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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst
Autoren: Paul Ekman
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Kalifornien und bat einen ihm bekannten Chirurgen, den entsprechenden Muskel mit einem elektrischen Stromstoß bei ihm selbst zu stimulieren. Das nenne ich Einsatz! Und der hat sich gelohnt: Mit seinem Kollegen Wallace Friesen erstellte Paul Ekman schließlich den einzigartigen Gesichtsatlas. Sein Traum wurde wahr. Sie identifizierten jeden Ausdruck, den ein Gesicht zeigen kann, und fanden heraus, dass es insgesamt 43 verschiedene Elemente des Ausdrucks gibt. Diese einzelnen Elemente nannten sie Aktionseinheiten. Darin bestand der erste Teil ihres Mammutprojekts. Anschließend machten sie sich daran, alle Aktionseinheiten verschieden zu kombinieren, und spielten jede Variation durch. Ein Aufwand, der sieben Jahre in Anspruch nahm. Aus all diesen Aktionseinheiten filterten Ekman und Friesen dann dreitausend schließlich noch feinere Aktionseinheiten heraus. Diese ließen dann erst ganz genaue Rückschlüsse auf die Gedankenwelt, die Emotionen eines Menschen zu.
    Dieses Werk, lieber Leser und liebe Leserin, ist die Anleitung zum richtigen Gedankenlesen. Es ist unter dem Titel Facial Action Coding System, kurz FACS, zu finden und ist so in die Literatur eingegangen. Der Katalog ist 500 Seiten dick, und fast niemand hat ihn wirklich gelesen. Nur diejenigen, die sich professionell mit Mimik befassen, sollten ihn natürlich gelesen haben. Denn die Erkenntnisse sind zu wertvoll, als dass man darauf verzichten könnte: Sowohl für Therapeuten, Analytiker als auch für Trickfilmstudios sind diese Informationen grundlegend. Wussten Sie, dass Shrek und die Helden aus Toy Story mit Hilfe von FACS animiert wurden? Es muss also was dran sein, an diesem Wissen. Das System bietet in der Tat tiefe Einblicke in die geheime Sprache der Mimik.
    Ich selbst befasste mich zum ersten Mal während meines Studiums in Monterey, Kalifornien, mit FACS. Ich hatte gerade mein Diplom in Übersetzen und Dolmetschen abgelegt und kann mich noch genau an den Morgen erinnern, an dem ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, beim Dolmetschen schon vorher zu wissen, was der Professor als Nächstes sagen würde. Ich hatte den Eindruck, vorab zu erkennen, wann er ernst wird, wann er einen Witz macht und wann es melancholisch wird. Immer einen kurzen Moment, bevor es dann wirklich eintraf. Damit hatte ich meinen Kollegen in der Dolmetscherkabine geradezu verängstigt. Wie konnte so etwas gehen? In diesem Buch können Sie die Lösung nachlesen. Durch die Arbeiten von Paul Ekman wurde auch ich inspiriert, mich tiefergehend mit der Sprache des Gesichts auseinanderzusetzen. Das war ein Aspekt, der meine berufliche Laufbahn erheblich beeinflussen sollte: Ich würde heute sicher keine Seminare und Vorträge halten, wenn ich diesen Anstoß nicht erfahren hätte. Von dem Bücher- und Vorwortschreiben ganz zu schweigen...
    Letztes Jahr lud ich mir dann über ein amerikanisches iTunes-Konto die erste Staffel der Serie Lie to me herunter. Die Serie erzählt die Geschichte eines Professors, der im Gesicht des anderen erkennen kann, ob dieser lügt. Paul Ekman ist nicht nur der geistige Vater der Hauptfigur, er ist auch ein wichtiger Berater beim Verfassen der Drehbücher. Zum Registrieren des amerikanischen Kontos musste ich einen Wohnsitz in den USA angeben. Hierbei log ich einfach und gab die Adresse eines guten Freundes in New York an. Ich lade mir gern Serien auf meinen Computer. So kann ich auf Zugreisen die Zeit angenehm verbringen und muss keine zusätzlichen DVDs mit mir herumschleppen, denn auf Tour zählt jedes Gramm Gepäck. Ich weiß somit noch genau, wo ich die erste Sendung von Lie to me gesehen hatte: im ICE auf der Strecke zwischen Augsburg und Stuttgart. Ich war von den Socken gewesen! Genau so hatte ich mir die Bilder gewünscht. Bei meiner Ankunft in Duisburg hatte ich die erste Staffel schon halb durch. Wieder zu Hause angekommen, blätterte ich meine alte und zerfledderte Ausgabe des Buchs Telling Lies von Ekman durch, um darin mal wieder ein wenig zu stöbern und einen Bezug zwischen Buch und Film herzustellen. Nachdem ich dann die erste Staffel nach einigen Zugfahrten durchhatte, packte ich auch das Buch ins Reisegepäck. Altes Wissen wieder aufzufrischen, das kann nie schaden.
    So kam mir dann auch letztes Jahr im Dezember zwischen Heidelberg und München die Idee, dem Rowohlt Verlag vorzuschlagen, dieses Buch übersetzen zu lassen. Das Buch, das Sie gerade in Händen halten, ist also praktisch ein Abfallprodukt der Deutsche-Bahn-Trips: Lie to me
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