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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann
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interessierten mich nicht sonderlich, ich haßte auch das Körperschafts- und Steuerrecht, obwohl ich in beiden sehr erfolgreich war. Wahrscheinlich bin ich einfach durch Zufall beim Scheidungsrecht hängengeblieben. Sind Sie verheiratet?« »Nein.«
    »Geschieden?« Er neigte erwartungsvoll den Kopf. »Ledig«, erklärte sie mit einem Anflug von Trotz. »War nie verheiratet. Eine alte Jungfer, ein Blaustrumpf.« Ihr Blick war herausfordernd: Okay, Supermann, du hast angefangen. Worauf willst du hinaus? David Plumley seinerseits sah sich einer Frau mit großen, braunen Augen und einer wirren, roten Mähne gegenüber, die ein nahezu perverses Vergnügen daran zu finden schien, ihre Reize zu verhüllen. Sie steckte in ausgebeulten Hosen und einem unförmigen Pullover und verbarg ihren Charme hinter einer schnodderigen, ja brüsken Fassade. Er sah eine selbständige, wenngleich ein wenig weltfremde Frau vor sich, die einen interessanten und begehrten Beruf ausübte und die sich im Moment krampfhaft bemühte, seiner Anziehungskraft zu widerstehen. Sie war keineswegs die hübscheste von denen, die ihm an diesem Tag in seinem Büro gegenübergesessen hatten, und doch schien sie ihm in diesem Augenblick so begehrenswert wie die verführerischste Frau, der er je begegnet war. Es klopfte, Al Weatherby platzte herein und flüsterte David Plumley zu, Warren Marcus sei schrecklich ungehalten über die Schlampigkeit der Mitarbeiter und erwarte, daß ihm alle Dossiers bis fünf Uhr vorlägen. »Was für Dossiers?« fragte Lilian, sobald sie wieder allein waren, und zückte ihren Bleistift. Sie war dankbar für die Unterbrechung.
    Seine Antwort war präzise und verständlich formuliert. Er schien daran gewöhnt zu sein, Neulinge einzuweisen, und fand offenbar Gefallen daran. »Es handelt sich um Tabellen, die jeder unserer Anwälte führt und in denen zum einen festgehalten wird, wie lange man an einem bestimmten Fall gearbeitet hat, und zum anderen, was konkret behandelt wurde. Es ist genau das, was ich vorhin anschnitt, als Sie nach meinem Stil fragten. Nehmen wir an. Sie kommen in einer Scheidungsangelegenheit zu mir, und wir diskutieren zwei Stunden lang Ihre Probleme. Wenn Sie wieder fort sind, hole ich aus meiner Kartei die Karte mit dem Namen Listerwoll, Lilian, und trage ein: ›Zwei Stunden. Besprechung der Scheidungsklagen. Nach ein paar Tagen rufen Sie mich an, weil Sie befürchten, Ihr Mann wolle das Sorgerecht für die Kinder beantragen. Wir unterhalten uns etwa eine halbe Stunde. Nach dem Gespräch mache ich in Ihrer Karte den Vermerk: ›Dreißig Minuten. Telefonische Unterredung betreffs Sorgerecht.‹ Nach Ablauf von drei Monaten nehme ich mir Ihre Karte vor und addiere sämtliche Stunden, die ich für Ihre verkorkste Ehe geopfert habe, und multipliziere sie mit meinem Stundenhonorar. Danach wird Ihnen eine Rechnung zugestellt, aus der Sie genau ersehen können, was ich getan habe. Tja, und damit haben Sie ein Beispiel für die Tabellen, aus denen sich unsere Dossiers zusammensetzen.«
    Lilian lächelte strahlend. Es schmeichelte ihr ungemein, daß er ihren vollen Namen behalten hatte. »Sie sind in Ordnung«, sagte sie und spürte plötzlich, wie sie sich entspannte. Sie lachten beide, und in Lilian, die auf einmal begriff, daß dieser außergewöhnlich attraktive Mann leicht zu haben war, stieg unwillkürlich eine Welle von Mitleid mit seiner Frau auf. Sie ertappte sich bei dem Gedanken: Ich möchte nicht mit so einem Mann verheiratet sein; einem, den man mit aller Welt teilen muß. »Worüber denken Sie nach?« fragte er. Sie sah ihm in die Augen und schwieg. Er weiß es, dachte sie.
     
    »Hm, du riechst gut«, sagte er, als er in das kleine Bad kam. Er trat hinter sie und küßte sie auf den Nacken. In derHoffnung auf weitere Zärtlichkeiten schmiegte Lilian sich an ihn. »Bist du bald fertig?« fragte er. Sie legte die Wimperntusche aus der Hand und betrachtete Davids Spiegelbild. »Weißt du, welchen Luxus ich mir wünsche?« fragte sie und fügte, ohne seine Antwort abzuwarten, hinzu: »zwei Badezimmer.« Er drehte sich um und küßte sie auf den Mund. »Bist du bald fertig?« wiederholte er lächelnd. Sie seufzte spielerisch. »Zur Not kann ich mir die Haare auch im Schlafzimmer bürsten.«
    Er musterte sie prüfend. »Ich dachte, du bist frisch frisiert«, sagte er scheinheilig.
    »Vielen Dank.« Sie schnappte sich die Bürste und marschierte ins Schlafzimmer. »Das war ein Kompliment«, rief er ihr nach.
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