schlichter, weißer Briefumschlag, in Beth Weatherbys krakeliger, nach links geneigter Schrift an Lilian adressiert. »Ich denke, das wird dir gefallen«, sagte Beth, schenkte ihr ein verschwörerisches Lächeln und schlenderte hinüber zu einer kleinen Gruppe von Kollegenfrauen, die zusammenrückten, um ihr Platz zu machen. Wie eine Amöbe, die ihre Beute verschlingt, dachte Lilian, als Beth buchstäblich zwischen den Körpern der anderen verschwand. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das Schreiben in ihrer Hand. Sie riß den Umschlag auf und nahm den Brief heraus. Er war sauber getippt, sein Inhalt knapp, sachlich und direkt. Nur ihr Name war mit der Hand eingesetzt. Sie überflog den Brief und las ihn gleich darauf noch einmal.
    Liebe Lilli,
    langweilst Du Dich im Bett? Bist Du es leid, jeden Morgen beim Aufwachen von derselben alten Leier, von Stöhnen, Gestank und Klagen begrüßt zu werden? Vermißt Du die angenehme Erregung aus jenen weit zurückliegenden Tagen, in denen sein Herz noch größer war als die kahle Stelle an seinem Hinterkopf?
    Wir können Deine Gefühle nachempfinden. Uns geht es genauso. Aber wir haben einen Plan ausgeheckt. Schick Deinen Mann einfach zu der ersten Frau auf beigefügter Liste, streiche deren Namen und setze Deinen eigenen ans Ende der Liste. Dann kopiere diesen Brief und verschicke ihn an fünf Freundinnen. Innerhalb von sechs Monaten wirst Du mit 40000 Ehemännern zusammentreffen.
    Aber sei vorsichtig: Du darfst die Kette nicht unterbrechen! Barbie Feldmann hat das vor zwei Jahren getan, und was geschah? Seitdem ist sie nicht nur am armen, alten Freddie hängengeblieben, sondern als ihr Grill kaputtging, wurde sie von dem Elektriker, der ihn reparieren sollte, vergewaltigt. Wir möchten nicht, daß Dir etwas Ähnliches passiert.
    Warum gibst Du nicht dem Zufall eine Chance? Raff Dich auf - es ist in jedem Falle befriedigender, als Hemden zu bügeln. Schick einfach Deinen Mann los und setze Deinen Namen auf die Liste, dann tu fünf Freundinnen einen Gefallen! Unterbrich die Kette nicht!
    Dem Brief lag eine Liste mit fünf Namen bei, deren letzter der von Beth Weatherby war.                            
    Lilian lachte laut auf und fühlte sich tatsächlich ein wenig besser. Verlaß dich auf Beth, dachte sie und schaute sich nach dem Grüppchen unter der Trauerweide um. Als sie sah, daß ihr Mann jetzt mit Nicole allein war, fühlte sie sich prompt wieder elend.
    Sie beobachtete die beiden, die sich entspannt unterhielten und ihre forschenden Blicke gar nicht wahrnahmen. David schien gelöst und glücklich. Selbst auf die Entfernung konnte sie das schelmische Zwinkern in seinen Augen erkennen. Plötzlich warf er den Kopf in den Nacken und lachte hell auf, vermutlich über eine unüberbietbar kluge Bemerkung Nicoles. Ihre Blicke trafen sich, als er den Kopf wandte und sich das Haar aus der Stirn strich. Sofort erhellte ein warmes Lächeln sein Gesicht, und er hob das Weinglas zu einem schweigenden Toast. Sie sah, wie er sich zu Nicole hinüberbeugte und ihr etwas zuflüsterte, worauf diese beifällig nickte. Lilians Augen richteten sich prüfend auf die Frau, die ihren Blick geschwind auffing und genau wie David ihr Glas zu einem Toast erhob. Ihre Lippen formten schweigend ein »Auf den Hochzeitstag!«

 
    2
     
     
    Die Büros von Weatherby & Ross erstreckten sich über zwei Etagen des vierundneunzigstöckigen John Hancock Centers, und ihre Einrichtung hätte der Phantasie eines Hollywood-Ausstatters Ehre gemacht. Die karamelfarbenen Stofftapeten harmonierten mit den beigen Berberteppichen, die Wände waren mit modernen Lithographien und Tapisserien geschmückt, und weitläufige Gänge führten zu den geräumigen Büros. Drinnen boten raumhohe Fenster eine Aussicht, an der man Rang und Ansehen des jeweiligen Besitzers ablesen konnte.
    David Plumleys Büro lag gleich hinter der ausladenden, geschwungenen Treppe und gegenüber dem Konferenzzimmer. Der Blick aus der fünfundachtzigsten Etage war überwältigend. Der Raum selbst freilich war das reinste Chaos.
    Man hatte Lilian Listerwoll höflich hineinkomplimentiert und ihr versichert, Mr. Plumley komme sofort. Das war
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