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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann
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Anwachsen der Firma vergrößert werden. Von den fünfundachtzig Anwälten waren fast dreißig Teilhaber, der Rest setzte sich aus Junioren und untergeordneten Mitarbeitern zusammen. Jedem Anwalt war eine eigene Sekretärin unterstellt, und zusätzlich verfügte die Firma über einen Stab von Schreibkräften und Rechtspraktikanten. Außer den Einzelbüros und dem Konferenzraum gab es eine Bibliothek, eine Cafeteria und zwei Aufenthaltsräume. Al Weatherby hatte den jährlichen Mietpreis mit etwa einer Million Dollar beziffert.
    Die Anwälte bearbeiteten jeweils nur ihr Spezialgebiet. Für einen Laien konnte man es vereinfacht so formulieren, daß bei Weatherby & Ross für jedes anfallende Problem ein kompetenter Anwalt zur Verfügung stand. Die Kanzlei arbeitete im Körperschafts-, Straf- und Steuerrecht sowie im Zivil-, Prozeß- und Vermögensrecht und in sämtlichen Untergruppen. Das Geschäft floriere sehr gut, vielen Dank. »Was verdienen Sie im Jahresdurchschnitt?« fragte Lilian David Plumley in der Hoffnung, ihn zu überrumpeln.
    »Ist das wichtig?« wollte er wissen.
    »Ich denke doch«, meinte sie und sah ihm fest in die Augen. »Schließlich befaßt sich meine Sendung mit den höchstdotierten Vertretern Ihres Berufsstandes. Da brauche ich eine ungefähre Vorstellung von den Spitzenverdiensten, um die es in Ihrer Branche geht. Mir ist es lieb, wenn ich weiß, wovon ich spreche.« »Wem geht das nicht so«, entgegnete er nachdenklich, »'ne sechsstellige Summe.« »Über hunderttausend Dollar im Jahr?« »'ne sechsstellige Summe«, wiederholte er. »Arbeiten Sie auf anteiliger Basis? Ich meine, richtet sich Ihr Profit nach der Höhe des Streitwertes?« »Nein, das ist nicht mein Stil.« »Wieso nicht? Was ist Ihr Stil?«
    »Ich ziehe es vor, die Kosten entsprechend meinem Arbeits- und Zeitaufwand zu berechnen. Das System der Beteiligungsquote ist meines Erachtens nicht immer fair, obwohl eine Menge höchst angesehener Anwälte Ihnen stichhaltige Argumente dafür liefern würde.« »Aber Ihnen liegt dieses System nicht?« »Ich ziehe meines vor.« »Aus moralischen Gründen?«
    »Vielleicht. Auch wenn Sie's nicht glauben, es gibt Anwälte mit moralischen Prinzipien.« Zum erstenmal seit einer ganzen Weile lächelte er wieder. »Ich komme mir vor wie im Kreuzverhör.«
    Sie wechselte abrupt das Thema: »Wie lange arbeiten Sie täglich?«
    Er hob die Schultern, und in seinem Ton schwang eine Spur von Ironie mit. »Oh, bloß die üblichen fünfzehn Stunden. Um acht Uhr morgens am Schreibtisch, um zehn Uhr abends nach Hause.« »Das sind aber bloß vierzehn Stunden.« Er lächelte wieder. »Finden Sie es ›fair‹, um Ihren Ausdruck zu gebrauchen,mit dem Elend anderer so viel Geld zu verdienen?« hakte sie nach.
    »Ich sehe es anders. Meine Aufgabe besteht darin, dem Elend ein Ende zu setzen. O doch, ich finde es ausgesprochen fair. Ich arbeite nämlich hart für mein Geld.« »Wie stehen Sie zu dem Vorwurf, der verschiedentlich von den Betroffenen eines Scheidungsprozesses erhoben wird und der besagt, daß alles glattgeht, bis die Anwälte auf den Plan treten?«
    »Ich denke, Sie haben sich mit einer Menge Verlierer unterhalten.«
    Lilian unterdrückte ein Lächeln. »Sie glauben also nicht, daß der Vorwurf berechtigt ist«, begann sie wieder und warf energisch den Kopf in den Nacken, um den Einfluß seines Charmes abzuschütteln. »Stimmt es, daß viele Frauen rachsüchtig handeln und versuchen, dem armen Teufel von Exmann den letzten Pfennig aus der Tasche zu ziehen?«
    »Das mag schon sein«, gab er offen zu. »Aber es ist ebenso eine Tatsache, daß viele Männer jeden nur erdenklichen schmutzigen Trick ausprobieren, um ihren Frauen nicht den ihnen rechtmäßig zustehenden Unterhalt zahlen zu müssen. Und damit sind wir bei einem wirklichen Problem. Ich glaube, eine Menge verheirateter Frauen sind sich ungeachtet aller Bestrebungen der Emanzipationsbewegung immer noch nicht darüber klar, welche Rechte das Gesetz ihnen zubilligt. Sie wissen einfach nicht, was ihnen zusteht. Ich kläre sie darüber auf.« Er machte eine Pause. »Und dann verhelf ich ihnen zu ihrem Recht.« »Haben Sie überwiegend weibliche Klienten?« »Mehr als zwei Drittel.« »Was hat Sie bewegen, Jurist zu werden?« »Ich erteile gern Ratschläge.« »Und wie kamen Sie zum Scheidungsrecht?« Er zögerte. »Ich bin mir nicht ganz sicher.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe die anderen Sparten ausprobiert,Vermögens- und Strafrecht
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