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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst
Autoren: Paul Ekman
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habe ich im Zug geschaut oder Telling Lies - der englische Originaltitel des Buchs - im Zug gelesen. Die Idee für eine deutsche Übersetzung war auf Schienen entstanden. Dann nimmt man auch die ein oder andere Verspätung gelassen hin, oder?
    Ich habe das Wissen aus diesem Buch schon in unzähligen Auftritten und auch bei privaten Begegnungen angewendet. In meinen Seminaren und bei meinen Vorträgen gebe ich dem Publikum stets eine halbstündige Anleitung über das Aufdecken von Lügen. Eine spannende Welt. Und allein durch meine kurze Einleitung ist das Publikum oft sofort in der Lage zu entscheiden, welcher meiner Probanden auf der Bühne gelogen hat und wer nicht. Ihre Trefferquote ist erstaunlich hoch. Stellen Sie sich so erst mal Ihre Quote vor, nachdem Sie dieses Buch gelesen haben!
    Auch im Fernsehen habe ich bereits mit Know-how aus diesem Buch Lügner überführt. Bei einem Dreh für das Magazin Extra testete ich eine junge Psychologiestudentin auf ihre Glaubwürdigkeit hin. Sie hatte schon einiges von Augenbewegungsanalysen und anderen Deutungsmöglichkeiten der Mimik gehört und sich geschworen, mir auf diese Erkenntnisse keinerlei Hinweise zu liefern. Das tat sie auch nicht. Allerdings war sie derart darauf konzentriert, ihre Regungen zurückzuhalten, dass Sie nach jeder Lüge die Mundwinkel nach oben zog. Diese konstant aufblitzende Bewegung überführte sie schließlich. Ein anderer Mann zog nach jeder seiner Lügen kurz seine Schulter nach oben. Der Sinn seiner Bewegungen war für mich somit offensichtlich. Und als ich ihm auf einem Monitor die Unterschiede in seiner Mimik und Gestik zu vorher zeigte und präsentierte, was passierte, wenn er log, konnte er kaum fassen, wie sehr er sein Verhalten änderte, sobald er log. Ich konnte an dem Drehtag fast alle Probanden überführen. Alles mit dem Wissen aus diesem Buch!
    Einen Tag später drehten die Redakteure des Magazins Galileo einen Beitrag zum Thema «Lüge». Ich sollte gegen einen Polygraph, also einen Lügendetektor, antreten. Die Aufgabe: Drei junge Damen treffen sich in einem Café. Bei dem Besuch hat mindestens eine von ihnen - vielleicht haben aber auch zwei oder sogar alle drei - etwas gestohlen. Meine Aufgabe - und somit die des Lügendetektors - bestand nun darin, herauszufinden, welche der Damen etwas entwendet hatte.
    Vor meiner Bewertung des Falls fand ein Lügendetektortest statt. Ich hatte keine Ahnung von den Ergebnissen dieses Tests. Ich wollte auch nichts wissen, denn der Schlüssel zum zuverlässigen Aufdecken von Lügen ist die Unvoreingenommenheit. Ich befragte also die drei Frauen nacheinander. Erwartungsgemäß beteuerten alle drei ihre Unschuld. Ich wusste: Es war mindestens eine Lügnerin dabei. Bei einer der Frauen war mir klar: Sie fiel raus. Ich vermutete, dass sie nichts gestohlen hatte und wahrheitsgemäß antwortete. Bei einer weiteren Probandin legte ich mich anschließend ebenfalls fest und behauptete, sie habe mich angelogen. Bei der dritten sah ich mich nicht in der Lage, eine Aussage zu treffen. Für mich war da nichts Besonderes zu erkennen. So erklärte ich meine Erkenntnisse auch den Redakteuren.
    Das Ergebnis: Ich lag in meiner Analyse letztlich richtig. Denn die vermeintliche Lügnerin hatte tatsächlich gelogen und die Zweite hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt. Jetzt der Clou: Die Undurchschaubare hatte einen Tag vor Drehbeginn ein Training bei einem professionellen Schauspieler absolviert. Er zeigte ihr, wie man durch überzeugendes Schauspielern lügen konnte, ohne dabei erwischt zu werden. Daher gingen für mich von ihr nur undeutbare Signale aus. Die Sachlage war also fast genau so, wie ich vermutet hatte, nämlich dass zwei Frauen gestohlen hatten und eine unschuldig war. Ich hatte jedenfalls keine Fehler gemacht.
    Der Lügendetektor hatte sogar weniger Klarheit in die Sache gebracht. Über ihn konnte man zwar die Schauspielerin überführen, aber nicht die andere Lügnerin. Der Grund: Sie war darauf trainiert worden, einen Lügendetektor zu überlisten. Da ich, wie Paul Ekman auch, den Einsatz von Lügendetektoren genau aus diesem Grund nicht für sinnvoll halte, erkläre ich Ihnen, wie Sie ihn auf die falsche Spur bringen können. Wie ein Polygraph nämlich arbeitet, steht in diesem Buch, das werden Sie später nachlesen können. Daher spare ich mir die Erklärung an dieser Stelle. Aber merken Sie sich Folgendes: In der Praxis können Sie einen Lügendetektor überlisten, indem Sie Ihren
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