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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)
Autoren: Babak Rafati
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nichts mehr in mich hineinfressen, weil ich erlebt habe, wie sehr Grübeln von innen her die Seele zerfrisst. Zukünftig will ich nur noch eine offene Kommunikation anwenden. Bemerkungen, die ich nicht verstehe oder die ich als Angriff empfinde, werde ich offen ansprechen und zwar bei dem, der sie gemacht hat und um Erläuterung bitten. Ich werde keine schlaflosen Nächte mehr mit Deutungen zergrübeln, wie jemand etwas gemeint haben könnte – ich werde ihn einfach fragen. Ich baue mir zukünftig Brücken statt Mauern.
    Ich habe gelernt, dass mein Schicksal nicht nur durch die Ereignisse bestimmt wird, sondern vor allem durch die Bedeutung, die ich ihnen gebe.
    Ein weiteres, wichtiges Moment: Erkenne dich selbst und hol dir Hilfe bevor es zu spät ist. Ich will offen Signale senden und mit Vertrauten offen über meine Probleme und Belastungen sprechen, anstatt alles in mich hineinzufressen, wie ich das 18 Monate gemacht habe. Dazu gehört auch Hilfe zu suchen und Hilfe anzunehmen. Ich hatte enorm große Angst vor der Diagnose »Depression« und jeglicher Form der Therapie, weil uns immer unterschwellig suggeriert wird, dass wir »Irre« sind, wenn wir zum Psychologen oder in schwierigen Fällen in die Psychiatrie müssen. Aber heute weiß ich, dass man davor überhaupt keine Angst haben muss und ich möchte jedem Mut machen, sich in einer Depression ärztlichen Beistand zu suchen, so schnell es geht. Alle Ärzte haben mir immer wieder bestätigt, dass die Krankheit eine sehr gute Erfolgsaussicht auf Heilung hat, je früher man sich behandeln lässt – desto besser. Ich behaupte sogar, dass jeder von uns ab und an eine Therapie brauchen kann. Für gesunde Menschen als gesundheitliche Vorbeugung, als eine Art Feedback, ob noch alles auf dem richtigen Weg ist, dann für Menschen im Anfangsstadium einer Depression, um weiteren Schäden präventiv entgegenzuwirken – und für bereits Erkrankte als unumgänglicher Weg, um eine Heilung herbeizuführen. Ich wollte meine Probleme immer alleine lösen und habe gegenüber allen, die mir hätten helfen können, meine Gefühle unterdrückt. Ich hätte mich früher niemals freiwillig in Therapie begeben, denn ich durfte doch niemals krank sein, so dachte ich. Das war ein fast tödlicher Fehler. Man muss über seinen Schatten springen und auf seine innere Stimme hören, denn im Unterbewusstsein passiert etwas Gewaltiges, wenn man genau hinhört. Und Gefährliches, wenn man nicht hinhört. Übrigens kommt Depression aus dem lateinischen Verb deprimo = unterdrücken. Deswegen mein Wunsch: Lasst euch nicht unterdrücken.
    Der Beginn einer Therapie ist wie eine Lebensversicherung. In diesem Prozess, in den vielen Gesprächen mit Dr. Hettich und während meiner langen Waldläufe habe ich mein eigenes ICH und mein Bewusstsein wieder entdeckt, dafür bin ich unendlich dankbar.
    Vom ersten Tag an hatte ich mir Vorwürfe gemacht, warum gerade ich versucht habe, mir das Leben zu nehmen. In eine Depression zu fallen hat nichts damit zu tun, dass man kein intaktes Umfeld hat. Es kann jeden treffen. Auch mich, obwohl ich ein Leader-Typ bin, in der Schule sogar Schulsprecher, in der Mannschaft Kapitän war und immer sehr extrovertiert und kommunikativ war bzw. bin. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird die Krankheit Depression 2020 auf Platz 2 der Gesundheitsgefahren landen. Ich muss mich nicht entschuldigen und schämen, dass ich kein Übermensch bin. Meine Schuldgefühle bin ich heute endlich los, ich habe meine Tat in meine Biografie integriert, sie ist untrennbar ein Teil von mir. Ich habe gelernt, Selbstverantwortung zu übernehmen. Niemand ist für meine Tat schuldig, sondern ich bin allein verantwortlich für das Geschehene. Ich bin Unternehmer meines eige nen Schicksals. Ich vergleiche mich mit einem gut geführten Wirtschafts unternehmen. Ich muss kontinuierlich wachsen, mich entwickeln, beständig und innovativ sein und dabei Strategien und Geschäftsmodelle ausarbeiten für meine bessere Zukunft. Ich vertraue zukünftig auf meine innere Stimme, vertraue auf meine Werte und Fähigkeiten. Das Leben gibt mir dann am meisten, wenn ich bereit bin das Meiste daraus zu machen, was mir das Leben gibt. Die Krankheit hat mir ein neues Leben geschenkt, ich bin der lebende Beweis dafür.
    Ich darf weinen, denn dahinter steckt der psychische Druck der nicht ausgedrückten Gefühle. Und die müssen raus. Ich hätte das ruhig vor der Tat mal öfter tun sollen, einfach weinen. Männer
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