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Ich will es hart

Ich will es hart

Titel: Ich will es hart
Autoren: Sira Rabe
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und erst am Nachmittag kurz vorbeischauen wollen, schließlich war sie bis in die frühen Morgenstunden im Sklavendom gewesen. Aber die neuen Eindrücke ließen sie nicht los. Zu allem Übel hatte sie vergessen, ihren Wecker auszuschalten, der sie lauthals hochschreckte, kurz nachdem sie endlich eingeschlafen war. Ihr einsilbiger Gruß und die Art, wie sie auf ihren Bürostuhl plumpste, sagten wohl genug aus, denn kurz darauf stellte Frank eine Tasse Kaffee vor ihr auf den Tisch, der schwärzer war als je ein Kaffee, den sie in ihrem bisherigen Leben getrunken hatte. Leyla nahm einen Schluck und jappste heiser. »Willst du mich umbringen?«
    Frank lachte. »Du siehst aus, als ob du einen starken Kaffee brauchst, um wach zu werden. Scheint ’ne anstrengende Nacht gewesen zu sein. Erzähl mal.«
    Während Leyla berichtete, natürlich ohne die sexuellen Praktiken im Detail zu beschreiben, hörte Frank ernst und aufmerksam zu. Dann lehnte er sich in seinem Bürostuhl zurück, schloss die Augen und wippte, wie er es manchmal machte, wenn er nachdachte.
    »Hör mal, Frank …«
    Er unterbrach Leyla mit einer Handbewegung. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er sich aufrichtete und sie wieder ansah. »Hör zu, ich weiß, dass es dir nicht passt, womit ich dich beauftragt habe. Und ich kann dich auch nicht zwingen, weiter in der Verkleidung einer Domina zu recherchieren. Aber ich fände es toll, wenn du weitermachst. Alle Indizien sprechen dafür, dass der Mörder aus dem Umfeld des Sklavendoms kommt. Wir haben Fingerabdrücke, die weder Erdmann noch seiner Nachbarin gehören, und laut ihrer Aussage hat er äußerst selten jemanden mit in seine Wohnung genommen.«
    »Aha, aber wer ihn in der Mordnacht besucht hat, weiß sie nicht?«
    Frank zog die Schultern hoch. »Sie hat nichts gehört. Vielleicht hat sie ferngeschaut oder schon geschlafen, als der Mörder Erdmanns Wohnung betrat.«
    »Na toll«, knurrte Leyla. »Wenn man die neugierigen Nachbarn mal bräuchte, sind sie nicht da.«
    »Bitte Leyla, könntest du für ein paar Nächte …«
    Eigentlich tendierte Leyla eher zu einem Wutanfall. Sie war müde und hatte keine Lust, sich das in ihren Augen perverse Schauspiel menschlicher Geilheit öfter als unbedingt nötig anzusehen. Aber gegen dieses beinahe geflehte Bitte und den Ausdruck in Franks Gesicht kam sie nicht an. Ob er wohl mit diesem Blick auch seine Frau besänftigte, wenn er mal wieder später als angekündigt nach Hause kam? »Also gut«, murmelte sie widerstrebend.
    »Danke. Ich weiß, dir gefällt diese Aufgabe nicht besonders, aber ich glaube, es ist wichtig.«
    »Wie lange?«
    »Sagen wir, maximal zwei Wochen? Und – Leyla, du brauchst in dieser Zeit nicht ins Büro zu kommen. Schlaf dich aus und wir telefonieren, wenn es was Neues gibt, okay?«
    *
    Helen Martin hatte Modelmaße und hätte ebenso gut auf die Laufstege dieser Welt gepasst statt in den Sklavendom. Im Gegensatz zu den anderen Dominas trug sie weder Lack noch Leder, sondern ein enges langes Kleid aus rotem Satin, ein schulterfreies Dekolleté und lange, dazu passende Handschuhe. Eine Robe, die eleganter nicht hätte sein können, als wolle sie sich jeden Augenblick verabschieden und ins Theater gehen. Ihre schwarzen Haare waren in einer klassischen Banane hochgesteckt, die ihren schön geschwungenen Nacken betonte. Ihr einziger Schmuck waren eine Halskette und Ohrringe aus schwarzen Perlen. Die Reitgerte, die sie mit sich trug, und ihr entschlossener Blick ließen allerdings keine Zweifel aufkommen, mit wem man es zu tun hatte. Sie war eine Domina. Durch und durch.
    Steve stellte Helen und Leyla einander vor. Die beiden Frauen musterten sich wie zwei Rivalinnen, dann lächelte Helen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Kommissarinnen eine so gute Figur als Domina abgeben. Wie kann ich bei der Aufklärung dieses bedauerlichen Mordes helfen?«
    An der Tür war ein Kratzen zu hören. Helen ging zur Tür, deutete zu Boden und befahl jemandem, Ruhe zu geben und Platz zu nehmen.
    »Haben Sie einen Hund?«, fragte Leyla.
    »Wie man’s nimmt. Und lass uns doch gleich zum du übergehen, wir sehen das ganz unkompliziert.« Sie schmunzelte. »Das war Bello, aber ich nehme an, er soll bei unserem Gespräch nicht unbedingt dabei sein. Bello ist einer unserer Kunden und folgt mir wie ein braves Hündchen auf Schritt und Tritt, wenn er da ist.«
    Leyla nickte. »Ach so, davon hat Steve mir schon erzählt. Nervt das nicht?«
    »Manchmal schon. Aber ich kann Bello
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