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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl
Autoren: Cecelia Ahern
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Lebewesen das aushält. Aber jetzt versteht er es. Mit jedem Schlag feuert sein Herz Blut durch den Körper. Er fühlt jede Zelle vibrieren, es pulsiert in seinem Hals, seinen Handgelenken, seinem Bauch.
    »Das ist Joyce?«, fragt Doris schockiert. »Die Telefonfrau? Na ja, sie wirkt … ganz normal, Justin. Was meinst du, Al?«
    Auch Al mustert sie und knufft seinen Bruder in die Seite. »Ja, sie sieht echt
normal
aus. Du solltest mal mit ihr ausgehen, unbedingt.«
    »Warum überrascht es euch denn so, dass sie normal aussieht?« Bum-bum, bum-bum.
    »Na ja, Süßer, allein die Tatsache, dass sie existiert, ist an sich schon eine Überraschung«, schnaubt Doris. »Die Tatsache, dass sie hübsch ist, geht schon fast als Wunder durch. Na los, frag sie, ob sie heute Abend mit dir essen geht.«
    »Heute Abend kann ich nicht.«
    »Warum?«
    »Ich gehe in die Oper!«
    »Ach, Oper, Schmoper. Wen kümmert die Oper?«
    »Seit über einer Woche redet ihr von nichts anderem. Und jetzt heißt es auf einmal Oper, Schmoper?« Bum-bum, bum-bum.
    »Na ja, ich wollte es dir nicht miesmachen, aber im Flugzeug auf dem Weg hierher habe ich nachgedacht und …« Sie holt tief Luft und legt ihm vorsichtig die Hand auf den Arm. »Es kann nicht Jennifer Aniston sein. Garantiert sitzt neben dir bloß irgendeine ältere Frau in der ersten Reihe, mit einem Blumenstrauß, auf den du keinen Wert legst. Oder ein übergewichtiger Typ mit Mundgeruch. Sorry, Al, ich meine nicht dich.«
    Justins Herz schlägt weiter mit Kolibri-Herzfrequenz, und seine Gedanken rasen mit Kolibri-Flügelschlaggeschwindigkeit. Er kann kaum denken, alles rauscht viel zu schnell an ihm vorüber. Joyce ist aus der Nähe noch viel schöner, als er sie in Erinnerung hat, mit den kurzen Haaren, die sanft ihr Gesicht umgeben. Aber jetzt macht sie Anstalten zu gehen! Er muss schnell etwas unternehmen.
Denk nach, denk, denk!
    »Dann frag sie eben, ob sie morgen Abend mit dir ausgeht«, schlägt Al vor.
    »Ich kann nicht! Morgen wird meine Ausstellung eröffnet.«
    »Lass es ausfallen. Sag, du bist krank.«
    »Das geht doch nicht, Al! Seit Monaten bereite ich mich darauf vor, ich bin der verdammte Kurator, ich darf weder krank noch sonst was sein.« Bum-bum, bum-bum.
    »Wenn du sie nicht fragst, mach ich es«, drängt Doris.
    »Sie ist doch mit ihren Freundinnen beschäftigt.«
    Joyce macht sich auf den Weg.
    Tu etwas!
    »Joyce!«, ruft Doris.
    »Herr des Himmels.« Justin versucht sich umzudrehen und in die andere Richtung zu fliehen, aber Al und Doris versperren ihm den Weg.
    »Justin Hitchcock«, sagt eine laute Stimme, und er gibt den Versuch auf, die Barriere zu durchbrechen. Langsam dreht er sich um. Die Frau neben Joyce kommt ihm bekannt vor. Sie hat ein Baby in einem Buggy neben sich.
    »Justin Hitchcock«, sagt die junge Frau noch einmal und streckt ihm die Hand hin. »Kate McDonald.« Ihr Händedruck ist ziemlich energisch. »Ich war letzte Woche bei Ihrem Vortrag in der National Gallery und fand ihn unglaublich interessant«, lächelt sie. »Und ich wusste gar nicht, dass Sie Joyce kennen«, fügt sie hinzu und stößt Joyce mit dem Ellbogen an. »Joyce, das hast du mir gar nicht gesagt! Ich war bei Justin Hitchcocks Vortrag letzte Woche, davon hab ich dir doch erzählt! Das Bild mit der Frau und dem Brief? Den die Frau gerade schreibt?«
    Joyce macht große erschrockene Augen und schaut entsetzt zwischen Justin und ihrer Freundin hin und her.
    »Wir kennen uns ja auch nicht richtig«, erklärt Justin schließlich ausweichend, kann aber nicht verhindern, dass seine Stimme zittert. So viel Adrenalin rast durch seine Adern, dass er befürchtet, wenn er nicht aufpasst, wird er gleich abheben und wie eine Rakete durchs Dach des Kaufhauses sausen. »Wir sind uns schon ein paar Mal begegnet, hatten aber nie die Gelegenheit, uns wirklich miteinander bekannt zu machen.« Er streckt ihr die Hand hin. »Joyce, ich bin Justin.«
    Sie nimmt die Hand, und ein elektrischer Stromschlag durchfährt sie beide.
    Schnell gehen sie auf Abstand. »Hoppla.« Joyce umfasst die eine Hand mit der anderen, als hätte sie sich verbrannt.
    »Ooooh«, säuselt Doris.
    »Das ist ein typisches Beispiel für statische Aufladung, Doris. So was passiert, wenn Luft und Materialien trocken sind. Die sollten hier einen Befeuchter aufstellen«, entgegnet Justin wie ein Roboter, ohne den Blick von Joyce abzuwenden.
    Frankie legt den Kopf schief und verkneift sich das Lachen. »Wie charmant.«
    »Das sage
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