Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben
Autoren: Victoria Dahl
Vom Netzwerk:
war nicht mal was, das er hätte ignorieren müssen!
    Und so war es bis heute. Sie war einfach nur eine weitere Bürgerin von Tumble Creek. Jemand, für den er verantwortlich war. Vielleicht ein bisschen mehr als für andere, weil ihr großer Bruder Quinn sein bester Freund war. Und im Gegensatz zu seiner Schwester mit Sicherheit hellwach und bekleidet.
    Als Ben seinen schwarzen SUV vor Mollys Haus in der Pine Street parkte, setzte er seine strengste Polizistenmiene auf. Dann sah er den Wagen in ihrer Auffahrt, und aus seinem professionellen Dienstblick wurde ein Ausdruck tiefsten Entsetzens.
    Er hämmerte etwas fester gegen Mollys Tür, als er vorgehabt hatte, aber trotzdem machte auch nach zwei Minuten noch niemand auf. Er klopfte wieder, dann zwang er sich, tief durchzuatmen und bis zwanzig zu zählen. Die Tür öffnete sich bei neunzehn.
    „Bitte sag, dass das nicht dein Auto ist.“
    Molly legte sich die Hand vor den Mund und gähnte ausgiebig. „Hey, Ben.“
    „Du hast noch einen Zweitwagen in der Garage versteckt, oder?“
    „In der Garage stehen nur tonnenweise Umzugskartons.“
    „Mit dem Ding kannst du im Winter hier oben doch keinenMeter weit fahren!“
    Sie beugte sich vor, um an ihm vorbei einen Blick auf den blauen Mini Cooper zu werfen. „Ich hab noch Winterreifen aufziehen lassen, bevor ich Denver verlassen habe. Alles in Ordnung.“
    „Nein. Nein, nichts ist in Ordnung! Erstens bin ich mir absolut sicher, dass es keine Winterreifen für Spielzeugautos gibt. Zweitens wirst du auf der erstbesten Schneewehe aufsitzen, über die du fährst, und drittens wird dich dann einer der dreihundert SUVs, die von vernünftigen Bürgern dieser Stadt gefahren werden, einfach überrollen!“
    Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und nickte weise. „Aha. Faszinierend. Hat meine Mutter dich angerufen?“
    „Nein, aber das wird sie. Und ich habe wirklich nicht genug Arbeitskräfte, um jedes Mal, wenn es schneit, zu dir zu fahren, um nach dem Rechten zu sehen, nur damit es ihr besser geht. Und ich habe definitiv nicht genug Arbeitskräfte, um dich zweimal pro Woche aus deiner eigenen Ausfahrt zu retten!“
    „Ich habe Love’s Garage schon beauftragt, hier Schnee zu räumen.“
    „Na gut, dann habe ich eben nicht genug Arbeitskräfte, um dich jeden Samstag vom Supermarktparkplatz zu retten.“
    Mit verschränkten Armen lächelte sie zu ihm hoch. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du irgendwie sexy bist, wenn du im Dienst bist?“
    Das war der Moment, in dem ihm ihr Shirt auffiel. Ihr langes, abgetragenes, praktisch durchsichtiges weißes T-Shirt. Ihre nackten Beine. Die bloßen Füße mit den rosafarben lackierten Zehennägeln. Wieder gähnte sie, und dann fröstelte sie, wobei sie unabsichtlich seine unausgesprochene Frage beantwortete, ob sie einen BH trug oder nicht.
    „Ich muss mich entschuldigen“, sagte Ben in bemüht formellem Tonfall. „Habe ich dich aufgeweckt?“
    „Ja, aber ich muss mich schließlich auch an zivilisierte Tagesabläufe halten, sonst sterbe ich vor Einsamkeit. Hier in der Gegend bleibt offenbar niemand bis nachts um drei wach. Na ja, du vielleicht. Das heißt dann: nur du und ich … und die Schneepflüge natürlich.“
    Nur du und ich …
    „Dein Hut gefällt mir wirklich gut“, fügte sie hinzu, und ihre Augen funkelten wieder so seltsam auf. „Wirklich sehr, sehr gut.“
    Unwillkürlich fasste sich Ben verlegen an die Hutkrempe. Als er bemerkte, was er da tat, ließ er seine Hand hastig wieder fallen. Es war die Art von Stetson, die fast alle Gesetzeshüter in den Rockys trugen. Kein Grund für diesen … anzüglichen Blick, den Molly ihm zuwarf.
    „Zurück zum Auto“, brummte er. „Falls man das Ding da überhaupt so nennen kann.“
    Molly öffnete die Tür ein Stückchen weiter, und eine Windbö fuhr ins Haus und wehte das T-Shirt gegen ihren Oberkörper. Als Ben bemerkte, wie deutlich sich die harten Brustwarzen unter der dünnen Baumwolle abzeichneten, hätte er sich fast verschluckt.
    „Willst du einen Kaffee?“
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich um und ließ die Tür für ihn offen stehen. Dass Ben überhaupt eintrat, war ein Akt reiner Notwehr. Er musste nämlich die Tür schließen, bevor eine weitere Windbö ins Haus wehte. Anderenfalls hätte er genauso viel über Mollys Hintern wie über ihre Brustwarzen gewusst, und das wollte er um jeden Preis vermeiden.
    „Heilige Muttergottes“, murmelte er und blieb direkt neben der Tür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher