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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr
Autoren: Kim Schneyder
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das denn für ein Buch sein?«
    Â»Das ist ein Kinderbuch, und zwar ein pädagogisch äußerst
wertvolles«, kommt Steffen mir zur Hilfe. »Und als Nächstes wird Sandra einen
humorvollen Roman schreiben.« Er zwinkert mir zu, und ich bin ihm unendlich
dankbar dafür.
    Genau, denke ich trotzig, als Nächstes werde ich einen ganz tollen Roman
schreiben, und dem verpasse ich dann auch einen wahnsinnig literarischen Titel. Beim Pürieren der Kartoffel oder so.
    Ich bin froh, als die beiden wieder weg sind, und nach dem Hauptgang
nehmen wir noch ein Mokka-Soufflé, das ganz köstlich schmeckt.
    Doch je weiter der Abend voranschreitet, desto verdrossener werde
ich. Was eigentlich seltsam ist. Ich sitze mit einem charmanten Mann, der sich
alle Mühe gibt, mich gut zu unterhalten, im besten Restaurant der Stadt, ich
werde umworben und verwöhnt wie schon lange nicht mehr (wenn ich es mir recht
überlege, wie noch nie in meinem Leben), und ich kann mich kein bisschen
darüber freuen.
    Weil ich doch so gehofft habe, dass Martin auf meine SMS reagiert,
dass er mich hier herausholt, dass er mir zeigt, dass ich ihm noch etwas
bedeute. Aber indem er meine Nachricht einfach ignoriert, zeigt er mir, dass
ich ihm egal bin. Er überlässt mich einem anderen Mann. Er gibt mich einfach
auf!
    Als mir das bewusst wird, sinke ich mutlos auf meinem Sessel
zusammen. Mein Herz schnürt sich vor Trauer zusammen.
    Â»Sandra, was haben Sie?«, fragt Steffen besorgt.
    Â»Oh, gar nichts«, murmle ich. »Es ist nur etwas … Persönliches.«
    Â»Geht es um einen Mann?«, fragt er, und ich sehe, wie unangenehm ihm
das ist. »Sandra, das tut mir leid. Ich habe Sie ja noch gar nicht nach Ihren
familiären Umständen gefragt. Ich ging davon aus, dass Sie Single sind.
Hoffentlich habe ich Ihnen mit meiner Einladung keine Unannehmlichkeiten
bereitet …«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein«, sage ich mit einem schwachen Lächeln.
»Es liegt nicht an Ihnen, Steffen, Sie sind ganz wunderbar.« Sein Gesicht hellt
sich ein bisschen auf. »Mein Problem ist, dass Sie mir mit Ihrer Einladung eben keine Unannehmlichkeiten bereitet haben.«
    Â»Das verstehe ich jetzt nicht«, gesteht er verwirrt.
    Â»Das ist auch ein bisschen kompliziert«, sage ich.
    Ich sehe, dass er enttäuscht ist, obwohl er versucht, es sich nicht
anmerken zu lassen.
    Â»Ich muss nur mal kurz raus. Falls Sie danach mit mir reden wollen …«, bietet er mir an.
    Ach, er ist so lieb. So zuvorkommend. So kultiviert.
    Aber er ist nicht Martin.
    Â»Ich weiß nicht … ja, vielleicht«, antworte ich.
    Als er weg ist, füllen sich meine Augen mit Tränen, und ich kann gar
nichts dagegen tun. Die Enttäuschung darüber, dass Martin nicht gekommen ist,
ist einfach übermächtig, sosehr ich auch dagegen ankämpfe. Ich nehme meine
Handtasche und krame nach einem Taschentuch, und als ich die Packung endlich
finde, kullert plötzlich ein kleiner Packen Papierzettelchen auf den Tisch.
    Die Anfangsbuchstaben von Martins Eigenschaften. Die hatte ich ganz
vergessen. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und putze mir die Nase, dann
ziehe ich gedankenverloren das kleine Gummiband von den Zetteln und lege sie
nebeneinander auf.
    BRETRUHLTET , lese ich.
    Mein Mund verzieht sich zu einem bitteren Lächeln. Das trifft es
genau. Ein völlig sinnloses Wort. So völlig sinnlos wie unsere ganze Beziehung.
    Ich verschiebe die Buchstaben noch einmal.
    BHETTRUTLER .
    Auch nicht viel besser. Es ist einfach hoffnungslos. Mein ganzes
Leben erscheint mir plötzlich hoffnungslos.
    Â»Was tun Sie da?« Ich habe gar nicht gemerkt, dass Steffen
inzwischen wieder zurück ist. Er steht neben mir und betrachtet die albernen
Zettelchen.
    Â»Oh, gar nichts«, sage ich und werde rot. »Das ist nur … eine Art
Spiel, mit Buchstaben … es geht um Gefühle und um das Unterbewusstsein.«
    Ich will die Zettel schnell wieder zusammenschieben und einstecken,
als er sagt: »Sind Sie ein Fan davon?«
    Â»Wovon? Von diesem Spiel?«
    Â»Nein, von dem Film. Vom Winde verweht .«
    Â» Vom Winde verweht? Wie kommen Sie denn
darauf?«
    Â»Weil … Sehen Sie!« Er verschiebt mit leichter Hand zwei der Zettel.
    Als ich das Ergebnis sehe, trifft es mich wie ein Blitz.
    Da steht: RHETT BUTLER.

Er
    Rolf Proske ist der härteste Haftrichter der Stadt,
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