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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte
Autoren: Giorgio Faletti
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bist ein Gauner, Jean-Loup, ein dreckiger, kleiner Gauner ohne Stehvermögen.«
    »Ich weiß nicht, wie du diese widerlichen Dinger rauchen kannst.
    Du stehst kurz davor, die Grenze vom Rauch zum Nervengas zu überschreiten. Aber vielleicht hast du das auch schon vor Jahren getan, und wir reden hier, ohne es zu merken, nur noch mit deinem Geist.«
    Jean-Loups Humor konnte Robert genauso wenig beeindrucken oder gar erschüttern wie der Rauch seiner Zigaretten.
    »Meinem Schweigen kannst du entnehmen, wie meilenweit ich über diesen fast schon weibischen Kommentaren stehe. Schließlich sitze ich hier nicht herum und warte darauf, dass dein kostbares Hinterteil einen meiner Sessel berührt, um mir abgedroschene Bemerkungen über meine Zigaretten anzuhören. Und merke wohl, dass ich
    ›kostbar‹ sage, denn es ist allgemein bekannt, dass du vor allem mit diesem denkst …«
    Dieser kleine Schlagabtausch war Teil eines kleinen Rituals, das sie nun schon seit einigen Jahren pflegten, obwohl sie, wie Jean-Loup dachte, weit davon entfernt waren, Freunde zu sein. Der spöttische Humor verdeckte die Tatsache, dass es sehr schwierig war, 18

    wirklich zu Robert Bikjalo durchzudringen. Er mochte ein intelligenter Mensch sein, ganz sicher jedoch war er gerissen. Ein intelligenter Mensch gibt der Welt manchmal mehr zurück als er bekommt, ein gerissener versucht, so viel wie möglich an sich zu reißen und nur das Allernötigste zurückzugeben. Jean-Loup kannte die Regeln, nach denen sich die Welt im Allgemeinen und seine Umgebung im Besonderen drehte, nur allzu gut. Er war der DJ, der Voices moderierte, eine sehr erfolgreiche Sendung von Radio Monte Carlo. Leute wie Bikjalo hörten dir in dem Maße zu, wie Leute dir von zu Hause aus zuhörten.
    »Bevor ich dich gnadenlos auf die Straße werfen lasse, wollte ich dir nur sagen, was ich von dir und deiner Sendung halte …«
    Er lehnte sich zurück und drückte endlich die Zigarette in einem Aschenbecher voller Kippen aus. Wie beim Poker ließ er sein Schweigen auf sie herabsinken. Dann fuhr er fort wie einer, der ein ganz großes Blatt in der Hand hat und »Sehen!« sagt.
    »Heute habe ich einen Anruf wegen Voices bekommen, wegen deiner Sendung. Von einer Person, die dem Fürstenhaus sehr nahe steht. Frag mich nicht, von wem. Ich kann dir nur die Sünde nennen, nicht den Sünder …«
    Die Stimme des Intendanten änderte sich schlagartig. Ein breites Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht, während er seinen Royal Flash ausspielte.
    »Der Fürst persönlich hat seinen Beifall zum Erfolg deiner Sendung ausgesprochen!«
    Jean-Loup erhob sich mit einem ähnlichen Lächeln aus dem Sessel, deutete ein »Give-me-five« an und setzte sich wieder. Bikjalo flog auf den Flügeln des Enthusiasmus weiter.
    »Monte Carlo hatte immer dieses Image, ein reiches Land zu sein, ein Steuerparadies, in das man von überall auf der Welt kommt, um ein bisschen Geld zu sparen. In letzter Zeit, nach dem ganzen Mist, der in Amerika passiert ist, und der Wirtschaftskrise, die mehr oder weniger überall herrscht, sind wir zwar ein wenig angeschlagen
    …«
    Dieses »wir« sprach er wie ein freundliches Zugeständnis an die Welt aus, wirkte aber nicht unbedingt wie jemand, der sich allzu viele Gedanken über die Probleme anderer Leute macht. Er nahm eine neue Zigarette aus dem Päckchen, knetete den Filter zurecht, steckte sie sich in den Mund und zündete sie mit dem Feuerzeug auf dem Schreibtisch an.
    19

    »Vor ein paar Jahren waren um diese Jahreszeit an die zweitausend Leute auf dem Platz am Casino. Jetzt weht da manchmal ein Hauch von The Day after , der einem glatt Angst einjagen könnte.
    Durch die soziale Richtung, die du Voices gegeben hast, ist ein neuer Aspekt hinzugekommen. Heute halten die Leute Monte Carlo viel stärker für einen Ort, an dem man seine Probleme lösen kann, wo man anrufen und um Hilfe bitten kann. Auch für den Sender, das will ich gar nicht abstreiten, hat sich das ganz gut ausgezahlt. Da sind eine ganze Menge neuer Sponsoren am Horizont, und daran misst sich nun mal der Erfolg eines Programms.«
    Jean-Loup hob unwillkürlich eine Augenbraue und lächelte. Robert war ein Manager, und Erfolg zu haben war für ihn gleichbedeutend mit dem erleichterten Seufzer und dem Gefühl der Genugtuung bei Erstellung der Bilanz. Die heroischen Zeiten von Radio Monte Carlo, die von Jocelyn und Awanagana und Herbert Pagani waren vorbei, nur damit wir uns verstehen. Jetzt bestimmte die
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