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Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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1. Kapitel
    Die Diebin
    Noch nie hatte Sheila etwas gestohlen.
    Der Inhaber des Antiquitätengeschäfts beobachtete sie misstrauisch, während sie sich im Laden umsah. Sie war schon vor zwei Tagen hier gewesen und hatte gefragt, wie viel die Spieluhr mit den Delfinen kostete, die im Schaufenster stand.
    »Zweihundertvierzehn Euro.«
    »Oh.«
    So viel Geld besaß Sheila nicht und würde es auch in der nächsten Zeit kaum auftreiben können. Und bis Weihnachten war die Spieluhr sicher verkauft.
    Seit Sheila die Delfinuhr das erste Mal gesehen hatte, wusste sie, dass sie diese Spieluhr unbedingt haben musste. Nicht nur, weil sie wunderschön aussah: Auf dem Deckel der goldfarbenen Dose waren zwei springende Delfine angebracht. Wenn man die Spieluhr aufzog, erklang eine zarte Melodie und die Delfine begannen sich zu drehen. Dabei funkelten ihre goldenen Körper.
    Sheila liebte Delfine und hatte in ihrem Zimmer zu Hause schon eine ganze Sammlung von Delfinfiguren und -bildern. Ihre Mutter regte sich manchmal darüber auf, wenn sie Staub wischen wollte, und drohte Sheila damit, eines Tages den ganzen Krempel in eine Schachtel zu packen und wegzuwerfen.
    Doch die Spieluhr war anders als die Figuren zu Hause.
    Sheila hatte das Gefühl, dass sie irgendetwas in ihr wachrief.
    Als sie beim ersten Besuch in dem Laden die Delfine mit ihrenFingern berührte, hatte sie das Gefühl gehabt, dass in ihr eine Erinnerung aufblitzte. Doch sie konnte nicht genau erkennen, was es war.
    Sheila kam selten in diese Gegend, aber heute war sie extra einen Umweg von der Schule nach Hause gegangen, um sich zu vergewissern, dass die Spieluhr noch im Schaufenster stand. Kurz entschlossen hatte Sheila wieder den Laden betreten, in der Hoffnung, dass der Händler die Uhr noch einmal aufziehen würde und sie die Delfine anfassen durfte.
    »Na, willst du die Spieluhr jetzt doch kaufen?«, fragte der Mann, der Sheila gleich wiedererkannte.
    »Nein. Ja … aber ich hab nicht so viel Geld.«
    Er machte keine Anstalten, die Spieluhr aus dem Schaufenster zu holen. »Schenken kann ich sie dir nicht.« Er schien darauf zu warten, dass sie wieder ging.
    »Äh … Kann ich mich noch ein bisschen umsehen?«, fragte Sheila. Vielleicht entdeckte sie etwas Ähnliches, das billiger war. Doch tief im Herzen wusste sie, dass sie nur diese eine Spieluhr wollte.
    »Natürlich.«
    Er behielt sie im Auge. Sheila fühlte sich unwohl. Unentschlossen trat sie an das Regal mit den billigen Schmuckketten und Armbändern und ließ die bunten Plastikketten durch ihre Finger gleiten.
    In diesem Moment klingelte das Telefon im Laden. Der Inhaber verschwand hinter dem grünen Samtvorhang und Sheila hörte, wie er mit dem Anrufer sprach.
    »Die Spieluhr mit den Delfinen? – Ja, die ist noch da.«
    Sheilas Herz jagte, sie ließ die Ketten los.
    »Übermorgen? Gut, dann lege ich die Spieluhr für Sie zurück. Zweihundertvierzehn Euro. Ja, Sie können bei mir auch mit Karte bezahlen.«
    Alles ging jetzt blitzschnell. Mit zwei Sätzen war Sheila beim Schaufenster, packte die Spieluhr und schob sie unter ihren Anorak. Dann riss sie die Ladentür auf und stürmte nach draußen.
    Sie rannte den Gehsteig entlang, bis ihre Lungen stachen und sie keine Luft mehr bekam. Erst dann blieb sie schwer atmend stehen und sah sich um.
    Niemand kam hinterher. Falls der Inhaber ihr nachgelaufen war, hatte sie ihn abhängen können.
    Erschöpft lehnte sich Sheila gegen eine Hauswand. Was hatte sie getan? Sie befühlte die Spieluhr und zog sie dann langsam unter ihrem Anorak hervor. Als sie das kleine Kunstwerk in der Hand hielt, verspürte sie ein Glücksgefühl. Diese schönen Delfine! Gleichzeitig hatte sie ein unglaublich schlechtes Gewissen. Sie hatte die Spieluhr tatsächlich gestohlen! Aber sie hatte sie einfach haben müssen, unbedingt! Sie hatte nicht zulassen können, dass ein anderer sie kaufte.
    Vorsichtig verstaute Sheila die Delfinuhr in ihrem Rucksack. Ihre Brust brannte, als sie sich auf den Heimweg machte. Sie war eine Diebin! Würde der Antiquitätenhändler Anzeige erstatten? Bestimmt. Er wusste ja, dass nur sie als Täterin infrage kam. Und er hatte sich ihr Gesicht bestimmt genau gemerkt.
    In der nächsten Zeit musste sie diese Gegend unbedingt meiden.
    Trotzdem bereute sie ihre Tat nicht. Aus irgendeinem Grundgehörte die Spieluhr zu ihr und Sheila wurde das Gefühl nicht los, dass sie noch wichtig für sie werden würde.
    Nachdem im letzten Sommer so viel Unmögliches und
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