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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis
Autoren: Kim Harrington
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Freund Schluss gemacht hatte, verbrachte ich noch mehr Zeit mit den beiden als zuvor. Ich hatte keine richtigen eigenen Freunde, aber Perry und Nate gaben mir nie das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen zu sein.
    Ich starrte immer noch auf die Karte, obwohl ich sie mittlerweile auswendig konnte. Die Spezialitäten hier im Yummy’s waren frischer Fisch und Meeresfrüchte. Beides mochte ich nicht. Ja, ich lebte auf Cape Code und aß keinen Fisch. Ganz schön kriminell. Zum Glück gab es hier auch den ganzen Tag Frühstück, deshalb bestellte ich eine kleine Portion Blaubeerpfannkuchen und hoffte, die Jungs würden kein allzu schlimm stinkendes Essen auswählen. Meine stummen Beschwörungsformeln – »keine Muscheln, keine Muscheln, keine Muscheln« – mussten gewirkt haben, denn beide bestellten Hamburger und Pommes.
    »Also, was ist los, Perry?«, fragte Nate. »Als ich dich angerufen und gefragt habe, ob du Zeit für ein frühes Mittagessen hast, meintest du, ihr wärt ausgebucht.«
    Perry grinste. »Clare war ein bisschen zu ehrlich, deshalb haben wir jetzt eine Stunde frei.«
    »Da habe ich ja Glück gehabt«, sagte Nate.
    Ich lehnte mich zurück. »Wie schön, dass ihr zwei Zeit füreinander habt, weil ich nicht den Mund halten kann.«
    »Habt ihr schon von dem Mord gehört?«, fragte Nate.
    Ich nickte. »Milly ist mitten in eine Séance hineingeplatzt und hat uns davon erzählt. Apropos, solltest du nicht da draußen sein und das tun, was Reporter tun müssen?«
    »Für einen Artikel recherchieren?«
    »Genau.«
    »Das mache ich doch. Du wirst schon sehen.«
    Die Tür ging auf, und ein Mann, den ich nie zuvor gesehen hatte, betrat den Raum. Er war groß, breitschultrig, braun gebrannt und schwarzhaarig. Für einen älteren Mann sah er sehr gut aus, dachte ich, und im selben Moment betrat hinter ihm sein jüngerer Klon das Restaurant. Sein Gang strotzte vor Selbstvertrauen, sein Körper wirkte wie ein Kraftwerk. Er trug tief sitzende Jeans und ein schwarzes T-Shirt, unter dem sich Muskeln abzeichneten. Als er an unserem Tisch vorbeiging, sah er mich aus seinen dunklen Augen an und lächelte kurz. Ich schmolz fast augenblicklich dahin.
    »Apropos lecker«, flüsterte ich.
    »Seinetwegen bin ich hier«, sagte Nate.
    Ich lächelte vielsagend. »Ich wusste nicht, dass du vom anderen Ufer bist, aber du hast einen guten Geschmack.«
    Nate verdrehte die Augen. »Das sind der neue Kriminalkommissar von Eastport und sein Sohn.«
    Ich wagte einen Blick über die Schulter und sah, wie die beiden sich gerade an einen Tisch in der Ecke setzten.
    »Angeblich ist er ein sehr erfolgreicher Typ aus New York City, aber jetzt ist er hierher gezogen. Sein Sohn kommt dieses Jahr in die 12. Klasse.«
    Ein neuer Mädchenschwarm an meiner Schule! Nicht schlecht. »Wie heißt er?«, fragte ich.
    »Der Kommissar heißt Anthony Toscano. Sein Sohn heißt Gabriel.«
    Gabriel Toscano. O Mann. Sogar sein Name war sexy.
    »Was will so ein toller Kerl aus der Großstadt mit einem Mordfall in einer Kleinstadt?«, wollte Perry wissen.
    »Das werde ich herausfinden, wenn ich mit ihm rede.«
    »Deshalb bist du also hier«, stellte Perry fest.
    »Genau. Unser neuer Kommissar hat schon gewisse Rituale. Jeden Tag isst er Käsetoast und Pommes zu Mittag und zwar immer im selben Restaurant.«
    »Worauf wartest du noch?«, fragte ich.
    »Ich lasse ihn erst essen. Niemand will von einem Reporter beim Essen gestört werden.«
    In diesem Moment brachte die Bedienung unsere Getränke. Ich wollte gerade einen Schluck von meiner Cola nehmen, als ich etwas an der Oberfläche schwimmen sah, das garantiert kein Eiswürfel war. »Ich glaube, jemand hat in meine Cola gespuckt.«
    »Was? Das glaube ich nicht«, sagte Perry.
    Nate nahm mein Glas und blickte hinein. »O Mann, wie ätzend. Jemand hat in deine Cola gerotzt. Wer macht denn so etwas?«
    Unsere Bedienung wirkte sehr freundlich. Ich kannte im Yummy’s auch keinen der Köche. Und dann wurde mir alles klar. Ich drehte mich nach der anderen Bedienung um, die am Tresen lehnte. Sie winkte und ihre knallrosa Plastikfingernägel funkelten im Sonnenlicht. Tiffany Desposito. Wäre ich Dorothy, sie wäre die böse Hexe des Westens. Wäre ich Schneewittchen, sie wäre die böse Königin. Ohne Witz.
    Tiffany Desposito war die Anführerin der Dreieinigkeit des Bösen: Tiffany, Brooke und Kendra. Alle drei waren blond, obwohl nur Brooke mit dieser Haarfarbe geboren worden war. Sie waren typische fiese Mädchen, und
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