Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
entlang. Stuart klebte am Fenster.
    Er war hingerissen von diesem sommerlich bunten Durcheinander von Menschen und Booten. Er zeigte auf eine riesige Privatyacht, die am rechten Kai lag und auf deren Oberdeck ein kleiner Hubschrauber stand.
    »Sieh mal, Mama, wie groß dieses Schiff ist! Und es hat einen eigenen Hubschrauber!«
    Helena antwortete ihm, ohne sich umzudrehen.
    »Ich habe es dir doch erklärt, Stuart. Das Fürstentum Monaco ist ein merkwürdiger Ort. Es ist ein winziger Staat, in dem aber eine Menge wichtiger Leute wohnen.«
    »Ich weiß auch, warum. Hier muss man nämlich keine Steuern zahlen.«
    Frank hielt es nicht für ratsam, ihm einen Vortrag darüber zu halten, dass man seine Steuern früher oder später immer zahlen muss, wo auch immer man lebt. Stuart würde es nicht verstehen, und er hatte keine Lust, überhaupt damit anzufangen. Er wollte jetzt gar nicht denken. Sie kamen an der Stelle vorbei, an der Arijanes Leiche gefunden worden war. Helena sagte nichts und Frank auch nicht. Er war froh, seine Ray-Ban aufzuhaben, so dass sie seine Augen nicht sehen konnte. Sie kamen zur Rascasse. Links lag das Gebäude, in dem Radio Monte Carlo untergebracht war. Frank sah einen Moment lang die Glaswand des Regieraums vor sich, sah, wie die roten Leuchtbuchstaben »ON AIR« signalisierten, und stellte sich vor, dass der DJ jetzt auf Sendung war …
    Basta. Es ist vorbei. Und wenn morgen eine andere Geschichte anfängt, dann geht dich das nichts mehr an.
    Der Kombi fuhr jetzt aus der Stadt heraus, und kaum hatten sie die Abzweigung nach Fontvieille hinter sich gelassen, war auch die leichte Spannung, die sich im Wagen aufgebaut hatte, verschwunden. Frank lehnte sich zurück und vernahm ein Knistern in seiner 606

    Jackentasche. Er steckte seine Hand hinein und zog den bläulichen Umschlag hervor, den Morelli ihm gegeben hatte.
    Der Brief war nicht zugeklebt. Frank zog ein Blatt heraus, genauso bläulich wie der Umschlag und auf der Hälfte gefaltet. Er schlug es auseinander und sah eine kurze Botschaft, die mit derselben Schrift wie auf dem Brief geschrieben war.
    Salut, schöner Mann!
    Zunächst möchte ich mich der Allgemeinheit anschließen und dem Helden dieser Tage meine besten Glückwünsche aussprechen.
    Doch außerdem möchte ich dir ganz besonders herzlich für alles danken, was du für mich getan hast. Soeben habe ich eine offizielle Mitteilung des Fürstentums Monaco erhalten, dass es in einigen Tagen eine offizielle Gedenkfeier für den Kommissar Nicolas Hulot geben wird, und aus sicherer Quelle habe ich erfahren, auf wessen Initiative das zurückgeht. Du weißt, wie viel das für mich bedeutet, und damit meine ich nicht in erster Linie den finanziellen Aspekt, der mir allerdings ein sorgloses Alter erlauben wird, sofern meine Tage überhaupt sorglos sein können …
    Manche Dinge würde die Welt am liebsten so schnell wie möglich vergessen. Manch einem kommt jedoch die Aufgabe zu, die Erinnerung wach zu halten, damit etwas Ähnliches nie wieder vorkommt.
    Ich bin sehr stolz auf dich. Du und Nicolas, ihr seid die besten Männer, denen ich in meinem Leben begegnet bin. Nicolas habe ich geliebt, und ich liebe ihn noch immer. Und auch dich werde ich immer gern haben.
    Ich wünsche dir viel Glück und bin sicher, dass du finden wirst, was du verdienst.
    Einen Kuss,
    Celine
    Frank las den kurzen Brief von Celine Hulot zwei oder drei Mal, bevor er ihn wieder zusammenfaltete und in die Jackentasche steckte. Während sie sich durch den Verkehr schlängelte und die Straße Richtung Autobahn einschlug, warf Helena ihm einen kurzen Blick zu.
    »Schlechte Nachrichten?«
    »Ganz im Gegenteil. Es sind die Grüße und Glückwünsche einer alten Freundin.«
    607

    Stuart klemmte sich in die Lücke zwischen den beiden Vordersitzen. Sein Kopf ragte genau zwischen denen von Helena und von Frank hindurch.
    »Lebt sie in Monte Carlo?«
    »Ja, Stuart, sie lebt hier.«
    »Ist sie eine wichtige Frau?«
    Frank sah Helena an. Seine Antwort galt in erster Linie ihr.
    »Natürlich ist sie eine wichtige Frau. Sie ist die Frau eines Polizisten.«
    Helena lächelte. Stuart zog sich verblüfft zurück. Er lehnte sich in seinen Sitz und schaute dem Meer hinterher, das sich nach und nach entfernte, wahrend sie Richtung Inland fuhren. Frank streckte die Hand nach seinem Sicherheitsgurt aus. Während er ihn einschnappen ließ, wandte er sich an Stuart.
    »So, junger Mann, ab jetzt Sicherheitsgurt, bis auf weiteres. Roger?«
    Nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher