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Ich komme, um zu spielen (German Edition)

Ich komme, um zu spielen (German Edition)

Titel: Ich komme, um zu spielen (German Edition)
Autoren: Victoria Dahl
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Rodriguez blutend und durstig in der brennenden Sonne vor sich hingesiecht hatte, bis er endlich erlöst worden war.
    Sie hatten Spuren gefunden, die von dem Leichnam fortführten. Wenn Hale den Hurensohn gefunden hatte, der dafür verantwortlich war, würde er dafür sorgen, dass er einen langsamen Tod starb. Ein gebrochenes Genick war noch zu gut für dieses Tier. Nein, der Schuldige sollte durchleben, was sein Opfer durchlitten hatte. Er sollte den Tod kommen sehen und langsam gehängt werden.
    Aber ehe Hale ihn an den Galgen bringen konnte, musste er ihn finden, und bislang gab es nicht einmal den Hauch einer Spur. Die Fußstapfen neben der Leiche hatten sich nach wenigen Schritten im Sand verlaufen.
    Hale gab Deputy Brady, der in etwa hundert Metern Entfernung neben ihm her ritt, ein Handzeichen, das der Hilfssheriff erwiderte. Keine Neuigkeiten.
    „Verdammt.“
    Wenn sie heute noch die Stadt erreichen wollten, würden sie bald umkehren müssen. Und Hale wollte unbedingt die Nacht zu Hause verbringen. Dennoch ritt er weiter geradeaus. Bradys Frau sollte diese Woche ihr Kind zur Welt bringen, und doch hatte sich der Hilfssheriff nicht ein einziges Mal beklagt. Verglichen mit den seinen waren Hales Sorgen unwichtig. Bedeutungslos. Aber heute hatte der Schreiner Lilys Regale fertiggestellt, und er wollte das Ergebnis sehen, wollte diesen Augenblick mit ihr teilen.
    Doch Hale wusste, dass er sich große Vorwürfe machen würde, wenn sie nun umkehrten und morgen ein weiterer toter Cowboy in der Prärie lag. Die Menschen hier unterlagen seinem Schutz.
    Im Augenwinkel sah er einen Habicht aufsteigen und einen bestimmten Punkt umkreisen. Noch im gleichen Moment roch Hale den Rauch.
    Vermutlich war es nichts, aber er sah sich trotzdem genau um und trieb sein Pferd zur Eile an. Der Geruch wurde mit jedem Meter stärker. Hale kniff die Augen zusammen und gab Brady ein Zeichen. Ein kurzer Blick zur Seite zeigte ihm, dass der Hilfssheriff konzentriert geradeaus blickte. Vermutlich war er gerade tief in Sorge um seine Frau und in trübe Gedanken versunken.
    Hale hielt die Hand erhoben und ließ das Pferd einen langsamen Kreis laufen. Er konnte den Rauch nicht sehen, doch der Geruch war unverkennbar. Im Norden erhob sich ein flacher Felsen, hinter dem man vor Blicken geschützt war. Wenn das Feuer klein war, würde es durch das Gestein verdeckt werden.
    Brady hatte Hales Zeichen endlich bemerkt und ritt auf den Sheriff zu, während dieser sein Pferd ganz langsam und vorsichtig in Richtung der Felsen lenkte. Ein paar Dutzend Schritt abseits des Wegs zog er seine Pistole.
    Plötzlich hörte er das feine Klackern rieselnden Gerölls. Ohne Brady anzusehen, winkte er in Richtung Westen. Der Hilfssheriff bestätigte die Anweisung mit einem leisen Pfiff. Sie würden die Erhebung von beiden Seiten umzingeln und ihre Beute so hoffentlich einkesseln können.
    Wenn sich überhaupt jemand dort aufhielt, war es wahrscheinlich nur ein Cowboy oder ein Herumtreiber. Vielleicht auch ein einsamer Indianer. Dennoch hob Hale die Pistole und lenkte sein Pferd vorsichtig durch das Labyrinth der losen Steine.
    Plötzlich durchdrang das tiefe Brüllen eines Ochsen die Stille. Hale wollte sich schon entspannen – nur eine Rinderherde zwischen den Felsen –, als er um die Erhebung herumritt und das Vieh entdeckte. Hier stimmte etwas nicht. Die Herde stand viel zu eng beisammen, eingepfercht von einem flachen Ring aus Dornbuschzweigen.
    Als er sich von seinem Pferd gleiten ließ, hörte er den Hahn einer Pistole klicken.
    Dann spähte ein Mann hinter einem Felsen hervor. Hale sah genauer hin. Ja, er hatte sich nicht geirrt: Dieses von hellem Haar umrahmte Gesicht kannte er.
    „Serge?“, rief er. „Was machst du denn hier draußen?“
    Nun sah auch Serge genauer hin. „Sheriff? Nich viel mach ich. Sammel nur ein paar Streuner ein.“
    „Und warum ziehst du dann deine Waffe?“
    „Kann man nich sicher sein, heutzutage.“
    Wo er recht hatte, hatte er recht. Allerdings war Serge nicht gerade ein vertrauenerweckender Geselle. Erst vor ein paar Monaten war er in der Stadt aufgetaucht, und nur wenige Tage später hatte Hale ihn wegen Betrugs beim Kartenspiel zum ersten Mal in die Zelle verfrachtet. Er war ein übler Trinker und ausgesprochen habgierig, aber für einen Mörder hielt der Sheriff ihn nicht.
    Er beschloss, das Vieh eingehender zu begutachten. Vielleicht spielte Serge den Cowboy ja auch nur. „Für wen arbeitest du denn?“
    Serges
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