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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen
Autoren: Erma Bombeck
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äußerlich schwabbelndes Fett bekämpft, meine Phantasien durchleuchtet, meine Kaufmotivationen geprüft, meine Ehe seziert, meine Sternzeichen astrologisch bestimmt und bin meine beste und einzige Freundin gewesen. Ich habe Ordnung in mein Leben gebracht, meditiert, meine Schuldgefühle abgebaut, mich der neuen Moral angepaßt und so manche Stunde des Tages damit vertan, mich zu verstehen, zu deuten, zu lieben. Wissen Sie, was? Ich finde mich stinklangweilig. Wenn es nach mir ginge, hörte ich nie wieder ein Wort über mich. Ich bin auf mich auch gar nicht mehr neugierig. Ich empfinde kein Bedürfnis mehr, ein besserer Mensch zu werden. Ich habe nicht einmal mehr die nötige Geduld, herauszuklamüsern, was ich empfinde.
    Wenn ich Wörter wie Input, Konzept und Feedback nie mehr im Leben höre, ist es mir nur zu recht. Und wenn ich noch einmal Gemeinschaftserfahrung oder Lebensphase sage, verdorrt mir hoffentlich die Zunge. Nach einem Jahr der Lektüre von 62 Selbsthilfebüchern und Artikeln bin ich auf etwas sehr Interessantes gekommen. Man findet das Glück gar nicht. Das Glück findet einen. Ist jemand verheiratet, hält man ihn für glücklicher als die anderen, die es nicht sind.
    Kann jemand sich sein Leben einrichten, wie es ihm paßt, und hat er die nötigen Mittel dazu, hält man ihn für glücklicher als andere. Liebt jemand und wird wiedergeliebt, hält man ihn für glücklicher als andere. Finanzielle Sicherheit hilft natürlich auch, glücklicher zu machen.
    Aber ich habe noch etwas entdeckt. Es ist nicht mehr gestattet, deprimiert zu sein, so wenig wie man altern darf.
    Schon jetzt fragen manche, was aus all den alten Leuten geworden ist. Sie sind in den Untergrund gegangen, weil wir in einer Zeit leben, in der man aus Synthetik gemacht sein muß: pflegeleicht und faltenfrei.
    Wenn deine Hände so jung aussehen wie die deiner verheirateten Tochter, wird dich sofort eine Werbefirma engagieren. Wenn du siebzig bist und noch ein paar Steppschritte beherrschst, wird man dich in einer Show auftreten lassen. Wenn du den Bürgerkrieg erlebt hast und noch ein Fähnchen schwenken kannst, wird man dir begeistert huldigen.
    Aber das Syndrom »Seid gefälligst alle glücklich« ist auch schlimm. Wie habe ich die Tage der Verzweiflung genossen, an denen ich in himmlischem Selbstmitleid badete, ja fast darin ertrank. Die schwarzen Tage des Unglücks, an denen mich kein Mensch anerkannte, ich überarbeitet und unterbezahlt war und Schrunden an den Fersen hatte, weil ich im Winter nie Socken trug. Ich kriegte es von allen Seiten! Mein Haar hatte keine Naturwelle. Der Heißwasserboiler rostete. Die besten Freunde meines Mannes wurden alle befördert. Mein Kind ließ eine Schreibmaschine fallen, die der Schule gehörte. Jemand fragte, ob mein Jüngster mein Enkel sei. An dem Morgen, als ich Fahrdienst hatte, war die Wagentür zugefroren.
    Vielleicht wußte ich wegen solcher Tage die anderen um so mehr zu schätzen, an denen mein Frauenarzt mir mitteilte, ich hätte nur eine Grippe, und der Trockenschleuder nur eine Sicherung für 15 Cent fehlte. Dieses Buch will nicht alle Anleitungen zur Selbsthilfe abwerten.
    Es will nur aufzeigen, wie absurd es ist, 12 Dollar 95 für ein Kochbuch auszugeben, das einem beibringen will, wie man Geld spart. Es will beweisen, wie albern es ist, ein Buch über Schuldkomplexe zu lesen, das einem droht: »Wenn du das nicht liest, wirst du es Zeit deines Lebens bereuen.« Es nimmt nur diejenigen Bücher aufs Korn, die einem 362 Seiten lang einreden: »Hören Sie auf keine Ratschläge. Nehmen Sie Ihr Leben selbst in die Hand.«
    Nach Lektüre von 62 Büchern und Artikeln über den Umgang mit mir selbst ist mir klargeworden, daß ihnen allen etwas fehlt, nämlich Humor. Ich kann nicht glauben, daß Menschen in den Spiegel ihres Tuns und Lassens blicken und dabei ernst bleiben können.
    In Gail Sheehy’s Neue Wege wagen steht ein Absatz, in dem für mich all das zusammengefaßt ist, was wir beim Streben nach dem Glück falsch machen.
    »Es sollte eine Belohnung für diejenigen geben, die begreifen, was ›genug‹ eigentlich bedeutet. Gut genug. Erfolgreich genug. Schlank genug. Reich genug. Sozial
    verantwortungsbewußt genug. Hat man Selbstachtung, hat man genug, und hat man genug, hat man auch Selbstachtung.«
    ICH SCHENK’ MIR TÄGLICH ROTE ROSEN verwirklicht ein paar meiner
    Wunschträume. Ich wollte immer eine Autorität sein, ganz gleich, auf welchem Gebiet.
    Jahrelang habe ich
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