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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte
Autoren: Giorgio Faletti
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Blödsinn.«
    Jean-Loup untermalte seine Worte mit einer abfälligen Geste, schien aber mehr sich selbst überzeugen zu müssen als die anderen.
    »Meinst du?«
    »Aber ja. Mal abgesehen von der Zentrale, glaube ich, war das 26

    wirklich nichts weiter als ein ziemlich schlechter Scherz irgendeines Idioten.«
    Sie blieben vor der Tür zu Bikjalos Büro stehen, und Jean-Loup griff zur Klinke. Endlich sahen sie einander ins Gesicht. Laurent bestätigte den Gedanken.
    »Das wird so eine merkwürdige Geschichte sein, die man später im Sporting erzählt und dann über sie lacht.«
    Laurent sah aus, als sei er nicht ganz von dem überzeugt, was er da sagte. Jean-Loup drückte die Tür auf, und während sie ins Büro des Intendanten traten, fragte er sich, ob der Anruf eher zu den Versprechen oder zu den Wetten gehörte.
    27

3
    Jochen Welder setzte die elektrische Ankerwinde in Gang und hielt den Knopf gedrückt, um die Ankerkette der Forever bis auf den Grund hinunterzulassen. Als er sicher war, dass der Anker Halt gefunden hatte, schaltete er den Motor aus. Das Boot, ein fantastischer Zweimaster von zweiundzwanzig Metern Länge, entworfen von seinem Freund Mike Farr und maßgefertigt durch die Werft Beneteau, begann, sich langsam zu drehen. Der leichten auflandigen Brise folgend, legte sie sich mit dem Bug in Richtung des offenen Meeres.
    Arijane, die das Ankermanöver überwacht hatte, drehte sich um und kam zu ihm herüber. Leichtfüßig überquerte sie das Deck, lediglich ab und zu an die Reling greifend, um das sanfte Rollen des Schiffes in der Dünung auszugleichen. Jochen blieb mit zusammengekniffenen Augen stehen und bewunderte zum hundertsten Mal ihre schlanke, athletische, fast androgyne Silhouette. Mit einem warmen Gefühl in der Magengegend sog er das Bild ihres festen Körpers und die Faszination ihrer fließenden Bewegungen in sich auf. Er spürte ein beinahe schmerzhaftes Verlangen in sich aufsteigen und dachte mit tiefer Dankbarkeit, dass das Schicksal ihm eine Frau beschert hatte, die er selbst nicht hätte perfekter gestalten können, so nah kam sie seiner persönlichen Vorstellung von vollkommener Schönheit.
    Noch hatte er nicht den Mut gehabt, ihr zu sagen, dass er sie liebte.
    Sie stellte sich neben ihn ans Steuerrad, legte einen Arm um seine Schultern und drückte ihren Mund zu einem weichen Kuss auf seine Wange. Jochen fühlte die Wärme ihres Atems und den natürlichen Geruch ihres Körpers und dachte einmal mehr, dass es keinen besseren Duft gab als den einer wohlriechenden Haut. Sie roch nach Meer und nach anderen Dingen, die es Stück für Stück und ohne Eile zu entdecken galt. Arijanes Lächeln strahlte im Gegenlicht des Sonnenuntergangs, und Jochen stellte sich, ohne es wirklich sehen zu können, das Leuchten ihrer Augen vor.
    »Ich glaube, ich gehe runter und nehme eine Dusche. Wenn du magst, kannst du danach duschen, und wenn du dir dann auch noch diesen grässlichen Bart abrasieren würdest, wäre ich vielleicht bereit, auf fast alles einzugehen, was du mir zum Nachtisch vorschlägst …«
    Jochen erwiderte ihr Lächeln mit einem komplizenhaften zwinkern und fuhr sich mit der Hand über seinen Zweitagebart.
    »Seltsam, ich dachte, dass euch Frauen der Typ mit dem sorgsam 28

    ungepflegten Bart gefällt …«
    Seine Stimme klang nun wie aus einem Trailer für einen Abenteuerfilm der 50er: »Dem, der seinen Arm um eure Schultern legt und mit dem anderen das Boot gen Horizont lenkt.«
    Arijane ging auf das Spiel ein. Sie löste sich aus seiner Umarmung und tänzelte wie eine Stummfilmdiva in Richtung Kabine.
    »Ich kann mir ohne Probleme eine Reise zum Horizont mit dir vorstellen, mein Held, aber ich glaube, es wäre kein allzu großer Stilbruch, wenn meine Wangen dabei nicht rot gescheuert wären.«
    Sie verschwand hinter dem Schandeckel wie eine Schauspielerin in den Kulissen nach einem effektvollen Auftritt.
    »Arijane Parker, deine Gegner halten dich für eine Schachspielerin, doch niemand außer mir weiß, dass du in Wirklichkeit …«
    Ihr Kopf erschien noch einmal neugierig in der Türöffnung.
    »Was bist?«
    »Einer der schönsten Clowns, die ich je gesehen habe.«
    »Sicher! Deshalb bin ich so gut im Schach, weil ich es einfach nicht ernst nehme.«
    Und sie verschwand wieder. Jochen sah, wie das Licht von drinnen auf die Brücke fiel, und hörte wenig später das Rauschen der Dusche.
    Er konnte nicht aufhören zu lächeln.
    Er hatte Arijane einige Monate zuvor beim Großen Preis
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