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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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den Aufenthaltsraum bin.
    »Wie geht’s ihr?«, fragt Lukas besorgt. »Nicht so gut? War es schlimmer, als es aussah?«
    Ich schüttele den Kopf. »Tonja ist okay«, sage ich. »Die Schwester hat sie nur vorsorglich nach Hause geschickt.«
    »Aber was ist dann los?«, fragt Nils. »Du siehst kreidebleich aus, Vendela!«
    »Ich muss mit Silja reden«, sage ich. »Geht schon mal vor, es ist sehr wichtig.«
    Nils sieht mich unsicher an, schließt sich dann aber Lukas an. Ich stelle mich zu Silja, die immer noch mit ihrem Nagel beschäftigt ist. Eine Sekunde lang ziehe ich in Erwägung, einfach nichts zu sagen, so zu tun, als ob nichts wäre, um sie noch ein bisschen länger für mich zu behalten, aber das würde es am Ende nur noch schlimmer machen. Außerdem weiß ich nicht, ob Silja vielleicht nicht noch eine Chance hat, Emil zu helfen. Falls sie das will.
    »Du solltest vielleicht ins Sekretariat gehen«, sage ich.
    Silja sieht mich fragend an. Bestimmt denkt sie, es geht um den Diebstahl im Garderobenraum. Ich hole tief Luft und nehme Anlauf.
    »Der Rektor weiß es«, sage ich. »Das von Emil und dir. Wahrscheinlich war Emil deswegen nicht im Unterricht.«
    Siljas Augen werden größer. »Scheiße … hast du …?«
    Ich schüttele den Kopf. »Tonja. Aber sie weiß es von mir.«
    »Hast du ihr davon erzählt? Tonja? Obwohl du weißt, dass sie mich hasst?«
    »Sie wollte nichts sagen, das war keine Absicht, aber …«
    »Keine Absicht? Leck mich doch!«
    Silja schnappt ihre Bücher und rennt durch den Hauptflur Richtung Sekretariat.
    Ich stehe da und schaue ihr nach. Die Luft ist zäh und das Atmen fällt mir schwer. Das war’s dann wohl endgültig. Wie war das noch gleich mit dem zwangsmäßig idiotischen Verhalten? Und wieder habe ich voll zugeschlagen! Diesmal so gründlich, dass ich nicht nur die Freundschaft mit Silja zerdeppert habe, sondern Sven garantiert auch nichts mehr von mir wissen will. Und Emils Leben habe ich ganz nebenbei auch noch mit zerstört.
    Die Welt wäre besser ohne mich. So einfach ist das. Die Sonne würde klarer scheinen und die Menschen würden glücklicher durch ihr Leben wandern.
    Ich gehe langsam zu meinem Schrank, lehne die Stirn gegen die kühle, dunkelblaue Stahltür. Plötzlich steht Nils neben mir und legt eine warme Hand um meinen Nacken.
    »Was ist los?«, fragt er. »Magst du es mir erzählen?«
    Ich schüttele den Kopf.»Das geht nicht. Tut mir leid, aber das geht einfach nicht.«
    Mein Handy klingelt. Als ich sehe, dass es Tonja ist, drücke ich das Gespräch weg. Dann nehme ich meine Englischmappe und gehe neben Nils zur Klasse. Er schiebt vorsichtig einen Arm um meine Taille, und ich lasse ihn, ohne die Geste zu beantworten.
    Grace spielt eine Tonwiedergabe von CNN über Abgase und den Gewächshauseffekt und eröffnet danach eine Diskussion über das Thema. Ich kriege keinen Sinn in die Sätze und es ist mir auch egal.
    Silja kommt nicht zurück. Ihr und Tonjas Platz bleiben demonstrativ leer. Nach Englisch hätten wir noch eine Stunde, aber das schaffe ich nicht.
    »Sagst du Britt, dass ich Kopfschmerzen habe und nach Hause gegangen bin?«, bitte ich Nils.
    »Okay … Darf ich dich heute Abend anrufen?«
    »Klar.«
    Ich weiß, dass ich was tun müsste, ihn umarmen oder küssen, irgendwas, aber ich will nur noch weg. Ich hole meine Sachen aus dem Schrank und mache mich auf den Weg. Es ist windig. Der Schulhof ist leer bis auf eine Papiertüte, die Purzelbäume auf der asphaltierten Fläche schlägt.
    Ich habe gerade mein Fahrrad aufgeschlossen und ziehe es aus dem Ständer, als ich Schritte hinter mir höre. Widerwillig drehe ich den Kopf und sehe erstaunt, dass es Sven ist. Er hält seine Jacke in der Hand.
    »Was machst du hier?«, frage ich. »Mathe hat doch schon angefangen!«
    »Und was machst du selber hier?«, gibt er die Frage an mich zurück.
    Mir schießen Tränen in die Augen. Doch nicht jetzt! Aber was spielt das noch für eine Rolle? Es ist eh alles im Eimer.
    »Ich habe alles vermasselt«, flüstere ich.
    Er lächelt mich an.
    »Alles kann man nicht vermasseln«, sagt er. »Ich hab’s schon öfter versucht.«
    Dann erzähle ich ihm, was passiert ist. Dass ich Tonja von Silja und Emil erzählt habe und sie Marielle davon erzählt hat.
    Sven schüttelt den Kopf.
    »Nicht gut«, sagt er. »Warum könnt ihr Mädchen nicht einfach mal die Klappe halten?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Weil wir glauben, dass wir dem anderen vertrauen können?«
    »Aber das
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