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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann
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schweiften, spürte sie, daß sie all ihrem gerade zur Schau gestellten Selbstvertrauen zum Trotz in ihrem ganzen vierunddreißigjährigen Leben noch nie solche Angst gehabt hatte wie heute. Ihre Augen wurden schmal, als sie sah, wie Nicole sich lässig durch die Menge schlängelte, gut gelaunt nach rechts und links lächelte und offensichtlich zielstrebig eine bestimmte Richtung einschlug. Wo wollte sie hin? Lilian beobachtete sie mit gespannter Aufmerksamkeit. »Lilian Plumley!« Die Männerstimme hinter ihr verriet unüberhörbar Hartnäckigkeit. Widerwillig wandte Lilian sich um. »Ich hab' zu Harve gesagt, wenn einer die Antwort auf diese knifflige Frage weiß, dann ist's Lilian. Die weiß in der Branche einfach alles.«
    Sie lächelte Al Weatherby an. Er war der Begründer, der Vater, der illustren Anwaltsfirma, wenngleich man dem drahtigen, jungenhaft wirkenden Mann mit dem welligen,braunen Haar diese Rolle kaum zugetraut hätte. Lilians Blick glitt verstohlen über die Menge, doch sie hatte Nicole aus den Augen verloren.
    »Wie heißt die Frau, die neben Dick Benjamin die Hauptrolle in ›Die Ehe eines jungen Maklers‹ spielte?« fragte er und strahlte erwartungsvoll übers ganze Gesicht. »Ich hab' mit Harve Prescott um fünfzig Dollar gewettet, daß du's weißt.« Harve Prescott kam zögernd näher. »Joanna Shimkus«, antwortete Lilian abwesend und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Nein, nicht die Ehefrau. Die andere, du weißt doch, die, die so unheimlich sexy war und sich so genüßlich auf dem Bett rekelte und den Rock hob ...«
    »Tiffany Bolling«, sagte sie, während sie sich magisch von der wogenden Menge angezogen fühlte. »Genau!« rief er triumphierend, als sie sich abwandte. »Du bist die Größte, Lili! Ich wußte, daß du's weißt. Hast du das gehört, Harve?«
    Lilian bahnte sich mühsam einen Weg durch die Menge und hoffte inständig, daß ihre Unhöflichkeit nicht aufgefallen war. Al Weatherby war weit mehr als der strahlende Herrscher über eine erfolgreiche Anwaltsfirma, der sein Reich im Alleingang von den bescheidenen Anfängen einer winzigen Praxis über einer chemischen Reinigung zu dem gemacht hatte, was es heute war. Er war es auch, dem sie die Blitzkarriere ihres Mannes verdankten. Er hatte Davids Fähigkeiten erkannt, ihm eine Stelle in seiner expandierenden Firma gegeben, ihn unterstützt und protegiert, und im Laufe der Zeit waren die beiden enge Freunde geworden. Al hatte es sogar geschafft, aus ihr und David, den beiden schüchternen Anfängern, passable Bridgespieler zu machen, und zwar mit seiner schon beinahe sprichwörtlichen, nie erlahmenden Geduld, für die er allenthalben berühmt war. Sie hörte ihn lachen, sah sich nach ihm um und erhaschte gerade noch sein heiteres Zwinkern, das ihr signalisierte, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung. AlWeatherby war kein Mann, der leicht einschnappte. Lilians Gedanken kehrten zurück zu dem Mädchen im roten T-Shirt.
    Nicole Clark war verschwunden. Vielleicht ist sie nach Hause gegangen, dachte Lilian hoffnungsvoll, holte tief Atem und blickte prüfend in die Runde. Drüben am Büffet schmollte Davids Tochter Laurie über dem Nachtisch (von dem sie freilich garantiert keinen Bissen kosten würde), während sein Sohn Jason sich lustlos herabließ, mit ein paar lebhafteren Kindern Versteck zu spielen. Waren alle Teenager so mürrisch und verstockt? Lilian mußte unwillkürlich lächeln, als sie sich vorstellte, Nicole hätte sich mit diesen beiden Nervensägen herumzuschlagen. Bei diesem Gedanken fühlte sie sich gleich besser. Lauries kleiner Bruder war noch nicht dreizehn und hatte doch schon eine unangenehme Ähnlichkeit mit seiner Mutter. Außerdem war er unerträglich schüchtern. Wenn eines der beiden Kinder in Lilians Gegenwart überhaupt je lächelte, dann gewöhnlich als Begleitkommentar zu der Neuigkeit, daß ihre Mutter wieder vor Gericht gehen und um höheren Unterhalt klagen würde oder daß sie das ganze Haus mit einem neuen, weißen Flauschteppich auslegen ließ, weil sie seit ihrer Rückkehr vom letzten Europaurlaub an Depressionen litt und eine Aufmunterung brauchte. Gemessen an seinem beachtlichen Ruf als Anwalt hatte sich David bei seiner eigenen Scheidung gründlich übers Ohr hauen lassen. Bei Mitgliedern der Anwaltskammer seien die Richter immer besonders streng, hatte er erklärt, aber stillschweigend übergangen, daß bei dem Prozeß eine siebzehnjährige Ehe, zwei Kinder und unzählige
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