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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst
Autoren: Paul Ekman
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Schließmuskel anspannen, wenn Sie die Wahrheit sagen, und ihn locker lassen, sobald Sie lügen. Auf gut Deutsch: «Hintern zu und durch...» Natürlich wissen die Hersteller von Lügendetektoren, dass viele Menschen diesen Trick kennen, und haben sich deshalb mittlerweile etwas einfallen lassen: Bei jeder Messung sitzt der Befragte nun auf einem flachen Kissen. Dieses Kissen erkennt, ob der Proband den Hintern zusammenkneift oder nicht. Bitte entschuldigen Sie an dieser Stelle meine etwas grobe und nichtwissenschaftliche Ausdrucksweise. Aber ein deutliches Wort ist mir gerade wichtiger als medizinisch korrekte, aber möglicherweise verwirrende Fachtermini. Der Trick klappt also leider nur bei einigen wenigen veralteten Polygraphen.
    Die junge Frau in meinem Fall hatte allerdings einen viel besseren Trick parat: Sie dachte bei den wahrheitsgemäßen Antworten an ihr unangenehme Bilder. Sie stellte sich dann zum Beispiel vor, in einem brennenden Haus zu sitzen oder in einen Autounfall verwickelt zu sein. Sobald sie log, stellte sie sich angenehme Dinge vor, wie zum Beispiel einen schönen Sommertag am Strand, der ihr positive emotionale Regungen garantierte. Denn je aufwühlender eine Visualisierung wirkt, desto widersprüchlicher sind die Ergebnisse des Lügendetektors. Und mitunter damit unbrauchbar: Denn alle Macht kommt von innen.
    Leider erklärte die Redaktion von Galileo in ihrem Beitrag nur, wie es die Dame es geschafft hatte, den Lügendetektor zu überlisten. Man erwähnte nicht, dass meine Probandin, mit der ich ein Problem hatte, vor der Befragung Schauspielunterricht genommen hatte. Der Beitrag vermittelte somit den Eindruck, als ob ich einen Fehler gemacht hätte, der Lügendetektor dagegen nur überlistet worden sei. So läuft das halt manchmal beim Fernsehen.
    Diese Geschichte zeigt aber dennoch eine der größten Schwierigkeiten beim Thema «Lügen entlarven»: den Faktor Irrtum. Fehler werden vorkommen, solange es Menschen gibt, die etwas bewerten müssen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Ekman in diesem Buch auch auf dieses Thema eingeht und zeigt, wann und wie solche Fehler passieren können. Aber auch wenn man darum weiß, ein Restrisiko bleibt. Jeder Lügenermittler läuft Gefahr, voreingenommen oder vielleicht auch unachtsam zu sein. Beim Polygraph sind die Störer der starke Wille des Befragten oder auch technische Schwierigkeiten. So ist es meines Erachtens gut, dass in Deutschland keine Lügendetektoren vor Gericht zugelassen sind. Das wäre auch unseriös.
    In den USA ist das anders. Mit schlimmen Folgen: Aufgrund falscher Analysen von Polygraphen sind dort schon Existenzen vernichtet worden. Manchmal konnten die Betroffenen sogar ihre Unschuld belegen. Trotzdem hatten sie keine Chance auf Rehabilitierung. Die war so aussichtslos wie ein reibungsloser Umzug einer Telefonanlage mit der Telekom - da kämpft man auch gegen Windmühlen.
    Das Wissen in diesem Buch wird Ihnen sehr beim Umgang mit anderen Menschen helfen. Ihre Menschenkenntnis wird sich verfeinern. Hier steht, wie Sie es trainieren können, Mikroausdrücke, sprich kleinste Regungen in der Mimik, zu erkennen und zu deuten. Sie lernen also die grundlegenden Emotionen kennen, die hinter einem Gesichtsausdruck stecken können. Allein die Tatsache, dass es dafür zuverlässige Parameter gibt, haut meine Seminarteilnehmer regelmäßig vom Stuhl. Sie müssen sich aber selbst stetig schulen, unvoreingenommen zu bleiben. Das ist sehr schwer, aber möglich. Viele Erkenntnisse Ekmans decken sich mit meinen persönlichen Erfahrungen. Das freut mich ganz besonders, denn auf diesen zentralen Aussagen basieren auch meine Bücher.
    Paul Ekman schreibt, dieses Werk sei gedacht für Menschen, die Lügen bei anderen entdecken wollen, es sei weniger ein Buch für diejenigen, die lernen wollten, besser zu lügen. Ganz klar: Talentierte Lügner brauchen kein Training. Die Geschichte kennt mehr als genug davon. Es gab sie schon immer, und es wird sie immer geben. Dagegen heißt der Ratschlag für den angehenden Lügenermittler: üben, üben, üben. Und der Vollständigkeit halber auch noch ein Tipp für den Lügner selbst: «Sag immer die Wahrheit.» Schon der großartige Max Frisch schrieb in Biedermann und die Brandstifter: «Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand.» Mich hat das Wissen, das dieses Buch bereithält, sehr viel weitergebracht. Vielleicht gilt dasselbe auch für
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