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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte
Autoren: Giorgio Faletti
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Moment ist das alles, was ich sagen kann, meine Herren. Geben Sie mir ein paar Tage für den schriftlichen Bericht. In der Zwischenzeit werde ich meine Sitzungen mit diesem Mann fortsetzen, auch wenn das, was wir wissen müssen, schon fast alles herausgekommen ist.«
    Roncaille erhob sich und kam hinter dem Schreibtisch hervor, um dem Psychopathologen persönlich zu danken. Er schüttelte ihm die Hand und geleitete ihn zur Tür. Als Cluny bei Frank vorbeikam, legte er ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Gratuliere«, sagte er einfach.
    »Ich gratuliere Ihnen«, erwiderte Frank. »Und vielen Dank für alles.«
    Cluny verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die ein Lächeln sein konnte, aber auch der Ausdruck von Bescheidenheit. Er hob die Hand in Richtung Durand, der regungslos dasaß und nachdachte.
    Durand antwortete mit einer verhaltenen Kopfbewegung.
    Cluny ging, und Roncaille schloss sanft die Tür hinter seinem Rücken. Nun waren sie zu dritt im Zimmer. Der Polizeichef ging wieder hinter seinen Schreibtisch zurück, Frank setzte sich in seinen Sessel, und Durand blieb in seine Gedanken versunken.
    Schließlich stand der Generalstaatsanwalt auf, ging zum Fenster und schaute hinaus. Von diesem Standort aus entschloss er sich, das 599

    Schweigen zu brechen. Er drehte ihnen den Rücken zu, während er sprach, als schäme er sich, sein Gesicht zu zeigen.
    »Es sieht so aus, als habe die Geschichte ein Ende gefunden, und es scheint, als sei das Ende Ihr Verdienst, Frank. Polizeipräsident Roncaille wird Ihnen bestätigen, dass der Fürst selbst uns gebeten hat, Ihnen seine persönliche Genugtuung auszusprechen und Sie zu Ihrem Erfolg zu beglückwünschen.«
    Er legte eine Pause ein, die weit entfernt war vom magnetisieren-den Effekt, der Clunys Unterbrechungen auszeichnete. Dann drehte er sich entschlossen um.
    »Ich will ehrlich zu Ihnen sein, so wie Sie ehrlich zu mir gewesen sind. Ich weiß, dass Sie mich nicht mögen, das haben Sie mir seinerzeit deutlich zu verstehen gegeben. Ich mag Sie auch nicht. Ich habe Sie nie gemocht, und ich schätze, dass ich Sie nie mögen werde. Uns trennt ein Abgrund, und weder ich noch Sie werden uns jemals bemühen, eine Brücke darüber zu bauen. Trotzdem ist es nur recht und billig, Ihnen zu sagen …«
    Er trat zwei Schritte auf Frank zu und streckte ihm die Hand entgegen.
    »… dass ich froh wäre, noch mehr Polizisten wie Sie zu haben!«
    Frank erhob sich und drückte Durand die Hand. In diesem Moment und wahrscheinlich für immer war es das Äußerste, was sie zustande brachten.
    Doch schon war Durand wieder der Alte, ein eleganter, kalter Generalstaatsanwalt mit übertriebenem Anspruch an Effizienz.
    »Und jetzt möchte ich Sie verlassen, wenn Sie nichts dagegen haben. Auf Wiedersehen, Herr Polizeipräsident, auch Ihnen noch einmal vielen Dank.«
    Roncaille wartete, bis die Tür hinter ihm zuschlug. Sein Gesicht entspannte sich merklich. Vor allem wirkte er wesentlich weniger förmlich.
    »Und was haben Sie jetzt vor, Frank? Gehen Sie nach Amerika zurück?«
    Frank machte eine vage Geste, die ebenso gut das absolute Nichts meinen konnte wie einen x-beliebigen Ort auf dieser Welt.
    »Ich weiß noch nicht. Zunächst werde ich hier ein bisschen herumfahren, mal sehen. Das hat Zeit …«
    Sie verabschiedeten sich, und endlich fühlte sich Frank berechtigt zu gehen. Seine Hand lag bereits auf der Klinke, als Roncailles Stimme ihn noch einmal zurückhielt.
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    »Noch eine allerletzte Sache, Frank …«
    Frank blieb stehen.
    »Ja?«
    »Ich wollte Ihnen bestätigen, dass ich mich um die Angelegenheit gekümmert habe, um die Sie mich gebeten hatten, wegen Nicolas Hulot.«
    Frank drehte sich um und deutete die leichte Verbeugung an, mit der man anerkennt, dass sich ein ritterlicher Gegner als Ehrenmann erwiesen hat.
    »Ich habe nie auch nur eine Sekunde daran gezweifelt.« Er verließ das Büro und zog die Tür hinter sich zu. Wahrend er den Flur hinunterging, fragte er sich, ob Roncaille je auf die Idee käme, dass seine letzten Worte eine haarsträubende Lüge waren.
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    Frank verließ die Sûreté Publique des Fürstentums Monaco durch den Haupteingang und fand sich draußen in der Sonne wieder. Er kniff, nach der Dämmerung in den Fluren der Polizeizentrale von der plötzlichen Helligkeit geblendet, die Augen zusammen. Der Frank Ottobre von vor nicht allzu langer Zeit hätte dieses volle Licht, dieses unverkennbare Zeichen von Leben als lästig empfunden.
    Doch das war
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