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Ich komme, um zu spielen (German Edition)

Ich komme, um zu spielen (German Edition)

Titel: Ich komme, um zu spielen (German Edition)
Autoren: Victoria Dahl
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haben hier mindestens drei verschiedene Brandzeichen“, sagte er sachlich, während Brady über das Geröll zu ihm herunterschlidderte.
    „Sheriff! Ach du Scheiße, Sheriff, Sie bluten ja wie verrückt!“
    „Los, hol Hilfe!“
    „Aber es ist viel zu weit!“
    „Ja“, seufzte Hale. „Ich weiß.“ Und dann kippte der Himmel endlich zur Seite.
    Er wurde von einem gleißenden Schmerz und sehnsüchtigen Träumen, die sich um Lily drehten, geweckt.
    „Halt“, murmelte Hale in dem Versuch, den Arzt anzubrüllen, der offenbar gerade die Kugel aus seiner Wunde operierte. Anders konnte er sich den Schmerz jedenfalls nicht erklären. Die Welt schwankte, dann hörte der Schmerz ganz plötzlich auf.
    Brady erschien in seinem Blickfeld und beugte sich über ihn. „Tut mir leid, Sheriff, aber ich muss Sie in die Stadt schaffen.“ Dann befeuchtete er Hales Lippen mit einem eiskalten, nassen Lappen. Also doch kein Arzt. Der Weg nach Hause war noch nicht geschafft.
    „Es hat keinen Sinn, Deputy“, sagte er, obwohl ihm bewusst war, dass Brady ihn niemals zurücklassen würde. „Machen Sie schon, reiten Sie heim zu Ihrer Frau.“ Doch der Deputy stieg wieder auf und sie ritten weiter. Der hastig zusammengezimmerte Schlitten holperte über jede Unebenheit und Rille im Boden.
    Hale biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. Als die Ohnmacht ihn überkam, war er wieder bei Lily. Er war in ihr, versuchte, ihr wehzutun, so wie sie es mochte, aber aus irgendeinem Grund empfand er selbst den Schmerz, den er eigentlich ihr zufügte. Tage später wachte er wieder auf. Vielleicht waren aber auch nur ein paar Minuten vergangen, denn er rumpelte immer noch über den unebenen Grund. Die Schmerzen waren schlimmer geworden, so als würden mit jeder noch so kleinen Bewegung Glassplitter in seine Seite gerieben.
    Er stellte sich vor, wie seine Innereien jetzt schon schwarz anliefen und verwesten, aber der Gedanke machte ihm nichts aus. Er starb, das wusste er. Zwar zog nicht sein ganzes Leben vor seinem inneren Auge vorbei, dafür quälten ihn aber all seine Sorgen. Lily hatte gerade angefangen, ihn davon zu überzeugen, dass Maries Worte nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen mussten. Sie hatten einfach nicht gut zueinander gepasst. Ihr gefiel es nicht, mit ihm zu schlafen, dabei hatte er noch viel mehr gewollt als das.
    Was ihm wirklichen Kummer bereitete war, dass er niemals die Scheidung eingeklagt hatte. Er war nicht frei gewesen, Lily zu lieben.
    Natürlich war es noch viel zu früh, um von Liebe zu sprechen. Selbst seine Besessenheit von ihrem Körper konnte ihn nicht davon überzeugen, dass er bereits so große Gefühle für sie hegte. Aber er hätte die Möglichkeit haben sollen.
    Was Lily und er taten, mochte falsch sein, aber er wollte noch eine ganze Weile damit weitermachen, verdammt noch mal! Er hatte einmal einen Mann gekannt, der besessen von Frauenfüßen gewesen war, und der hatte sich auch nicht geschämt, sondern laut von den Chinesinnen fantasiert, die ihm in Kalifornien begegnet waren.
    Und jetzt lag Hale blutend auf seiner Bahre und wünschte, er könne in der Zeit zurückgehen und mit Lily ganz von vorne anfangen, diesmal mit weniger Schamgefühlen.
    Und ihre Bibliothek wollte er auch sehen.
    Verdammt.

7. KAPITEL
    „Tom“, schluchzte eine Frau, die über ihm kniete.
    „Lily“, versuchte er zu antworten, aber seine Zunge war zu schwer.
    „Mein armes kleines Mädchen wird jetzt zur Witwe.“
    Aber Lily war bereits Witwe, also gaben diese Worte keinen Sinn. Seine Verwirrung verblasste und machte völlig anderen Gedanken Platz. Ihm war eine Idee gekommen, wie er Lily das nächste Mal nehmen wollte, wenn sie sich sahen. Sein Plan war absolut unnatürlich und sündig, und Lily würde er wahrscheinlich über alle Maßen gefallen. Aber Moment … Wenn er sie das nächste Mal sah, würde er doch schon lange tot sein!
    „Verdammt“, murmelte er.
    „Tom?“
    Lily nannte ihn nicht so. Soweit er wusste, kannte sie seinen Vornamen nicht einmal. Und das war auch gut so, denn er mochte es nicht mehr, Tom gerufen zu werden. Nur Maries Familie nannte ihn heute noch so, und …
    Oh, jetzt ergab das alles einen Sinn! Es war seine Schwiegermutter, die sich über ihn beugte und ihm mit jeder Bewegung in den Magen stieß. Himmel, konnte er nicht einmal sterben, ohne dass ihn die schmerzhaften Erinnerungen an Marie verfolgten?
    „Celia“, hörte er eine Männerstimme sagen. „Verschwinde hier, verdammt!“
    „Aber er
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