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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte
Autoren: Giorgio Faletti
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Wirtschaftlichkeit.
    »Ich muss sagen, dass wir ziemlich gut waren. Du ganz besonders. Abgesehen vom erfolgreichen Konzept der Sendung und seiner Weiterentwicklung im Lauf der Jahre ist ihr Erfolg ganz entschieden deiner Fähigkeit geschuldet, die Sendung gleichzeitig auf Französisch und Italienisch zu moderieren. Ich habe dabei nur meine Arbeit gemacht …«
    Bikjalo unterstrich mit vager Geste eine Bescheidenheit, die ihm ganz und gar nicht zukam. Er bezog sich auf eine seiner absolut zielsicheren Intuitionen zum erfolgreichen Management. Die durchschlagende Wirkung des Programms und das zweisprachige Talent seines Moderators hatten ihn zu einem Manöver bewogen, das einem gewieften Diplomaten alle Ehre gemacht hätte. Von den Umfragen und den Geschäftsergebnissen gestützt, war er eine Art Joint Venture mit Europe 2 eingegangen, einem französischen Sender aus Paris mit einer ganz ähnlichen Ausrichtung wie Radio Monte Carlo.
    Das Resultat war, dass Voices nun einen Großteil des italienischen und des französischen Sendegebietes abdeckte.
    Robert Bikjalo legte die Füße auf den Schreibtisch und ließ den Rauch der Zigarette nach oben steigen. Jean-Loup fand diese Haltung angemessen und ziemlich aussagekräftig. Der Präsident hätte das wahrscheinlich etwas anders gesehen.
    Der Intendant fuhr triumphierend fort.
    »Ende Juni, Anfang Juli sind die Music Awards. Mir ist zu Ohren 20

    gekommen, dass du als Moderator im Gespräch bist. Und dann ist da noch das Festival du Cinéma et de la Television. Du bist auf dem Weg nach ganz oben, Jean-Loup. Viele Leute in deiner Lage haben sich mit dem Sprung ins Fernsehen schwer getan. Aber du hast so eine gewinnende Art, und ich fürchte, dass durch deine Schuld die Beziehungen zwischen Fernsehen und Radio ziemlich aufgemischt werden, wenn du dein Blatt gut ausspielst.«
    Jean-Loup lachte und sah auf die Uhr. Er erhob sich.
    »Ich glaube, dass Laurents Magen allmählich auch ziemlich aufgemischt wird. Wir haben noch nicht miteinander gesprochen und müssen den Ablauf der Sendung heute Abend noch klar machen.«
    »Sag diesem Regisseur und Autor, dass ihn das Gleiche erwartet wie dich.«
    Jean-Loup wandte sich zur Tür. Als er gerade hinausgehen wollte, hielt Robert ihn zurück.
    »Jean-Loup?«
    Er drehte sich um. Bikjalo wippte in seinem Sessel und sah aus wie Sylvester, dem es endlich doch gelungen war, den Kanarienvogel zu verspeisen.
    »Was gibt’s?«
    »Wir sind uns doch einig, wenn wir diese ganzen Fernsehgeschichten unter Dach und Fach bringen, dass ich dann dein Manager bin …«
    Bikjalo sah aus wie der tapfere Ritter La Palisse.
    »Ich habe ziemlich gelitten, um auch nur einen Bruchteil von deinem Rauch zu ertragen. Damit du einen Anteil von meinem Geld bekommst, wirst du mindestens genauso leiden müssen.«
    Als er die Tür hinter sich schloss, sah Robert Bikjalo träumerisch zur Decke hinauf. Jean-Loup hatte den Eindruck, dass er bereits das Geld zählte, welches er noch nicht verdient hatte.
    21

2
    Jean-Loup beobachtete durch die große Scheibe der Aufnahmekabine die Stadt und das Spiel ihrer Lichter, die sich im unbewegten Wasser des Hafenbeckens spiegelten. Darüber, in der Dunkelheit verborgen, lag schützend der Mont Agel, auf dessen Gipfel eine Reihe von roten Lampen die Position des Sendemastes anzeigte, der es ihnen ermöglichte, ganz Italien zu erreichen und abzudecken.
    Laurents Stimme drang hinter seinem Rücken aus der Sprechanlage.
    »Pause beendet, wir gehen wieder auf Sendung.«
    Ohne sich um eine Antwort zu bemühen, riss sich der DJ vom Fenster los und kehrte an seinen Platz zurück. Er nahm die Kopfhörer und setzte sich vor das Mikrofon. Laurent hielt hinter der Scheibe die offene Hand hoch, um anzuzeigen, dass nur noch fünf Sekunden bis zum Ende des Werbeblocks blieben.
    Laurent fuhr den kurzen Jingle von Voices ab, um die Rückkehr ins Programm zu untermalen. Zumindest bis jetzt war es eine ziemlich lockere Sendung gewesen, streckenweise sogar höchst unterhaltsam, ohne den schmerzlichen Beigeschmack, den sie manchmal zu ertragen hatten.
    »Und hier ist wieder Jean-Loup Verdier mit Voices von Radio Monte Carlo. Hoffen wir, dass in dieser schönen Nacht im Mai niemand unsere Hilfe braucht, sondern nur unsere Musik. Ah, man gibt mir ein Zeichen, dass wir einen neuen Anrufer haben.«
    Tatsächlich leuchtete das rote Lämpchen oben an der Wand, und Laurent wies mit dem rechten Zeigefinger auf ihn, um zu bestätigen, dass ein Anruf in der
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