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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen
Autoren: Erma Bombeck
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Wort zum Schluß: Woran merken Sie, daß der Ball zu Ende ist? Erstens werden Ihnen die Ohren klingeln, nachdem die Kapelle längst weg ist, und Ihre Augen aufhören von den vielen Anti-Akne-Wässern zu brennen. Zweitens wird Ihr Wagen als einziger noch auf dem Parkplatz stehen. Das heißt, wenn Sie Glück haben.«
    Ich persönlich fand eigentlich, daß Mrs. Bitterly etwas zu schwarz malte. Bis auf die Kleinigkeit, daß ich noch zwei Tage nach dem Ball dauernd den Hörer abhob, obwohl das Telefon gar nicht geklingelt hatte, überstand ich es gut. Die Kinder schienen sich auch amüsiert zu haben.
    Vielleicht war es mein Erfolg auf der Tanzerei, der mir den nötigen Mut gab: Ich fragte meinen Sohn, wie er sich seine Zukunft vorstellte.
    »Ich hab’ mich schon mal orientiert«, sagte er. Auf seinem Schreibtisch lagen die Kataloge sämtlicher denkbaren Colleges, alle mit mir unbekannten Namen. In einigen blätterte ich: Diablo-Karateschule, Elektronik und Stereoinstallation, College für Transzendentales Kegeln.
    »Kommen die denn ernstlich für dich in Frage?«
    »Ich habe schon viele streichen müssen«, sagte er. »Besonders die hinter dem Eisernen Vorhang. Deren Football-Mannschaften sind unter jeder Kritik.«
    »Weißt du, wir könnten uns doch eine Art Urlaub daraus machen, du, dein Vater und ich, und uns einige ansehen.«
    Urlaub? Ich habe auf der Intensiv-Station schon angenehmere Tage verbracht.
    Das erste College war »out«, weil es bis zum Skigebiet 30 km waren. Das zweite war
    »out«, weil das dortige Footballteam voriges Jahr sechs Spiele hintereinander verloren hatte. Das dritte war »out«, weil dort nach einem System benotet wurde. Das vierte, das wir besichtigten, fand er himmlisch. Die Räume glichen Zellen mit schimmligen Wänden. Ein Mädchen im Bademantel führte ihren Hund auf dem Korridor spazieren. Irgendwo briet jemand verbotenerweise Würstchen.
    »Wieviel Waschmaschinen haben Sie?« fragte ich. Im ganzen Zimmer wurde es
    mäuschenstill.
    »Wann ist Sperrstunde, zu der man abends zu Hause sein muß?« Diesmal wurde es im ganzen College mäuschenstill.
    »Wo ist Ihre Hausmutter?« Da wurde es im ganzen Bundesstaat totenstill.
    Nein, nein, es war kein schuldbewußtes Schweigen. Sie lachten sich innerlich krumm und schief.
    Über die zwischenmenschlichen Beziehungen konnte ich ebenfalls nur den Kopf schütteln.
    »Schlafnachbar« hatte einen ganz anderen Beiklang als früher »Freund« oder »Kamerad« oder –
    wie ein Freund meiner Tochter den ledigen Vater auf einer Geburtsurkunde bezeichnete –
    »Bezugstyp.«
    Ich erinnere mich an die Hochzeit der Tochter von Bekannten. Die Braut trug nach altem abergläubischem Brauch etwas Altes, etwas Geborgtes, etwas Blaues: ein paar alter Jeans. Sie hatte ihren Mann kennengelernt, als er mit ihrer Freundin zusammenlebte. Ich weiß noch, daß die Orgel ein Kirchenlied spielte, das mir wehmütig vertraut war. Erst konnte ich es nicht recht einordnen. Während die beiden das Jawort sprachen, fiel es mir ein: »Noch sind die Tage der Rosen …«
    Als ich das nächste Mal in die Leihbücherei ging, fragte ich nach einem modernen Benimmbuch, und die Bibliothekarin empfahl mir das zeitgemäße Werk: SO ODER SO
    KÖNNTE ES KLAPPEN.
    Beim Überfliegen des Inhaltsverzeichnisses stellte ich fest, daß sich einiges geändert hatte seit den Tagen, als Amy Vanderbilt empfahl, bis zur öffentlichen Bekanntgabe einer Verlobung beim Händedruck die Handschuhe anzubehalten.
    Ein Kapitel beschäftigte sich mit dem Rendezvous: Wie lange darf ein junger Mann, der sich vollständig anzieht, ein Mädchen warten lassen?
    Hochzeiten: Was tun, wenn der Bräutigam noch verheiratet ist?
    Gast und Gastgeber: Bei welchen Anlässen trägt man die Schuhe an den Füßen, bei welchen in der Hand. Körperpflege: Die sechs großen Anlässe im Leben, zu denen man sich die Unterschenkel rasiert.
    Logierbesuch: Wie erklärt man seiner 65jährigen Mutter, die den Boyfriend auf einen ausziehbaren Fernsehsessel betten will, was eine »feste Beziehung« ist.
    Stellung suchen und andere Widrigkeiten.
    Personen miteinander bekannt machen: Wie erklärt man der Lehrerin der vierten Grundschulklasse, daß man zwei Sorten Söhne im gleichen Alter hat, die durch Scheidung zusammengehören.
    Selbstverständlich sind die Kinder heutzutage anders als früher. Die meisten sind während der Werbeeinschaltungen beim Spätkrimi gezeugt, nach allen nur denkbaren Regeln neuer Erziehungssysteme behandelt,
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