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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein!
Autoren: Tina J.
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sagt zwar, er lässt mich nicht im Stich. Ich glaube ihm, aber das hier, das Gebiet der Klinik – es wird wie verbotenes Gelände für mich sein. Wenn ich zu Herrn Dr. S. zum Einzel will, werde ich immer Angst haben, es erwischt mich jemand und wenn, dann fühle ich mich, als hätte ich ja hier nichts mehr zu suchen und könnte weggejagt werden.
    Und dies bei der Klinik, der ich so viel zu verdanken habe. Ja, ich habe für dieses Haus so viel Dankbarkeit in mir, wie soll ich mit der Enttäuschung, Verletzung umgehen? Ich bin doch so dankbar, dass sie mir all die Jahre so viel geholfen haben.
    Aber jetzt habe ich Angst, riesengroße Angst, und die ist durch die Klinik auf mich eingestürzt. Es lohnt nicht, mich weiter zu behandeln – zu krank!
    Herr Dr. S und auch ich haben versucht zu erklären, dass ich nur noch vorwärts gegangen bin. Mir hat Herr Dr. S gesagt, er hat wirklich alles versucht, mir zu helfen, dass ich hier bleiben kann und es tut ihm unendlich leid für mich. Aber er hat auch gesagt, dass er mir immer helfen will und mich nicht auch im Stich lässt.
    Ich vertraue ihm, aber ich weiß noch nicht, ob ich es schaffe, ihn von der Klinik zu trennen, so dass ich zu ihm gehen kann, wenn ich Hilfe brauche. Es gibt ja nur noch ihn. Wo sollte ich sonst hin, wer würde mir sonst helfen?
    Ich kann doch niemandem sagen, was ich bin. Der Suizid steht mir jetzt sehr nah, weil kein Weg da ist, keiner den ich weiß. Der Boden unter meinen Füßen ist weg!
    Noch ist eine Woche Zeit bis zur „großen Entlassung“, oder soll ich lieber sagen, bis zum endgültigen Rausschmiss?
    Ich fühle mich schuldig – so, als hätte ich irgendetwas Schlimmes getan und deswegen werde ich hier nicht mehr geduldet.
    Auch das, was ich gerade wieder mit mir herumschleppe ist schon schlimm genug. Ich kann kaum darüber sprechen und dann nur mit Herrn Dr. S.
    Wie soll ich weiterleben?
    KANN ICH JETZT NACH DIESER MIR UNVERSTÄNDLICHEN KRASSEN ENTSCHEIDUNG DER KLINIK NOCH WEITERLEBEN?
    Ist doch alles zerrissen worden – jedes Vertrauen zerstört. Ich kann doch nie mehr vertrauen und ich schäme mich jetzt auch noch für mein Vertrauen, was ich hatte. Die, die mir das jetzt antun, hätten nie etwas von mir erfahren dürfen.
    Ja, – Schweigen ist besser!!
    Die 3. Woche verging und es ging mir immer schlechter, ich lag nur noch im Bett und war in der grauenvollsten Vergangenheit gefangen.
    Die Einzigen, die sich noch um mich bemühten, waren Schwester Hedi und Herr Dr. S. Ich konnte keine andere Hilfe mehr annehmen, war zu, hatte dichtgemacht.
    Es tat zu weh und war zu enttäuschend für mich.

    Der Entlassungstag – 20.02.2008

    Ich wollte niemand sehen, wollte niemand unter die Augen treten, habe mich zu sehr geschämt. Keine Abschiede von mir lieben Mitpatientinnen. Es tat alles zu weh und ich schämte mich. Das war ja wie ein Rauswurf. Ehrlich, ich kam mir vor wie ein Verbrecher. Meine Sachen packen ging schnell. Ich sollte verlegt werden in eine andere Klinik, weil ich suizidal war. Da ich sehr schlecht dran war, stand ein Krankentransport an. Aber Schwester Hedi bot mir an, mich selbst nach Ahrweiler zu fahren. Das war gut. Ich war ihr sehr dankbar. Schwester Hedi ist wie ein Engel, sie ist immer aufgetaucht, wenn es mir sehr schlecht ging, so als hätte sie ein Gespür dafür. Und heute tauchte sie eben auch wieder auf und half mir, hier rauszukommen. Ich war nicht mehr in der Lage zu reagieren oder zu agieren. Was jetzt kam, das wurde mit mir gemacht. Ich habe nur noch stumm alles ertragen. Ich war ausgeschaltet, innerlich tot, ausgebrannt – funktionierte nur noch brav, wie man es eben von mir erwartete.
    Es war besprochen und entschieden worden, dass ich in die Dr. von E. Klinik gebracht werde, da ich dort schon einmal war und zwar nach dem letzten Suizidversuch. Ich war damals auf der Geschlossenen bzw. geschützten Frauenstation und nun werde ich also heute wieder dahin gehen.
    Es ist schon richtig, hierher zu gehen, denn hier war ich schon einmal und ich kenne daher das Personal. Ich bin dem Personal für die Hilfe und das Verständnis für meine Situation nach dem Suizidversuch sehr dankbar. Ich habe mich dort sicher und gut aufgehoben gefühlt.
    Wird es wieder so sein? Hier habe ich keine Therapiegespräche. Werde ich es aushalten können ohne reden zu können? Wie wird es mir gehen, wenn ich mit mir allein klarkommen muss?
    Richtig ist es schon, langsam mal dahin zu kommen, dass ich mit mir allein klarkomme. Ob ich das
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