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Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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Wunderbares geschehen war, war in Sheilas Leben wieder der Alltag eingekehrt. Manchmal kam es ihr so vor, als hätte sie die Abenteuer damals nur geträumt. Aber Gavino, ihr Vater, der jetzt bei Sheila und ihrer Mutter lebte, war der beste Beweis dafür, dass alles tatsächlich passiert war.
    Sheila war bei der Haustür angekommen, zog den Schlüssel aus ihrer Anoraktasche und schloss die Tür auf. Im Treppenhaus roch es nach Bohnerwachs und warmem Essen. Sie wohnten im vierten Stock – zweiundsiebzig Stufen. Das Haus war alt und die Holzstufen knarrten, als Sheila die Treppe hinauflief. Hoffentlich sah man ihr den Diebstahl nicht an. Sie hatte keine Ahnung, was sie ihrer Mutter erzählen sollte. Sabrina würde ihr nie glauben, dass sie die Spieluhr einfach hatte stehlen müssen  …
    Sheila wollte den Schlüssel in die Wohnungstür stecken, doch da wurde die Tür schon geöffnet. Ihr Vater stand vor ihr und strahlte sie an.
    »Schön, dass du da bist, Sheila.«
    »Hallo, Gavino«, antwortete Sheila. Sie sagte niemals Vater oder Papa zu ihm. Sie war dreizehn Jahre ohne Vater aufgewachsen und konnte sich nur schwer daran gewöhnen, dass es jetzt anders war. Außerdem sah Gavino so jung aus – viel zu jung, um eine so große Tochter zu haben. Viele Leute hielten Gavino deswegen für Sheilas älteren Bruder. Sheilas Klassenkameradin Kristin hatte heute in der Schule gefragt, ob es stimmte, dass sich Sheilas Mutter einen jungen Kerl aus Italien mitgebracht hätte.
    »Von Sardinien«, hatte Sheila sie korrigiert.
    »Dann stimmt es, ja? Er wohnt bei euch?«
    Sheila hatte mit den Schultern gezuckt. Sollte Kristin doch glauben, was sie wollte. Die Wahrheit würde ihr ohnehin kein Mensch abnehmen.
    Er ist mein Vater und er sieht deswegen so jung aus, weil er dreizehn Jahre in einen steinernen Delfin verwandelt war.
    Das klang viel zu fantastisch. Aber genau so war es gewesen, und Gavino hatte große Probleme, weil ihm dieser Zeitabschnitt seines Lebens fehlte. Außerdem hatte er seine Heimat verlassen und wohnte jetzt mit Sheila und ihrer Mutter in Hamburg. Sheila hatte immer mehr den Eindruck, dass ihr Vater nicht besonders glücklich war und sich nach dem Meer sehnte.
    Ihr erging es ähnlich. Noch nie hatte sie einen so aufregenden Sommer erlebt wie in diesem Jahr. Sie wusste nun, dass sie seit ihrer Geburt mit dem Meer verbunden war, genau wie ihr Vater. Sie beide waren Meereswandler – Menschen, die sich in Delfine verwandeln konnten. Inzwischen träumte sie fast jede Nacht davon, dass sie wieder ein Delfin war. Zusammen mit Mario, den sie auf Sardinien kennengelernt hatte, erkundete sie die Ozeane …
    »Ich habe gekocht«, sagte Gavino und riss Sheila aus ihren Gedanken. »Wir können gleich essen. Es gibt Makkaroni mit Olivenpesto. Deine Mutter hat angerufen, sie kommt etwas später.«
    Sheila nickte, hängte ihren Anorak an die Garderobe und verschwand im Bad, um sich die Hände zu waschen. In der letzten Zeit machte ihre Mutter oft Überstunden im Schuhgeschäft. Sie brauchten das Geld dringend, weil sie jetzt zu dritt lebten.
    In der kleinen Küche herrschte Chaos. Gavino konnte sehr leckerkochen, aber danach sah es immer aus wie auf einem Schlachtfeld.
    Sie aßen, ohne viel miteinander zu reden. Gavino sah immer wieder zum Fenster hinaus. Draußen hatte sich der Himmel zugezogen, es war dunkel und grau. Die milden Tage schienen endgültig vorüber zu sein. Morgen war der erste November. Lange, triste Monate standen bevor. Sheila seufzte. Sie sehnte sich nach dem Sommer.
    »Ich glaube, es geht nicht gut«, sagte Gavino plötzlich.
    Sheila zuckte zusammen. Sie fühlte sich durchschaut. Woher wusste Gavino, dass sie die Spieluhr gestohlen hatte? Das Blut schoss ihr in die Wangen. Sie wagte nicht, ihren Vater anzusehen. Fieberhaft überlegte sie, was sie sagen sollte.
    Es war, als hätte die Spieluhr mich gerufen! Ich musste sie einfach nehmen!
    »Es geht nicht gut mit uns«, fuhr Gavino fort und Sheila merkte, dass er über etwas ganz anderes redete. »Auf Dauer. Ich komme mir hier vor wie ein Gast. Und für einen Gast bin ich schon viel zu lange geblieben.«
    Sheila ließ die Gabel sinken. »Aber du gehörst doch zur Familie!«, protestierte sie. »Du bist mein Vater.«
    »Das ist richtig«, murmelte Gavino und machte eine Pause. »Versteh mich bitte nicht falsch«, sagte er dann. »Ich habe dich sehr lieb und ich bin froh und stolz, eine Tochter wie dich zu haben. Und ich liebe deine Mutter noch so sehr wie
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