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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein!
Autoren: Tina J.
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schwerer und Ende Januar ging gar nichts mehr, nur noch heulen und Suizidgedanken.
    Also, wieder einmal stationär.
    Was nun folgte, macht mich heute noch fassungslos und lässt es mich einfach nicht begreifen. Ich war ca. 2 Wochen in der Klinik und es ging mir wirklich so richtig schlecht. Das volle Programm, Schlafstörungen, FB’s, die grauenvollsten Bilder im Kopf. Was am schlimmsten war, es waren wieder neue schreckliche Erinnerungen da und ich wurde nicht damit fertig. Wieder ein kleines Mädchen auf bestialischste Weise vor meinen Augen umgebracht, wieder von den vier Männern missbraucht, verstümmelt und bis zum Tod gequält. Ich musste das wieder miterleben. Wie immer war mein Opa der Chef, er hat dagesessen und alles genussvoll beobachtet und sogar teilweise dirigiert.
    Mich ließ er immer „nur missbrauchen“, ringsum von allen vier Männern, solange, bis sie mehr wollten, dann brachte Rudolf das andere Mädchen rein. Sie hatte Angst und weinte sehr. Ich kann mich noch genau an sie erinnern. Es war einfach nicht auszuhalten, daran zu denken, das immer wieder im Kopf zu haben. Die Bilder zu sehen und alles wieder und wieder zu erleben, zu hören, zu riechen und vor allem zu sehen. Und genau, als ich damit herumlief, heulte, schrie, mich schnitt, immer wieder schnitt, um es auszuhalten, kam der Chefarzt der Klinik in der ich seit 1996 in Behandlung bin, der fast meine gesamte bisherige Vergangenheit aufgearbeitet hat, und teilt mir mit, dass ich dieses Mal nur für 3 Wochen aufgenommen wurde und keinen Tag länger. Zwei Wochen sind um und ich stecke im Schlimmsten, was es wieder einmal für mich geben kann. Und dann das!
    Wieso nur 3 Wochen?
    Nicht die Kasse hat mir keine Zeit mehr gegeben. Wäre es die Kasse, ich könnte es ja noch verstehen, die haben mir echt viel Verständnis entgegengebracht.
    Aber nein! Es war die Klinik, die kein Verständnis für meine Situation mehr aufbringen wollte.
    Es tut weh, wieder so verletzt zu werden, so enttäuscht zu werden.
    Warum? Warum ich? Was habe ich getan?
    Es sind noch so viele Patientinnen da, die wie ich immer wieder länger hier sind und im Vergleich doch nie so etwas Grauenvolles erlebt haben. (Ich maße mir nicht an, zu vergleichen, ich wünschte mir aber, dies wäre getan worden).
    Kann mir jemand sagen, wie ich mich fühlen soll? Die Klinik, die Leute, denen ich am meisten danke, denen ich mein volles Vertrauen entgegengebracht habe, die setzen mich einfach vor die Tür.
    Geh doch mal woanders hin? Aber ich habe hier, in dieser Klinik meine schlimmste Zeit durchgestanden. Ich bin doch fast am Ende, fast am Ziel meines Weges, habe es fast geschafft.
    Hier hat man mir geholfen, all das Schreckliche zu verarbeiten. Da soll ich einfach so woanders hin und dort mal so einfach weitermachen. Wie soll das gehen? Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber hier werde ich die nächste Zeit (wie lange, weiß ich nicht) nicht mehr aufgenommen.
    Was bin ich? Was habe ich getan? Bin ich so ekelhaft, dass die mich nicht mehr ertragen können?
    „Es macht ja keinen Sinn, die Behandlungszeiträume werden nicht kürzer, Ihnen geht es immer schlechter!“ Ja, das soll der Grund sein! Herr Dr. S. hat auch alles versucht, um zu erklären, dass wir fast am Ende der Therapie sind, aber es war sinnlos – sie wollten das nicht hören und haben es nicht gehört.
    Klar, ich kann mich ja morgen vor jemand völlig fremden evtl. sogar noch einen Mann setzen und mal so munter drauflos plaudern. „Hallo! Das geht doch nicht!“
    Mein ganzes Vertrauen ist hier, in diesem Haus (und da leider auch schon mehrfach sehr enttäuscht worden).
    Tja, ist wohl wahr, eine Trennungsproblematik oder Entlassung aus der Firma usw. ist leichter zu ertragen und einfacher, wie meine Geschichte. Ich wurde sowieso schon von Station zu Station und zurück gereicht, weil ich zu „belastend“ bin.
    Vielleicht wäre es besser gewesen, mein Suizidversuch hätte geklappt, da könnte mich jetzt keiner ins „Nichts“ hineinwerfen.
    Wieso ins „Nichts“ weil ich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ich stehe im Leeren!
    Wo soll ich hin, wenn es mir sehr schlecht geht? Ich habe Angst, ich bringe mich um!
    Das hier, das beweißt mir doch, wie man von mir denkt, was die wirklich von mir halten! Ich fühle mich wie ausgestoßen, weggeworfen, eklig, dreckig, eben das Letzte. Ich habe Angst, unheimliche Angst, was werden soll, wenn es mir schlechter geht.
    Wo soll ich denn hin? Wer kann mir helfen?
    Herr Dr. S.
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