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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis
Autoren: Kim Harrington
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Wirklichkeit von den Visionen aus der Vergangenheit zu unterscheiden.
    Im Moment aber stand ich in der Diele, die Binghams waren weg, und ich wünschte mir, wir wären eine ganz normale Familie mit normalen Problemen.
    Mom war auf hundertachtzig. Sie war wütend, weil ich Mr Binghams Geheimnis verraten und mich nicht an unsere Abmachung gehalten hatte, keine schlechten Nachrichten zu überbringen. Ich war jedoch viel zu erschüttert von Millys Geschichte, um mich zu verteidigen. Deshalb hörte ich mir Moms Standpauke an, bis sie sich schließlich Perry zuwandte.
    »Du bist letzte Nacht erst um Mitternacht nach Hause gekommen. Ich habe dich gehört«, sagte Mom und zeigte mit dem Finger auf Perry.
    »Er ist jetzt ein Mann«, verteidigte ich ihn. »Er ist achtzehn und hat seinen Schulabschluss. Er kann bis Mitternacht oder noch länger wach bleiben, sooft er will.«
    »Nicht wenn er so müde ist, dass er sich am nächsten Tag kaum auf die Arbeit konzentrieren kann. Das hier ist zwar ein Familienunternehmen, aber es ist immer noch dein Job!« Mom war furchtbar aufgeregt und fuchtelte mit den Armen.
    Ich fand nicht, dass Perry besonders müde aussah. Mom wusste es vielleicht, weil sie seine Gedanken gelesen hatte. Aber das sagte ich ihr lieber nicht, denn sonst hätte ich ihre Tirade noch einmal unterbrechen müssen.
    »Das ist unprofessionell«, brüllte sie. »Ihr beide habt euch völlig unprofessionell verhalten.«
    Sie stürmte in die Küche und trat dabei aus Versehen auf die Tüte mit dem Essen, die ich auf dem Boden stehen gelassen hatte – dabei hatte ich mich so auf ein spätes Frühstück oder ein frühes Mittagessen gefreut. Perry folgte ihr, kam aber kurz darauf wieder zurück und schrieb eine SMS . Als er fertig war, zog er mich zur Haustür.
    »Da können wir jetzt nichts machen«, sagte er und öffnete die Tür. »Sie braucht ein bisschen Zeit.«
    »Wir können nicht einfach gehen«, widersprach ich. »Was ist mit den Kundenterminen?«
    »Meinst du die Kunden, die du gerade verscheucht hast? Dank dir haben wir jetzt eine Stunde frei.«
    Stöhnend schlug ich die Hände vors Gesicht. Widerwillig folgte ich Perry zum Auto.
    »Wohin fahren wir?«, fragte ich.
    »Wir treffen Nate im Yummy’s. Ich sterbe vor Hunger. Außerdem will ich Mom Zeit geben, sich zu beruhigen. Wir essen, quatschen ein bisschen, und wenn wir zum nächsten Termin zurück sind, ist Mom wieder ganz entspannt.«
    Ich nickte. Er hatte recht. Schweigend fuhren wir zum Restaurant, vorbei an all den Souvenirläden, einem Minigolfplatz, rosenumrankten Landhäusern und Schieferfelsen.
    Das Yummy’s war vor dreißig Jahren als reines Frühstückscafé gegründet worden. Später wurden ein großer Gastraum, eine Terrasse und eine Bar angebaut, und heute war das Yummy’s Eastports beliebtestes Restaurant. Die Touristen liebten die Fischsuppe. Die Stadtbewohner liebten die Bar. Die Kinder liebten die Eisbecher mit warmer Schokoladensauce. Und wir Teenager hingen hier einfach gern rum. Es war gewissermaßen unser Peach Pit, nur dass wir weder Designerklamotten trugen noch Ferraris fuhren. Eastport war eben ziemlich weit weg von 90210.
    Als Perry und ich hineingingen, war Nate schon da und winkte uns zu.
    Die Dekoration im Yummy’s war unglaublich. Hummerfallen baumelten von der Decke, Anker lehnten in den Ecken, riesige Fische zierten die Wände, und überall hingen Fotos, auf denen mit Tiefseefängen geprahlt wurde. Natürlich gab es auch knallblaue Yummy’s-T-Shirts zu kaufen. Die Touristen fuhren total ab auf das Zeug.
    Perry schubste Nate zur Seite und ich setzte mich den beiden gegenüber.
    »Wie geht’s, Clare?«, fragte Nate. Seine außergewöhnlich strahlenden grünen Augen funkelten, wenn er lächelte.
    »Es geht.« Ich warf einen Blick auf die Karte. »Was gibt’s denn Gutes?«
    Er zwinkerte. »Die Bedienung.«
    Perry lachte ihn aus. »Idiot.«
    Seit ich denken konnte, war Nate Garrick Perrys bester Freund. Er wohnte in unserer Straße und die beiden hatten alles gemeinsam durchgemacht: die Star-Wars -Phase, die Skateboard-Phase, die ersten Erfahrungen mit Mädchen. Aber Nate war nicht so ein Mädchenschwarm wie Perry, er war eher der Studententyp. Er schrieb für die Schülerzeitung – und zwar so gut, dass er diesen Sommer ein Praktikum bei der Lokalzeitung bekommen hatte. Ab Herbst würde er aufs College gehen und Journalismus studieren.
    Aus meiner Sicht war ich genauso gut mit Nate befreundet wie Perry. Und seit ich mit meinem
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