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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen
Autoren: Erma Bombeck
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Fackel. Wenn man es sich recht überlegt – die Mütter weinen in althergebrachter Weise, wenn man heiratet, wenn aber ein Kind zur Welt gekommen ist, lächeln sie schadenfroh, als wollten sie sagen: »Warte nur, du kriegst schon noch dein Fett …« Ich hatte keine einzige Freundin, die nicht zu hören bekommen hatte, daß ihre Mutter ihretwegen 36 Stunden in den Wehen gelegen hätte, daß ihre Schwangerschaftsstreifen in der Sonne nie braun wurden und daß ihr Erscheinen auf dieser Welt mit einer Wirtschaftskrise zusammenfiel, »was sicher nur Zufall sei, aber man könne ja nie wissen …«
    Als ich 25 wurde, hatte ich bereits eine Liste von Dingen beieinander, die ich mein Leben lang bereuen würde. Sie hätte eine ganze Wand bedeckt.
    »Wenn du das Kind brüllen läßt und dir dabei weiter die Nägel polierst, wirst du es dein Leben lang bereuen.«
    »Wenn du nicht sofort aufstehst, ein Anti-Grippe-Mittel nimmst und zur Schule fährst, wo Andy bei der Erntedankfeier das Weizenkorn spielt, wirst du es dein Leben lang bereuen.«
    »Wenn du nicht die fetten Saucen wegläßt und dich eisern auf Quark umstellst, wirst du es dein Leben lang bereuen.«
    »Wenn du deinen Mann nicht auf dem Angelausflug an den Verschütt-See begleitest, wo die Hütte nur einen Holzofen hat, die Lufttemperatur 35, die Wassertemperatur des Sees (voller Blutegel) 10 Grad beträgt, und so tust, als amüsiertest du dich köstlich, wirst du es dein Leben lang bereuen.«
    Wenn ich beim Zahnarzt angesagt war, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wenn ich schläfrig war und früh zu Bett ging, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wenn uns die Zahnpasta ausging, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wenn jemand mich nach der Zeit fragte und meine Uhr war stehengeblieben, hatte ich ein schlechtes Gewissen.
    Beim Waschmaschinenmechaniker, der für 42 Dollar ein Windelhöschen aus dem
    Abflußschlauch entfernte, entschuldigte ich mich dafür, daß mein Kind noch nicht sauber war.
    Ich entschuldigte mich beim Babysitter, daß der Fernsehempfang so schlecht sei und ich keine frische Zitrone für die Cola hatte.
    Ich entschuldigte mich sogar bei einem Telefonbeantworter, der mich bat, am nächsten Tag zur Bürozeit nochmals anzurufen.
    Aber die ärgste aller im Namen des seelischen Gleichgewichts begangenen Sünden war doch die einer Mutter, die morgens nicht rechtzeitig aufstand, um der Familie das Frühstück zu machen. Es war unvorstellbar … es war unamerikanisch …: es war schlechterdings gewissenlos.
    Ich habe mir schon manchmal gedacht: Wenn es Lehrfilme für Bräute gäbe, könnte einer so manche von der Eheschließung abhalten: der, in dem die Mutter am Morgen ihre Familie startklar macht.
    Ein Musterbeispiel für Schuldgefühle!
    Ich bekam die Vorwürfe, wenn die Milch zu heiß, das Brot noch gefroren und der Küchenfußboden für die nackten Füße meiner Lieben zu kalt war.
    Ich war schuld, daß sie ihre Hausaufgaben nicht fertiggemacht hatten, weil ich ihnen um 1
    Uhr nachts das Licht abgedreht und verlangt hatte, daß sie schlafen gingen. Ich nahm auf mich, daß ihre Turnsachen noch nicht trocken waren, weil ich sie die ganze Nacht in der Waschmaschine gelassen hatte, statt mir den Wecker zu stellen und sie in die Trockenschleuder zu stecken.
    Hatte eine Gabel verbogene Zinken, ich bekam den Krach.
    Selbstverständlich war ich es schuld, wenn das Entschuldigungsschreiben nach einer Krankheit nicht fertig war, ehe die Kinder aus der Tür mußten. Zwang ich sie, ihre Betten zu machen, so blieb ihnen dadurch keine Zeit mehr, auf die Toilette zu gehen, und dann ging das Kopfweh, das sie den ganzen Tag hatten, auch zu meinen Lasten.
    Trödelten sie und verpaßten den Schulbus, mußte ich sie zur Strafe zum Unterricht fahren und später wieder abholen. Waren sie erst einmal draußen, so besichtigte ich, was auf ihren Tellern liegengeblieben war. Aß ich es, verletzte ich die Diätregeln und war rückfällig. Warf ich es weg, war ich eine Verschwenderin und eine schlechte Hausfrau.
    Ich war eine bequeme Zielscheibe, das wußte jeder. Ich konnte kein Gespräch führen, ohne daß mich jemand fragte:
    »Haben Sie dafür tatsächlich den vollen Listenpreis gezahlt?« –
    »Haben Sie das Kind volle neun Monate ausgetragen?« –
    »Wollen Sie im Ernst behaupten, vier volle Jahre auf dem College gewesen zu sein, ohne je richtig Bridgespielen zu lernen?« – »Sie haben nicht stillen können? – Wie tragisch!«
    Mit dreißig wußte ich immerhin schon so
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