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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis
Autoren: Kim Harrington
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fragte Mr Bingham.
    »Wir drei arbeiten zusammen«, erklärte Mom. »Ich bin Telepathin, kann also Ihre Gedanken hören. Meine Tochter bekommt Visionen, wenn sie Gegenstände berührt, die Ihnen gehören, das heißt, sie sieht, was sich mit diesen Dingen ereignet hat. Und mein Sohn ist ein Medium. Sollten irgendwelche Geister mit Ihnen sprechen wollen, kann er sie hören und manchmal auch sehen. Unser Wahrsagen dient der Unterhaltung.«
    Mr Bingham grunzte. »Das kann ja heiter werden.«
    »Könnte ich von Ihnen beiden je einen Gegenstand haben?«, fragte ich und legte die Hände mit den Handflächen nach oben auf den Tisch.
    Die korrekte Bezeichnung für meine Gabe war eigentlich retrokognitive Psychometrie. Und das bedeutete folgendes: Energieschübe und Erinnerungen hinterließen Spuren auf Gegenständen und diese Spuren konnte ich manchmal wahrnehmen, also sehen, hören oder in meinem Geist spüren. Die Unvorhersehbarkeit meiner Gabe störte mich am meisten. Es gab Momente, in denen ich verzweifelt einen Gegenstand befühlte und um Eingebung bettelte – und nichts geschah. Obwohl ich mich meistens sehr stark konzentrieren musste, kam es andererseits auch vor, dass ich es nicht auf eine Vision anlegte und sie mich trotzdem ansprang. Ich konnte die Gabe weder kontrollieren noch loswerden. Aber so war es nun mal.
    Mrs Bingham nahm einen ihrer Perlenohrringe ab und legte ihn in meine linke Hand, ihr Mann beförderte sein Mobiltelefon in die rechte. Beides hielt ich fest, schloss die Augen und konzentrierte mich. Sofort stürzten Bilder auf mich ein, und es dauerte eine Weile, bis ich sie ordnen und einen Sinn darin erkennen konnte.
    »Sie haben diese Ohrringe an einem besonderen Ort gekauft. Sie waren ganz begeistert von ihnen.« Ich machte eine Pause. »Das Geschäft war … in etwas anderem.«
    »Das Geschäft war in etwas? Was soll das heißen?«, fragte ihr Mann.
    »Einen Moment.« Ich konzentrierte mich noch stärker und da war es. »Ein Kreuzfahrtschiff. Sie haben diese Ohrringe auf einem Kreuzfahrtschiff während Ihrer Flitterwochen gekauft. Sie bedeuten Ihnen sehr viel.«
    Mrs Bingham lächelte. »Sie haben recht.« Sie warf ihrem Mann einen Blick zu. »Du erinnerst dich gar nicht daran.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Und was ist mit mir? Lassen Sie mich raten: Sie glauben, ich hätte mit diesem Telefon jemanden angerufen.«
    Ich wollte mich von ihm nicht aus der Fassung bringen lassen und konzentrierte all meine Energie auf das Mobiltelefon. Sofort sah ich etwas und starrte ihn an. Er zuckte zurück und sah – zu Recht – verängstigt aus. Aber ich konnte nichts sagen. Mom predigte immer, schlechte Nachrichten seien schlecht für das Geschäft. Man müsse sich auf das Positive konzentrieren.
    »Ihr Arbeitsplatz wurde aufgelöst und Sie haben dieses Telefon bei der Suche nach einer neuen Stelle benutzt«, sagte ich. »Vor Kurzem haben Sie einen großartigen neuen Job gefunden und feiern den Erfolg mit dieser Reise.«
    Mrs Bingham klatschte, ihr Mann nickte kaum merklich. Ich gab den beiden ihre Sachen zurück.
    »Jetzt«, sagte Mom, »bräuchten wir etwas Ruhe, damit mein Sohn prüfen kann, ob Geister anwesend sind.«
    Ehrlich gesagt war Perry der große Verlierer in der Lotterie übersinnlicher Fähigkeiten. Seine Gabe war genauso unzuverlässig wie meine und hing von vielen verschiedenen Faktoren ab. Er musste sich viel stärker konzentrieren als Mom oder ich und war danach oft müde. Außerdem musste ein Geist anwesend sein, der entweder mit dem Ort, an dem Perry sich befand, oder mit einer der anwesenden Personen in Verbindung stehen musste. Manche unserer Kunden hatten keine toten Angehörigen, die ihnen Nachrichten übermitteln wollten, und waren enttäuscht. Und wenn Perrys Gabe tatsächlich funktionierte ? Nun, dann musste er einem Toten zuhören.
    Perry schloss die Augen und atmete mehrmals tief ein. Seine Brust hob und senkte sich, aber sonst saß er völlig still. Nach einer Minute öffnete er die Augen. »Hier ist eine Paula.«
    Mrs Bingham kreischte. »Mama? Meine Mutter ist hier?«
    »Ja, sie sagt, sie sei Ihre Mutter.«
    Mr Bingham rollte die Augen und verschränkte die Arme über der Brust. »Beweisen Sie das.«
    Perry neigte den Kopf und sah Mr Bingham an. »Ähm, okay. Sie sagt, sie habe Sie nie gemocht und möge Sie immer noch nicht.«
    Mr Bingham errötete, während seine Frau kicherte. »Das stimmt. Mama mochte dich noch nie, Liebling, und das weißt du auch.«
    Zu ihr gewandt fuhr
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