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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben
Autoren: Victoria Dahl
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vergessen die Ursache für ihre Schreibblockade: den Mistkerl, der ihr alles kaputt gemacht hatte. Offiziell bekannt als Cameron Kasten. Hauptbeschäftigungen: Exfreund und Stalker.
    Jetzt lag eine vierstündige Autofahrt zwischen Molly und Cameron, und das bedeutete einen echten Neuanfang. Keine nervösen Blicke über die Schulter mehr, keine Notwendigkeit, jedes Geschäft, das sie betrat, vorher nach ihrem Exfreund abzusuchen. Kein Grund, die Partys ihrer Freundinnen zu meiden, nur weil Cameron dort auftauchen könnte.
    Schon witzig, wie etwas so Alltägliches plötzlich die Laune heben konnte.
    Aber es gab noch einen weiteren Faktor an Mollys neuer Lebenssituation, der möglicherweise gewaltig zu ihrer Aufmunterung beitragen würde: Eventuell und mit ein wenig Glück würde sie tatsächlich irgendwann mal wieder Sex haben! Nicht dass ein Umzug in ein Kuhkaff mit tausendfünfhundert Einwohnern normalerweise ein Garant für verbesserte Aussichten in Sachen Sex gewesen wäre. Aber Molly hatte da eine ganz bestimmte Person im Auge.
    Zwar hatte sie Ben Lawson seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Aber der Eindruck, den er damals bei ihr hinterlassen hatte, war so prägend gewesen, dass seitdem kaum ein Tag vergangen war, an dem Molly nicht an ihn gedacht hatte. Eigentlich war er in so gut wie all ihren Fantasien derHauptdarsteller. Ein splitterfasernackter, ausgesprochen williger Hauptdarsteller.
    Molly warf ihrem Spiegelbild in der Eisschranktür ein Lächeln zu, das aber sofort gefror, als sie die mehr als mickrige Auswahl in den Regalen registrierte. Und dabei hatte Tumble Creek doch nur ein einziges Diner! Sie konnte doch nicht jeden Tag dort essen! Oder vielleicht doch?!
    Wirklich, sie vermisste ihren Lieblings-Thailänder jetzt schon. Der bloße Gedanke an die würzigen Nudeln ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Schicksalsergeben öffnete sie die Schranktür und redete sich ein, dass die Packungen in ihrer Hand nicht wirklich Tiefkühl-Makkaroni mit Käse enthielten.
    „Ist das dann alles, Chief?“, fragte eine ziemlich verschlafen klingende Mädchenstimme. Trotz des gelangweilten Tonfalls sorgten diese Worte dafür, dass Mollys Herz einen kleinen Satz machte. Hastig schob sie ihren Einkaufswagen in Richtung der piependen Kasse und hielt am Ende des Gangs abrupt inne, weil der Anblick vor ihr sie so fesselte, dass sie wie gelähmt war.
    Fesselnd, lähmend, überraschend und beängstigend umwerfend.
    Er. In Fleisch und Blut, nicht nur in ihrer Fantasie.
    Als Molly der Letzte Wille ihrer Tante mitgeteilt worden war und sie plötzlich die Möglichkeit bekam, wieder zurück nach Tumble Creek zu ziehen, hatte sie sofort an Ben Lawson gedacht. Aber mit dieser Wirkung hatte sie nicht gerechnet.
    Er war perfekt. Noch immer. Er wirkte muskulöser und männlicher als bei ihrer letzten Begegnung, was Mollys ebenfalls erwachsener gewordenem Männergeschmack allerdings sehr entgegenkam. Außerdem war er bekleidet, was ein weiterer wichtiger Unterschied zu ihrer letzten Begegnung war. Aber auch gegen seine Klamotten war absolut nichts einzuwenden. Ausgeblichene, fadenscheinige Jeans und ein dunkelbraunes Uniformhemd. Die Ärmel waren hochgerollt und enthüllten kräftige Unterarme, auf denen goldene Härchen glitzerten.
    Er nickte der Kassiererin zu und reichte ihr ein paar Geldscheine. Seine Augen waren genauso schokoladenbraun, wie Molly sie in Erinnerung hatte, und in seinem Blick lag noch immer derselbe Ernst wie damals. Bens Haare hatten fast dieselbe Farbe wie seine Augen, was eigentlich langweilig hätte wirken müssen, Molly aber immer fasziniert hatte. Als sich ein zurückhaltendes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete, bildeten sich um seine Augen herum kleine Lachfältchen. Dann blickte er auf und sah Molly direkt an.
    Trotz der fünf Meter Abstand traf sein Blick Molly wie ein Blitz. Als Ben sie erkannte, hob er verblüfft die Augenbrauen und erstarrte mitten in der Bewegung. Seine Hand mit dem Wechselgeld blieb auf halben Weg zu seinem Geldbeutel einfach in der Luft hängen. Als die Kassiererin Molly einen Blick über die Schulter zuwarf, erwachte er aus seinem komatösen Zustand. Molly beobachtete, wie er sich bedankte, eine kleine Plastiktüte vom Tresen nahm und sich von der Kasse entfernte. Allerdings nicht in Richtung Ausgang, sondern in ihre Richtung.
    Er erinnerte sich noch an sie!
    Natürlich tut er das!
    Molly war entsetzt, wie sehr sie sich darüber freute. Du bist keine siebzehn mehr, wies
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