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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)
Autoren: Babak Rafati
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unseres Malaysia-Urlaubs – der nichts anderes war als ein weiterer, wichtiger Teil der Therapie – sehr viel Zeit für Überlegungen eingeräumt, mit welchen neuen Lebenszielen wir zurück nach Deutschland starten wollten. Das tropische Klima hatte sehr viel zu unserer inneren Ruhe beigetragen, wir waren in einen sanften Gleichmut verfallen und ein breites Lächeln zog sich durch unser Gesicht, wann immer wir uns ansahen. Nach all diesen positiven Erlebnissen beschlossen wir, uns nie wieder durch äußeren Druck von unseren neuen Lebenszielen abbringen zu lassen. Uns war klar geworden, wie die hohe Geschwindigkeit, die heute alle Geschäftsprozesse und damit alle beteiligten Menschen bestimmt, die Qualität des Umgangs von einem Miteinander in ein Gegeneinander wandelt. Das ist leider nicht nur ein Problem im Spitzenfußball – es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das jeder schon beim Aufzug fahren erleben kann – Menschen, die aneinander vorbeischauen oder die Decke anstarren, anstatt sich freundlich zuzunicken und sich einen guten Tag zu wünschen.
    Wir sind Gefangene dieser Konkurrenzgesellschaft, in der man immer häufiger hört: »Unterm Strich zähl nur ich!« Freundschaft im Beruf ist sehr selten geworden, ein hohes Maß an Kollegialität, wie ich es in meiner Sparkasse Hannover erfahren habe ist äußerst selten. Unser voriges Leben in Deutschland erschien uns plötzlich ausschließlich objektbesessen, materialistisch, konsum- und profitorientiert. Es muss alles immer schneller, höher und weiter gehen egal zu welchem Preis, wobei die Prinzipien der Fairness und Gerechtigkeit mit Füßen getreten werden. Ich habe mich für Menschlichkeit und Herzlichkeit entschieden, denn ich bin überzeugt, dass wir mit diesen Tugenden alle Sprachen der Welt sprechen und der Mensch sich egal auf welchem Fleck der Erde mit seinem Gegenüber versteht. Und ich bin entschlossen, davon nie wieder abzurücken. Es gibt den Spruch: » Zeit ist Geld « . Ich habe mich für das Gegenteil entschieden. Meine neue Lebens-Philosophie heißt: » Zeit ist Leben « , weil ich nunmehr dem Leben eine größere Bedeutung beimesse als es in der Gesellschaft üblich ist. Wir hatten in Malaysia Menschen erlebt, die mit einem minimalen Bruchteil unseres Wohlstandes glücklich wären. Für viele würde schon regelmäßiges Essen, ein Dach über dem Kopf oder ein Kühlschrank Wohlstand bedeuten. In Deutschland ist für viele das größte Problem, sich im Supermarkt zwischen vierzig verschiedenen Joghurt-Sorten zu entscheiden. Und sie leben in all dem Überfluss hier trotzdem unglücklich. Oder genau deshalb? Wir waren entschlossen, uns in unseren materiellen Ansprüchen »downzugraden« und neue sinnerfülltere Lebensziele zu verfolgen, mehr im »Heute« zu leben als in der ständigen Jagd nach Anerkennung im Morgen. Ich werde mich nicht mehr über die gesellschaftliche Anerkennung definieren. Ich werde zukünftig allen Menschen aus dem Weg gehen, die meine Lebenssicht nicht teilen, dass wir nur in der Gemeinschaft mit anderen Menschen Erfüllung finden und unsere Probleme lösen werden – und dass wir nicht auf dieser Welt sind, um uns rücksichtslos nur für den eigenen Vorteil über alles und jeden hinwegzusetzen.
    Ich habe gelernt, das wertzuschätzen, was ich habe und mich nicht darauf zu fokussieren, was ich nicht habe.
    Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr perfekt sein zu wollen – sondern zuerst mal menschlich sein zu dürfen, sich auch Fehler zuzugestehen und zwar als Chance, aus diesen zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Sich nicht abhängig zu machen von anderen Menschen und deren wechselnden Meinungen bedeutet aber auch, seine eigenen hohen Ansprüche nicht gleichfalls bei anderen zu erwarten und einzufordern. Wertorientiertes, menschliches Handeln ist eine Vision, die zunächst nur wir selbst in unserem eigenen Umfeld aufbauen können. Wir stürzen in unlösbare Konflikte, wenn wir ebenso wertorientiertes Handeln von anderen Menschen erwarten. Ich erwarte in Zukunft nie wieder Dinge von anderen, die ich mir selbst abverlange, denn seine hohen Ansprüche auch von anderen zu erwarten, um dann enttäuscht zu werden, das kann zerstören, das hätte mich fast zerstört. Wenn man sich nicht täuscht, über das was von anderen Menschen zu erwarten ist, kann man auch nicht enttäuscht werden. Ich bin, was andere Menschen anbelangt, erwartungsfrei geworden und lasse mich aber gerne positiv überraschen. Ich werde aber auch
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